Kapitel 13

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Als ich mit dem Halfter zu Finnis Paddockbox marschiere, schlüpft Alice gerade aus Lunas Box.
"Wie ist das Gespräch mit Jannik gelaufen?", fragt sie vorsichtig.
"Ich habe Schluss gemacht.", sage ich, steige durch den Zaun und hänge das Halfter an den Haken neben der Boxentür. "Du?", ruft sie ungläubig.
"Ja, ich.", sage ich nur. "Es hatte keinen Sinn mehr." Ich kratze die Heuhalme aus Finnis Selbsttränke.
"Und das war's? Keine dicken Elefantentränen, kein Liebeskummer und keine Familienpackung Eis?" Alice schüttelt erstaunt den Kopf.
"Gegen Eis hätte ich nichts einzuwenden. Nein, natürlich bin ich traurig und irgendwie ist im Moment alles ziemlich viel. Zuerst das mit Lissa und jetzt die Trennung von Jannik... Aber es hilft doch auch nichts, wenn ich mich jetzt irgendwo verkrümmel und mir die ganzeTränenflüssigkeit rausheule, oder?"
"Da hast du recht! Aber was soll's? Andere Mütter haben auch schöne Söhne.", meint Alice achselzuckend.

"Genau. Und für dich finden wir auch noch den Richtigen!", sage ich aufmunternd.
"Für mich?!" Sie reißt entsetzt die Augen auf. "Ich bin mit Marco zusammen!"
"Oh, sorry! Das ist mir jetzt peinlich, ich hatte ja keine Ahnung!", entschuldige ich mich verlegen. Es ist mir gar nicht aufgefallen, dass die beiden zusammen sind.
"Kein Problem! Hier wissen zwar alle, dass wir ein Paar sind, aber es ist nicht wirklich sehr offensichtlich. Mach dir keinen Kopf." Sie lacht und legt mir einen Arm um die Schultern. Ich habe Marco inzwischen ein wenig kennengelernt und es will nicht so recht in meinen Kopf, dass er, der eher ruhigere Typ, und die aufgedrehte Alice zusammen sind. Aber sie ergänzen sich super.

"Dann müssen wir wohl nur mehr für mich den Traumprinzen finden.", sage ich und kann ein resigniertes Seufzen nicht unterdrücken.
"Das kriegen wir hin! Was hältst du davon, wenn wir jetzt ein paar Boxen ausmisten und dann einen Toast oder so im Reiterstübchen essen?", schlägt Alice vor.
"Ist es schon so spät? So lange bin ich doch noch gar nicht hier, oder?" Ich sehe sie an.
"Es ist zwar erst zwölf, aber bis wir mit den Boxen fertig sind, dauert es ein bisschen.", erklärt sie und schnappt sich eine Mistgabel.
"Okay", sage ich, "dann hole ich mal die Schubkarre!"

***

Zwei Stunden später sitzen wir verschwitzt im Reiterstübchen. Alice isst schon den vierten Toast, ich habe nach dem zweiten aufgegeben. Wir haben den ganzen Stall mit den Paddockboxen ausgemistet und noch zwei Boxen im Turnierstall. Gloria und Bella haben uns geholfen.
"Weischschuwasch?", nuschelt Alice mit vollem Mund.
"Nein, aber bevor du es mir sagst, schluckst du bitte runter, sonst verstehe ich dich nicht.", sage ich kichernd. Sie sieht einfach zu komisch aus mit den vollen Backen. Wie ein Hamster mit Igelfrisur. Sie schluckt und wischt sich den Mund ab. "Wir könnten zu dem kleinen See im Wald reiten und eine Runde mit den Pferden schwimmen. Was hältst du davon?"
"Ohne Sattel?" Ich bin ein wenig skeptisch.
"Klar!", ruft meine Freundin.
"Ich weiß nicht, ich kann noch nicht so gut reiten.", wende ich ein.
"Wir müssen ja nicht gleich galoppieren, Schritt und Trab tun es auch." Alice sieht mich mit leuchtenden Augen an. Schließlich gebe ich mich geschlagen und stimme zu.

***

Reiten ohne Sattel ist gar nicht so schwer, nur ein bisschen ungewohnt. Wir reiten gerade am Springplatz vorbei in Richtung Wald, als Manuel, so schnell es sein verletztes Bein zulässt, angerannt kommt. Das Hemd spannt um seinen Bauch und er atmet schwer.
"Mädels, wartet mal. Wir grillen heute Abend. Alle anderen haben schon zugesagt. Wollt ihr uns Gesellschaft leisten?", keucht er und hält sich die Seite. Offensichtlich musste er sich sehr anstrengen, um uns noch einzuholen.
"Ja klar! Wann sollen wir da sein?", fragt Alice aufgeregt. Luna, die ihre Aufregung spürt, beginnt nervös zu tänzeln. Meine Freundin tätschelt ihrer Stute beruhigend den Hals.

"Machst du Witze? So lange werdet ihr ja wohl nicht weg sein. Wir treffen uns um neunzehn Uhr bei der alten Scheune.", erklärt Manuel.
"Wir werden da sein!", verspricht Alice und wir reiten weiter. "Ihr scheint ja fast alle hier zu wohnen.", stelle ich belustigt fest, als wir den Hof hinter uns gelassen haben.
"Ja, es ist so etwas wie unser zweites Zuhause. Natürlich fahren wir am Abend heim, die meisten von uns wohnen ja noch bei ihren Eltern. Aber wir sind fast alle jeden Tag hier und meine Eltern haben damit kein Problem. Aber zwischen Bella und ihren Eltern kracht es regelmäßig, weil sie so selten daheim ist, obwohl sie ja eigentlich Geld verdient, indem sie hier arbeitet. Und außerdem gehen die meisten von uns ja noch in die Schule. Manche gehen ins Gymnasium, so wie Thomas, Viktoria, Vanessa, Felix und ich. Da ist es nach den Sommerferien sowieso vorbei mit den täglichen Besuchen hier. Ich komme dann meistens nur Abends her.", meint Alice.

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