Kapitel 2

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Wie viel Pech konnte man bitte nur in seinem Leben haben? Ich wusste es: viel.

Mel sagt immer : Es gibt keine Zufälle im Leben. Alles kommt so, wie es kommen soll.

Wer auch immer sich dieses "lustige" Szenario ausgedacht hat, es ist NICHT witzig!

Was sollte ich jetzt denn nur tun? Er hatte mich ja schon gesehen, das heißt, verstecken war zwecklos und würde die Situation vermutlich nur noch peinlicher machen. Innerlich heulte ich und verfluchte gerade jede einzelne Gottheit, die mir einfiel, äußerlich straffte ich meinen Rücken, strich mir eine lose Haarsträhne hinter die Ohren und setzte ein höfliches Lächeln auf. Benjamin kam gemütlich zu mir her geschlendert und hob begrüßend die Hand. Leider musste ich passen, schließlich hatte ich beide Hände voll. 

"Hallo", sagte er freundlich.

Hallo?! War das sein Ernst?

"Hallo", gab ich ebenfalls zurück.

Wow, wie wahnsinnig kreativ von mir. Gut gemacht.

Es entstand eine kurze Pause, in der wir uns beide verlegen musterten. Keiner wusste so recht, wie er mit der Situation umgehen sollte.

"Alsoooo...", fing ich an. "Ich hab dich noch nie hier gesehen. Was machst du hier?" Hatte das gerade unhöflich geklungen?

"Ich komme gerade von einem Meeting mit einem potenziellen Klienten und wollte einen Kaffee. Ich unterstütze aber viel lieber kleine Läden, als große Weltkonzerne. Deshalb dachte ich, ich hole mir mein Getränk im Monika's zum Mitnehmen." Er legte eine kurze Pause ein und trank einen kleinen Schluck. Unweigerlich senkte sich mein Blick auf seinen Adamsapfel, der sich dabei auf und ab bewegte. Während ich weiter dorthin starrte, trank ich ebenfalls einen Schluck von meiner heißen Köstlichkeit. Ich setzte meine Lippen am Plastikdeckel an und sog die  Flüssigkeit in meinen Mund. Der Kaffee war so heiß, das ich mich daran verbrannte, mich dann auch noch verschluckte, und ihn fast wieder ausgespukt hätte. Mein hoffentlich zukünftiger Chef sah mich schmunzeln an, dabei eine Augenbraue hochgezogen.

Er ging einen Schritt auf mich zu. "Haben sie eine Serviette", fragte er. Ich verneinte. Er Zog ein Taschentuch aus seinem Jackett und wickelte seinen Daumen darin ein. 

"Darf ich?" 

Ich nickte verwirrt.

"Sie haben sich nämlich ein bisschen vollgesabbert." Das sagte er mir einfach ins Gesicht. Jedoch war ich so von seiner Präsenz eingenommen, das ich darauf nichts außer "oh" erwidern konnte. Er streckte seinen Daumen aus und strich damit sanft, federleicht über meinen rechten Mundwinkel und Kinn. Die Berührung war elektrisierend. Wie in Trance starrte ich ihn an, konnte mich nicht von seinem Anblick lösen.

Er machte einen Schritt zurück, weg von mir. Augenblicklich vermisste ich seine Berührung. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich die Luft angehalten hatte.

"Und sie kommen öfters hier her?", fragte er mich. Ich nickte, suchte einen Moment nach meiner Stimme. 

"Das hier ist mein Lieblingslokal, ich bin hier Stammkundin."

Er nickte verstehend.

Mein Handy vibrierte, ich sah auf die Uhr. 

16:00 Uhr. 

Oh shit schon so spät?

Ich sah ihn entschuldigend an.

"Tut mir leid, aber ich muss leider gehen."

Ich wollte wirklich nicht, jedoch musste ich nachhause und einige Dinge erledigen, bevor mich meine Freundin heute Abend abholen würde.

"Kein Problem", sagte er. "Wohnen sie hier in der Nähe?"

Ich nickte.

"Ich begleite sie", sagte er in einem Ton, der keine Wiederrede zuließ.

"Okay, äh .. danke? ", sagte ich und schlug die Richtung zu meiner Wohnung ein.

In angespanntem Schweigen liefen wir zu meiner Wohnung.

Komm schon, sag etwas. Ich wusste nicht ob ich wollte, dass er das Schweigen brach, oder ob ich es von mir selbst erwartete.

Als jedoch nichts kam, beschloss ich kurzerhand die Initiative zu ergreifen.

"Haben sie schon jemand für die Stelle bei ihnen ausgesucht? oder wurde die Entscheidung noch nicht gefällt?", fragte ich zaghaft. Ich weigerte mich, ihn anzusehen. Ich hatte Angst, er könnte die Gefühle in von meinen Augen ablesen. Darin würde er nichts anderes als Verzweiflung sehen. 

Also starrte ich stur gerade aus und nippte an meinem Kaffee.

"Nein die Entscheidung ist noch nicht gefallen. Wir hatten viele gute Dossiers, es ist schwierig sich dabei zu entscheiden. Schließlich konnten wir uns noch kein Bild der... Qualitäten der einzelnen Bewerberinnen machen."

Ich hörte ein Schmunzeln in seiner Stimme. Ich drehte meinen Kopf leicht und sah ihn von der Seite an. Fataler Fehler. Unsere Augen trafen sich und ich blieb wie angewurzelt am Boden stehen. Hier wohne ich, eröffnete ich ihm. Ich hatte keine Ahnung, ob dem wirklich so war, Ich würde es herausfinden, wenn ich versuchte den Schlüssel in das Loch zu rammen.

"Dann wünsche ich ihnen noch einen schönen Tag. Sie hören von mir." Er zwinkerte mir zu. Beim vorbei gehen musterte er den Wohnblock in dem ich lebte und griff dann in seine Tasche. Vermutlich orderte er gerade ein Taxi. Ich drehte mich zum Eingangsbereich um und, siehe da, wir standen wirklich vor meinem Wohnkomplex.

Ich öffnete die Tür, fuhr mit dem Lift hinauf in den fünften Stock und fläzte mich auf die Couch. Die Pancakes die mittlerweile kalt waren, aß ich direkt aus der Box, und achtete darauf, nicht auf mein Teures Sofa zu tropfen.

Sie schmeckten Süß und weich.

Himmlisch.

Das Spiel mit dem FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt