7. Frustration hoch 2 (POV Tsuki)

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Ich vergrub mich am Samstag in meinem Zimmer. Wie konnte er nur mit dem Arschloch mitgehen, nachdem was zwischen uns beiden war?... Hatte ihm das nichts bedeutet?... Moment... Hat es mir etwas bedeutet?... Ich dachte über nichts anderes nach. Hatte ich Gefühle für ihn?... Er ist schon ganz knuffig... Diese grell orangenen Haare... Diese reisigen, braunen Rehaugen, die immer so unschuldig schauen... Diese Sorglosigkeit... als würde es nichts böses in dieser Welt geben... Und dann immer diese gute Laune, egal was war... Er lächelte immer... Verdammt... Bei dem Gedanken an ihn begann mein Herz schneller zu schlagen und ich grinste wie ein Idiot. Es traf mich wie einen Schlag. Ich war im Begriff, mich in ihn zu verlieben, wenn ich es nicht schon war. Aber Liebe?!... Ich hatte zwar mal die ein oder andere Beziehung, aber da ging es eigentlich immer nur um Sex. Gefühle ließ ich grundsätzlich raus. Aber bei ihm?... Ich konnte nicht wirklich sagen, was das zwischen uns beiden war, aber ich wollte mehr davon. Mehr von ihm, mehr über ihn wissen. Ich fasste den Entschluss, Montag morgen mit ihm zu reden, heraus zu finden, ob ich wirklich Liebe für ihn empfand und ob er das auch tat.

Aber Montag morgen war alles anders, er war anders. Er ging Kags und Yams aus dem Weg, fragte sogar Suga, ober er ihm zuspielen würde. Er war auch nicht halb so fröhlich wie sonst. Als Noya und Tanaka wieder versuchten nur Blödsinn mit ihm an zustellen, wich er ihnen aus und schrie sie fast an, als Noya dann von hinten ihm auf dem Rücken sprang. Auch ich hatte keine Gelegenheit mit ihm zu sprechen, denn so schnell wie er gekommen war, so schnell war er auch Richtung Klassenzimmer verschwunden. Yams hingegen war die ganze Zeit bei mir, versuchte mit mir das ein oder andere Gespäch an zufangen, aber ohne Erfolg. Ich war zu sehr von dem mir fremden Bild des Knirpses eingenommen. In der Mittagspause wollte ich noch einmal mein Glück versuchen, aber ich konnte Hinata nirgends finden. Yams erklärte sich bereit, mit mir zu suchen. Ich fand den König zermürbt am Automaten stehen, aber von Hinata weit und breit keine Spur. Als wir dann zum Nachmittagstraining gingen, war Hinata garnicht da. Ich ging zu Suga und fragte ihn nach der Abwesenheit Shoyos. "Ihm ging es heute Nachmittag nicht gut, also hat er gefragt, ob er früher gehen kann.", antwortete mir Suga, sah dabei aber sehr besorgt aus. "Da stimmt doch irgendwas nicht.", sprach ich meine Gedanken laut aus. Ich hatte es nicht bemerkt und erschrak, als mir Suga auf meine Gedanken antwortete:" Sieht so aus. Heute morgen hat er nicht einmal gelächelt, geschweigenden sich über irgendwas gefreut. Außerdem schlug er nicht einen einzigen Ball von Kageyama. Ich hoffe, es ist nichts schlimmes." Man hörte die Sorge in Sugas Stimme. "Wir werden es morgen wissen.", versuchte ich ihn aufzumuntern. Er legte mir eine Hand auf die Schulter, lächelte mich mütterlich an und schloss sich dann Daichi zum Training an. Wenigstens war ich nicht der Einzige, dem auffiel, dass etwas nicht stimmte. Das Training verlief sehr still. Nicht einmal die beiden Chaoten waren heute sonderlich laut, als würde ihnen der Antrieb dazu fehlen. Im Allgemeinen war es ein eher lausiges Training. Niemand gab sich wirklich viel Mühe, als würde etwas fehlen. Ja, der Sonnenschein fehlt... Mir war garnicht bewusst, wie sehr er dem Team Auftrieb gab... Hoffentlich ist es nichts Ernstes...

Doch leider schien es ernster zu sein, als wir zuerst dachten. Dienstag schwänzte Hinata wieder das Training und ab Mittwoch sogar die Schule. Ich begann mir ernsthaft Sorgen um ihn zu machen, ihn zu vermissen. Und ich war nicht der Einzige. Bis auf Kags und Yams, die von seiner Abwesenheit nicht beeinträchtigt schienen, wirkte das ganze Team down. Wir versuchten ihn im Gruppenchat zu erreichen, er schrieb nicht einmal zurück. Auch auf private Nachrichten der anderen antwortete er nicht. Ich hatte mich zusammen gerissen, wollte ihm nicht schreiben, denn ich hatte die Befürchtung, dass ich der Grund für seine Abwesenheit sein könnte. Nachdem er ja letzten Freitag mit Kags verschwunden war, könnte er sich jetzt in einer Zwickmühle befinden. Ich gab mir die Schuld daran, dass er nicht mehr erschien. Am Freitag nachmittag hielt ich es kaum noch aus. In meinem Kopf begangen sich komische Szenarien ab zuspielen. Was, wenn ihm auf dem Weg nach Hause am Montag etwas passiert war?... Was, wenn er schwer verletzt im Krankenhaus liegt?... Was, wenn er von allem die Schnauze voll hat und sich... OMG... Ich muss ihn sehen... Nur damit ich weiß, dass es ihm gut geht... Jedes Einzelne dieser Szenarien ließ mir einen Schauer den Rücken runter laufen. Ich wollte mir nicht vorstellen, dass dies einer der Gründe war, warum er seit einer halben Woche nicht mehr in der Schule war. Ich brauchte Gewissheit, also ließ ich mir von Suga Hinatas Adresse geben und machte mich nach dem Training direkt auf den Weg dorthin. Dabei ließ ich einen verdutzten, aber auch wütend drein schauenden Yams am Schultor stehen. Ich ging schneller als sonst, lief förmlich zu ihm, zu seinem Haus. Ich musste mich einfach vergewissern, dass es ihm gut ging. An seiner Haustür angegkommen, zögerte ich kurz. Was, wenn ich die letzte Person bin, die er sehen will?... Ich hadderte mit mir. Meine Neugier und mein Verlangen, ihn zu sehen, siegten schlussendlich und ich klopfte an die Tür.

Die Türe schwang auf und vor mir stand ein kleines Mädchen, zirka sechs Jahre alt. Sie sah aus wie Hinata, orangene Haare, die zu zwei Zöpfen gebunden waren, große braune Augen, die genau so unschuldig zu mir hochblickten, wie er es immer tat. Das musste seine Schwester sein. Ich ging auf ein Knie, um mit ihr ungefähr auf Augenhöhe zu sein und lächelte sie freundlich an. "Hey, ich bin Tsukishima Kei, ein Freund deines Bruders. Ist er zufällig da?" In mir stieg die Spannung. "Mein Bruder hat keine Freunde.", sagte sie zu meiner Überraschung. "Wie kommst du da drauf?", fragte ich sie verwundert. "Nie kommt jemand uns besuchen oder fragt nach ihm. Seit letzter Woche ist er immer so traurig und am Montag kam er weinend heim, sagte, dass er nie wieder jemandem vertrauen kann.", antwortete sie in ihrer kindlichen Unschuld. Sie machte sich Sorgen um ihn. Da war sie nicht die Einzige. "Meinst du, ich kann herausfinden, warum er momentan immer so traurig ist?", fragte ich sie aufrichtig. Sie beäugte mich. Ich fühlte mich dabei garnicht wohl, denn ihr Blick hatte etwas Intensives, etwas Beschützendes. "Ok, ich geb dir eine Chance. Aber wenn du meinen Bruder zum Weinen bringst, kannst du was erleben.", drohte sie mir. Ich wurde schon oft bedroht, aber zum ersten Mal hatte ich einen Hauch von Angst, und dass vor einer Sechsjährigen. Irgendwie lustig. Ich legte ihr meine Hand auf den Kopf, lächelte sie noch einmal aufrichtig an und antwortete:" Versprochen. Wie heißt du denn?" "Ich bin Natsu.", antwortete sie stolz und nahm meine Hand von ihrem Kopf. "Komm, ich bring dich zu Sho." Und damit zog sie mich in das Haus.

Ich stand geschlagene fünf Mintuten mit erhobener Faust vor seiner Zimmertür. Ich konnte sein Schluchzen hören, und brachte es einfach nicht über mich zu klopfen, also stand ich da und hörte ihm beim Weinen zu. Es zerriss mir das Herz. Als ich es nicht mehr aushielt, klopfte ich endlich an seiner Tür. Seine Klagelaute verstummten sofort und ich hörte, wie er sich das Gesicht abwischte, dann kam er zur Tür. Als er mich dort stehen sah, weiteten sich seine blutunterlaufenen Augen vor Schock. "Ts-... Tsukishima, was machst du hier." Unglaube und Panik waren in seiner Stimme zu hören. Ich hatte ihn so sehr vermisst, dass ich mich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Ich breitete meine Arme aus und schlang sie um ihn, zog ihn fest in eine Umarmung. Er erstarrte, was mich verwunderte. Vielleicht hab ich schon verloren?... Ich schloss mit meinem Fuß die Tür hinter uns und schob ihn noch weiter in sein Zimmer, Richtung Bett. Er stolperte Rückwärts aus meiner Umarmung und landete sitzend darauf. Ich ging vor ihm auf die Knie um ihm ins Gesicht sehen zu können. "Was ist los, Hinata?", fragte ich ihn, ohne weiter Zeit zu verlieren. Er wich meinem Blick aus. "Nichts.", antwortete er schroff. Das kannte ich garnicht von ihm. Ich fragte ihn nochmal, mit etwas mehr Nachdruck in der Stimme:" Was ist los, Shoyo?" Wieder wich er mir aus:" Nichts, dass hab ich dir doch gerade schon gesagt, Tsukishima." Ich schnaubte frustriert:" Wenn nichts los ist, warum hast du dann gerade noch geheult? Sag es mir, sonst kann ich dir nicht helfen." Meine Stimme wurde beim letzten Satz immer lauter, ohne dass ich es bemerkte. "Oder weißt du was, geh doch zu Kageyama und erzähl es dem!" Er zuckte zusammen und wich nach hinten aus. Das war nicht das Ergebnis, was ich wollte. "Es ist nichts. Und wenn doch, dann geht es weder dich noch Kageyama was an. " Jetzt hatte er dicht gemacht. Ich hatte meine einzige Chance, etwas in Erfahrung zu bringen, durch meine Wut auf ihn und Kageyama verloren. "Ich meinte das nicht so.", versuchte ich noch zu beschwichtigen. "Keiner von euch meint es so...", gab er zurück. "Und wenn du nichts dagegen hast, würde ich jetzt gerne lernen." Er stand auf, schob mich zur Seite und setzte sich an seinen Schreibtisch. Damit war das Gespräch für ihn erledigt. "Weißt du was, Hinata, du kannst mich mal. Ich versuche dir hier zu helfen, heraus zufinden was los ist. Aber vielleicht bin ich ja nicht derjenige, dem du das erzählen willst.", antowrtete ich eiskalt. "Geh doch zu deinem heißgeliebten König. Werdet glücklich und lasst mir meine Ruhe." Ich hatte nicht mitbekommen, wie er zusammen zuckte und seine Schultern vom unterdrückten Weinen zu beben begonnen hatten. Ich war sauer auf ihn, auf den scheiß König und vorallem auf mich, denn ich hatte zugelassen, dass mir wieder jemand wichtig war. Ich stürmte aus seinem Zimmer, die Treppe nach unten und aus seiner Haustür raus, ohne irgendetwas zu sagen. Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich spürte, wie mein Herz brach.

Das Böse, aus dem Träume gemacht sindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt