8

2K 44 3
                                    

Ein lauter Schrei weckte mich auf. Erschrocken riss ich meine Augen auf. Ich schlief anscheinend schon länger, denn das ganze Zimmer war dunkel und nur an den Umrissen erkannte ich, dass Jack im anderen Bett lag.
Ich realisierte erst nach ein paar Minuten richtig, dass ich eingeschlafen war.

Erneut hörte ich Schreie, die eindeutig von unten kamen. Es waren weibliche Schreie. Langsam ging ich zu Jack's Bett hinüber und versuchte ihn voller Panik zu wecken.
,,Jack...Jack!"
Er machte langsam die Augen auf.
,,W...Was ist?", fragte er mit einer verschlafenen und tiefen Stimme. Er drehte sich langsam zu mir hinüber und schaute mich mit halb offenen Augen an.
,,Ich höre Schreie!", sagte ich verängstigt.
,,Das bildest du dir doch nur ein Alice...geh jetzt wieder schlafen."
Weil ich auch erschöpft und müde war, schenkte ich Jack's Worten Glauben.

*Was wenn ich wirklich nur einen Albtraum hatte?* Doch wenige Sekunden später hörte man erneut einen lauten und qualvolle Schrei. Dieses mal war es eine männliche Stimme. Jack stand blitzschnell auf. Er hörte es also auch!
Langsam schlich ich mich zu ihm hinüber. Meine Augen hatten sich nun an die Dunkelheit gewöhnt, weshalb ich ihn besser erkennen konnte.
Er machte langsam unsere Zimmertür auf und ich war dicht hinter ihm. Wir schauten uns panisch um, ob da jemand war? Aber da war niemand.
,,Oh bitte bitte! Nein bitte!"
Hörte man eine weibliche Stimme verheult flehen. Ich konnte meinen Ohren nicht trauen. Es war Isy's Stimme!

,,Dann sag mir wo sie sind!", schrie eine männliche Stimme, die mir nicht bekannt war, durch das ganze Haus.
,,Oben im...im zweitem Stock!", sagte Isy verheult. In diesem Moment realisierten Jack und ich, dass es hier um uns ging. Wir schauten uns angsterfüllt in die Augen. Als wir Schritte hörten, welche die Treppe hinauf gingen. Blitzschnell fingen wir an zu rennen.

,,Wo sollen wir hin?" , fragte ich Jack. Es waren die einzigen Worte die ich in diesem Moment aus meinem Mund bekam.
,,Mir nach! Ich kenne einen Notausgang der zu meinem Auto führt!"
Wir rannten und rannten, bis wir an einem Fenster ankamen. Jack öffnete es und als ich runter sah, sah ich, dass eine Leiter direkt zum Parkplatz führte.
,,Schnell, runter da!"
Er half mir auf die Leiter und kletterte dann dicht hinter mir nach. Ich war heilfroh als wir den Boden erreichten, doch es war noch nicht zu Ende, denn wir mussten noch zu Jack's Auto gelangen.
Wir rannten um unser Leben und Jack überholte mich sogar, doch dies blieb nicht lange so.

Der Mann schoss ihn in den Fuß. Geschockt blieb ich stehen als ich einen Schuss hörte.
Jack fiel mit einem kurzem Schrei auf dem Boden. Ich blieb sofort stehen um ihm aufzuhelfen.
,,Alice...Was...was machst du da? Lauf!", sagte er mit einer gequälten Stimme, doch ich tat es nicht und versuchte ihm aufzuhelfen. Plötzlich peitschte noch ein Schuss durch die Luft, er verfehlte mich nur um ein Haar. Ich sah einen Mann oben am Fenster stehen, der mit einer Waffe auf uns zielte und bevor er abdrücken konnte, wurde er selbst angeschossen. Ich war für einen kurzen Moment verwirrt aber dann hörte ich wie Polizisten auf uns zu liefen und Polizeiautos mit Sirene hektisch umherfuhren. Auch ein Krankenwagen kam und versuchte Jack zu helfen. Ich wurde von Jack getrennt und mir wurde eine Schockdecke übergelegt. Ich musste erst einmal klar kommen, was hier passiert war.

Ungefähr fünf Minuten später kam mein Onkel herbeigerannt und umarmte mich.
,,Schätzchen was ist passiert?! Bist du verletzt?"
Ich gab ihm keine Antwort.
,,Geht es Jack gut?"
Mein Onkel starrte mich an, doch als ich sah wie die Sanitäter Jack mit einer Trage in das Rettungsauto beförderten, wurde mir unwohl. Ich rannte sofort zu Jack hinüber.
,,Jack! Geht es dir gut?"
Jack wahr anscheinend ohnmächtig oder in Narkose versetzt worden.
,,Miss bitte treten sie zurück.", befahl mir eine Sanitäterin.
,,Sie können mich mal!"
Ich schubste die Sanitäterin weg und rannte zu Jack.
,,Nein Jack bitte...bitte sprich mit mir."
Ich wollte bei Jack bleiben, doch dann spürte ich einen Stich und wie etwas in meinen Hals gespritzt wurde. Ich konnte mich noch umdrehen um zu sehen, dass es ein Sanitäter war, der eindeutig eine Beruhigungsspritze in der Hand hielt. Ich knickte mit meinen Füßen ein und der Sanitäter versuchte mich aufzufangen. Wenige Minuten später wurde ich ohnmächtig.

2 Tage später:
Langsam öffnete ich mein Augen. Ich erkannte sofort wo ich war. Ich lag auf dem Sofa meines Onkels (das nicht gerade die bequemste war). Plötzlich setzte sich jemand neben mich.
,,Gehts dir besser?", fragte mich mein Onkel besorgt. Ich saß mich auf und nahm den Tee entgegen, den mir mein Onkel gemacht hatte. Es war Totenstille und erst nach den 2. Schluck von meinem Tee fing ich an zu sprechen.
,,Wo ist Jack?"
Mein Onkel hob seine Augenbraue.
,,Wirklich? Das ist das erste was du fragst? Du wart 2 Tage nun bewusstlos, du bist zwar ein paar mal zwischendurch aufgewacht, doch dann sofort wieder eingeschlafen. Deine erste Frage ist wirklich wo Jack ist?"
Ich starrte nur auf den Boden und fragte erneut.

,,Wo ist Jack?"
Mein Onkel seufzte und gab mir dann meine Antwort.
,,Im Krankenhaus...er hat Glück das er noch lebt...er hat sehr viel Blut verloren."
Normalerweise würde ich jetzt panisch aufstehen und sofort in das Krankenhaus fahren, aber ich hatte in diesem Moment einfach nicht die Kraft dazu und blieb einfach nur sitzen und bewegte mich keinen Millimeter.
,,Und wo ist Isy...und...und ihr Ehemann?"
Mein Onkel gab mir erst nach ein paar Minuten Stille die Antwort.
,,Sie sind beide tot..."
Mein Verstand hatte nicht die Kraft um alles auf einmal zu verarbeiten und deswegen fing ich aus Stress,Wut,Trauer und tausend anderer Gefühle die gerade in mir tobten, an zu weinen.

The woman- and the little girlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt