Prolog

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Ich fand seine dunkelbraunen Augen. Sie glitzerten verräterisch, so, als ob wir ein Geheimnis hätten, das nur wir kennen würden. Er ging einige Schritte auf mich zu. Ich starrte ihn weiterhin an, beobachtete sein Gesicht ganz genau. Über seinen Augen glänzte ein silbernes Augenbrauenpiercing, das aber von seinen Haaren, die ihm in die Stirn fielen, verdeckt wurde. Er hob seine Tätowierte Hand um sie sich aus der Stirn zu streichen, doch sie fielen sofort wieder zurück an ihren ursprünglichen Platz. Ich konnte einen kurzen Blick auf die Buchstaben, die seine Fingerknöchel zierten, erhaschen.

A R M Y

Interessantes Tattoo.
Meine Augen wanderten zu seinen Ohren. Er trug Ohrringe. Fünf kleine Stecker auf der einen Seite, drei kleine Kreolen auf der anderen.
Ich starrte ihn weiter an. Es kam mir so vor, als ob er sich in Zeitlupe bewegte. Ich nahm in unendlich intensiv wahr.

Mein Blick senkte sich auf seine vollen, weichen Lippen. Ein Lippenring zierte seine Unterlippe in der Nähe seines rechten Mundwinkels. Unweigerlich fragte ich mich, wie es sich anfühlen würde diese zu küssen.
Er kam näher. Ich konnte seinen Geruch wahrnehmen. Er roch dezent nach Bananenmilch und etwas anderem, etwas undefinierbarem, männlich.
Ich nahm meine Hände, dich ich zuvor flach auf den Tisch gelegt hatte, und faltete diese. Ich wollte professionell wirken.
Professionelle Spannerin wohl eher, meldete sich mein Gehirn.
Eigentlich war ich nicht so. Ich war keine Frau die Männer schmachtend ansah und sich wünschte, das sie sie schnell und hart nahmen. Ich war eine der Anständigen. Damit will ich nicht sagen, das alle die das wollten unanständig waren. Obwohl das in meinen Augen vermutlich zutraf.
Ich hatte bis jetzt erst eine Beziehung hinter mir, damals war ich 19 Jahre alt. Er war ein netter Typ, respektierte mich, umsorgte mich. Das einzige was mir fehlte war guter Sex.
Er war zärtlich zu mir, zu zärtlich. Das war alles, was ich kannte.
Und das war schließlich auch der Grund für die Trennung gewesen. Diese ganze Zärtlichkeit hing mir zum Hals raus, ich hätte kotzen können.
Vielleicht war ich durch ihn eine von diesen unanständigen Frauen geworden, wer wusste das schon.
Wie dem auch sei, wünschte ich mir zum ersten Mal, das mich ein Mann so fickte, wie es noch nie jemand mit mir getan hatte.
Er war so verdammt heiss, verboten heiss. So heiss das ich, sollte ich nicht aufpassen, meine Finger verbrennen würde.
Aber wie heisst es doch so schön?
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Ich war so vertieft in meinen Gedanken, das ich gar nicht bemerkte, wie er mich erwartungsvoll ansah.
Fuck, hatte er etwa mit mir geredet?
Vermutlich widerspiegelte mein Gesicht die in mir herrschende Panik denn er lächelte mich wissend an.
„Sie dürfen ihre Sachen packen. Wenn wir sie für diesen Job in Betracht ziehen, werde ich mich bei ihnen melden."
Er schenkte mir ein umwerfend charmantes Lächeln, das meine Knie weich werden liess.
Vermutlich war das nur seine höfliche Art mit zu sagen, das ich aus dem Rennen war.
Das war wirklich schade, denn ich wollte diesen Job um jeden Preis. Nach meinem Volkswirtschaftsstudium wäre ich gerne die persönliche Assistentin vom berühmt berüchtigten Benjamin Jakob geworden, dem besten Investmentbanker Londons.

Ich nickte leicht niedergeschlagen, setzte aber dennoch ein Lächeln auf.

„Vielen Dank, ich freue auf ihren Anruf."

Ich stand auf, strich meinen schwarzen Bleistiftrock glatt und wollte mich gerade umdrehen, als er meine Hand ergriff.

„In ihren Unterlagen stand keine Telefonnummer, könnten sie sie bitte auf einen Zettel notieren?", fragte mich der schöne Mann.
„Oh, wie unprofessionell von mir, natürlich ."
Ich lief um den Tisch herum und suchte währenddessen hektisch nach einem Stift in meiner unordentlichen schwarzen Tasche.
Er räusperte sich.
Ich hob meinen Blick und begegnete seinem. Er hob mir lächelnd einen Kugelschreiber hin.
„Hier", er zwinkerte mir zu.
„D-Da-Danke", stotterte ich leicht verlegen.
Ich nahm den Stift entgegen. Unsere Hände berührten sich. Ein kleiner Stromschlag tickte durch meinen Körper. Schnell senkte ich den Blick.
Ich bückte mich herab, um meine Telefonnummer aufzuschreiben und liess den Kuli auf dem Tisch liegen.
Ich Lächelte ein letztes Mal und lief aus der Tür.
Ich betete in Gedanken dafür, das er mich in den nächsten Tage anrufen würde.
Aber vermutlich hatte ich durch meine Unaufmerksamkeit keinen guten Eindruck hinterlassen.
Meine Phantasien waren Geschichte, ich würde diesen Herkules vermutlich nie wieder sehen.

Das Spiel mit dem FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt