8. Eiszeit (POV Shoyo)

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Ich konnte ihm nicht sagen, was passiert war, auch wenn ich es wollte. Mein Ruf war sowieso schon dahin, jemand hatte mitbekommen, dass ich den einen Abend mit Tsuki auf dem Klo verschwunden war und ich den anderen Abend Kags nach Hause brachte. Man erzählte sich schon, dass ich leicht zu haben bin. Aber ich musste ihn schützen. Ich konnte nicht zulassen, dass er bloßgestellt wird. Was er nicht wusste, ich hatte mich schon vor langer Zeit in ihn verliebt. Es war bei unsere erste Begegnung. Seitdem schwärmte ich heimlich von ihm. Und als wir beide diesen unglaublichen Moment hatten, mein erstes Mal ganz nebenbei, hatte ich gehofft, dass mehr daraus werden würde. Aber das Schicksal wollte es wohl nicht. Ich hatte mir diese Woche eine Auszeit genommen, um über ihn hinweg zu kommen und zumindest das restliche Schuljahr zu schaffen. Ich hatte mich dazu entschlossen, mit dem Volleyball auf zuhören und ihn so zu schützen. Aber es sollte wohl nicht so sein. Ich schottete mich nach diesem Vorfall von allen ab, einziges Ziel, die Oberstufe zu überstehen. Ich sprach kaum mit den Anderen, ging nicht mehr feiern und nutzte meine Zeit meist um zu lernen. Ich war nichtmehr ich selbst, konnte aber damit leben, solange Tsuki in Sicherheit war. Er ging mir aus dem Weg und sprach auch nicht mehr mit mir. Es tat zwar weh, war aber das Beste für ihn. Zu sehen, wie sich Yams an ihn ranwarf und unaufhörlich flirtete, immer mit einem fiesen Grinsen auf mich gerichtet, gab mir den Rest. Ich brauchte zirka zwei Monate, um meine Fassade des gutgelaunten Shoyos wieder auf zubauen. Ich tat so, als sei ich sowohl über Tsuki, als auch über die Sache mit Kags hinweg, um etwas Normalität zu schaffen. Ich wurde weiterhin von meinen Klassenkameraden angebaggert und gemobbt, ignorierte diese aber gekonnt. Beziehungen ging ich auch keine mehr ein, ich war einfach noch nicht so weit.

Als man mir dann das Angebot machte, ich könne ab dem zweiten Schuljahr nach Brasilien gehen, dort Beachvolleyball spielen und meine Schule zu Ende bringen, zögerte ich nicht zu zusagen. Es war wie ein Geschenk des Himmels, ein Ausweg aus dieser ganzen Sache. Ich bittete die Lehrer und den Trainer, nichts davon den Anderen zu sagen, mit der Ausrede, dass ich Abschiede hassen würde. Als sich das Schuljahr dem Ende zuneigte, packte ich meine Koffer. Mein Flug ging am vorletzten Schultag direkt nach der Schule. Ich würde für zwei Jahre diesem Wahnsinn entkommen und könnte noch immer das tun, was ich für mein Leben gern tat, Volleyball spielen. Ich genoss die letzte Woche an der Karasuno und trainierte mit viel Leidenschaft mit meinem Team. Es war wie ein Abschiedsgeschenk von mir. "Bist du dir sicher, dass du es niemand erzählen willst?", fragte Trainer Ukai mich an meinem letzten Schultag leise. "Ja, ich will nicht, dass mich einer von ihnen verabschiedet." Er war auch derjenige, der mich zum Flughafen brachte, da meine Mutter keine Zeit hatte. Am Flughafen angekommen verabschiedeten wir uns von einander. "Pass gut auf dich auf da drüben. Und wenn was sein sollte, kannst du dich gerne bei mir melden." Er holte einen Zettel aus seiner Hosentasche. "Das sind meine Handynummer und meine E-Mail Adresse. Schreib mir ab und zu mal und schick mir ein paar Bilder." Ich verstaute den Zettel in meinem Rucksack als mir etwas ins Auge fiel. "Kann ich sie noch um einen Gefallen bitten?" "Klar, Hinata. Was ist denn?"; fragte er mich verwundert. Ich griff in meine Tasche und gab ihm einen Bündel mit Briefen. "Könnten sie bitte jedem den Brief mit seinem Namen drauf morgen geben? Dann brauchen sie auch nichts mehr zu erklären." Er sah mich verwundert an, nickte aber. So ging ich zum Check-In und winkte ihm noch auf dem Weg dorthin zu. Ich war erleichtert, denn jetzt startete ich nochmal ganz von vorne. Bye Tsuki... Leb wohl...

Das Böse, aus dem Träume gemacht sindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt