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Die nächsten Wochen gewährte Andros Dimitri noch viele Freiheiten.
Wichtiger war für den Moment, dass der Junge sich einlebte und zu Kräften kam.
Dennoch wies er Raphael an, den Jungen bereits jetzt behutsam auf seine zukünftigen Aufgaben vorzubereiten.
Er selbst bereitete Aaron ebenso darauf vor und erklärte ihm immer wieder geduldig, für was er Dimitri vorgesehen hatte, auch wenn dieser nicht verstehen wollte, warum Dimitri nicht einfach nur sein Spielkamerad sein konnte.

Einen Monat später ließ König Andros die beiden Jungen zu sich bringen.
Es war einer der letzten Wintertage und so hatten die Freunde, gehüllt in warme Umhänge, den Nachmittag im Garten verbracht.
Hand in Hand betraten sie das Büro, ließen sich aber los, kaum, dass sie im Raum standen.
Während Aaron freudig auf den König zu lief um seinen Vater zu grüßen, blieb Dimitri ein Stück vor dem Schreibtisch stehen, sank gehorsam auf die Knie und wartete geduldig, bis der König sich an ihn wenden würde.
Andros umarmte seinen Sohn liebevoll zur Begrüßung und wandte sich dann an Dimitri, wobei sein Blick zufrieden und wohlwollend auf dem Knaben ruhte. „Du kannst aufstehen." richtete er freundlich das Wort an Dimitri. Noch vermied er es, den Jungen länger als nötig knien zu lassen, er sollte sich langsam daran gewöhnen.
Mit einem Lächeln stand Dimitri auf und blickte abwartend und vertrauensvoll zu Andros.
Andros nickte ihm freundlich zu. Er war wirklich  zufrieden mit Dimitri, der sich sehr schnell eingelebt und sich auch gleich in seine neue Rolle eingefunden hatte. Stets war er höflich und gehorsam.
Andros gab Dimitri ein Zeichen, neben ihn zu treten.
„Du bist jetzt schon über einen Monat hier..." begann er und legte Dimitri leicht die Hand auf die Schulter. „Es freut mich, wie schnell du dich eingelebt hast und ich bin wirklich stolz auf dich, wie gehorsam du bist." lobte er den Jungen.
„Ich denke, es ist an der Zeit, dass du erste Aufgaben und Pflichten übernehmen kannst." fuhr er freundlich fort.
„Was meinst du dazu, mein Großer?" fragte er Andros lächelnd.
Stolz richtete sich der Junge etwas weiter auf. 
„Sehr gerne, Herr. Was darf ich tun?"
Andros schmunzelte über Dimitris Begeisterung.
„Zuerst einmal räumst du Aaron's und deinen Umhang auf." erklärte er. „Und dann kommst du zu mir in meine Wohnung und hilfst, uns beim Essen zu bedienen."
Dimitri nickte eifrig.
„Aaron...gib Dimitri deinen Umhang." forderte der König seinen Sohn auf, der aber sogleich sein Gesicht verzog. „Aber Papa...das kann ich doch schon selbst."
Andros Miene wurde etwas strenger. „Das weiß ich, mein Sohn. Aber ich habe es dir bereits erklärt. Für solche Aufgaben hast du in Zukunft Dimitri."
Mit wenig Begeisterung nickte Aaron, nahm den Umhang von seinen Schultern und reichte ihn Dimitri.
„Aaron..." sprach Andros seinen Sohn erneut leicht tadelnd an. Verlegen blickte Aaron auf. „Danke, Dimitri."
Dimitri verneigte sich vor den beiden und verließ den Raum. Als sich die Türe hinter ihm geschlossen hatte, wandte Andros sich erneut an seinen Sohn. „Auch wenn unsere Untergebenen nur Sklaven sind, mein Sohn..." setzte er an. „Können wir uns bei ihnen dennoch für ihre Dienste bedanken, solange die gehorsam sind. Unser Dank ist ihr einziger Lohn." erklärte er seinem Sohn dann.

Bald darauf saß Andros mit seinem Sohn am Esstisch.
Nur wenig später klopfte es an der Türe und Dimitri trat auf ein Zeichen hin ein. Erneut sank er vor dem König auf die Knie, der ihn aber sogleich wieder aufstehen ließ, denn neben einem Servierwagen wartete bereits ein anderer Sklave. „Linus wird mich bedienen und du tust das Gleiche wie er bei Aaron." erklärte Andros die Aufgabe. Linus wird dir helfen."
„Ja Herr." bestätigte Dimitri sogleich. Mit konzentrierter Miene ahmte er Linus nach und stellte nacheinander die verschiedenen Speisen vor seinen Freund, der ihm jedes Mal dankend zunickte. Dabei konnte Dimitri jedoch nicht verhindern, dass sein Blick immer hungriger auf den Tellern lag.
Andros schmunzelte. „Du machst das sehr gut." lobte er das Kind. „Sobald wir hier fertig sind, darfst du in die Küche gehen und auch etwas essen."

Die Wochen vergingen und wurden zu Monaten. Nach und nach übertrug Andros dem Sklaven seines Sohnes immer mehr Aufgaben, achtete aber stets darauf, dass dem Jungen auch Zeit zum Spielen blieb.
Bereitwillig erledigte Dimitri jeden Auftrag, den man ihm gab und nie hörte man ein Wort der Klage von dem Kind. Vielmehr schien Dimitri einfach nur dankbar, hier sein zu dürfen.
Auch Aaron hatte sich inzwischen daran gewöhnt, dass sein Freund ihm zu Diensten war, doch wann immer sie alleine waren, verwischten die Grenzen zwischen Herr und Sklave und Aaron und Dimitri waren einfach nur Kinder, waren einfach nur Freunde, die miteinander spielten.
Andros gönnte den Beiden diese gemeinsame Zeit. Er wusste, dass diese Freundschaft wichtig war. Nicht nur für Aaron, sondern auch für Dimitri. Er war sich sicher, dass diese Freundschaft Dimitri zu einem treuen und loyalen Sklaven für seinen Sohn machen würde.
Doch gerade durch diese Freundschaft war Aaron mehr als nur verstimmt, als er zu seinem fünften Geburtstag sein eigenes Pferd geschenkt bekam.
„Das ist ungerecht, Papa." beschwerte er sich. „Dimitri soll auch ein Pferd bekommen."
Andros seufzte. „Dimitri ist ein Sklave, Aaron. Sklaven haben keine eigenen Pferde." erwiderte er streng. „Und jetzt geh zu Jakob. Er wird dir deine erste Reitstunde geben."
Wütend verließ Aaron das Büro seines Vaters und ging in die Ställe. Als er dann vor seinem Pferd stand, war seine Wut jedoch bereits wieder verraucht.
Stolz saß er wenig später im Sattel seines Pferdes und ließ sich von Jakob an der langen Leine im Kreis herum führen.
Auf einmal wurde sein Grinsen immer breiter, als ihm eine Idee kam. Reiten war wirklich gar nicht so schwer. Er könnte also...
Lachend hielt er sich am Sattelknauf fest, als Jakob das Pferd antrieb und dieses anfing zu traben. Ja, er würde es tun. Und das auch schon heute. Sein Vater würde schon sehen, was er davon hatte.
Vor Freude klatschte er in die Hände und wäre dadurch beinahe vom Pferd gefallen.
Sofort stoppte Jakob das Pferd und eilte auf Aaron zu. „Ihr könnt doch nicht einfach loslassen, Prinz Aaron." sprach er tadelnd. „Ich denke, es reicht für heute."
Enttäuscht blickte Aaron zum Stallmeister. „Bitte...nur noch ein bisschen. Ich verspreche auch, dass ich mich gut festhalten werde.
Jakob seufzte. „Nagut...noch ein kleines bisschen." Er wartete, bis Aaron wieder sicher saß und trieb das Pferd erneut an.

Aaron konnte den Abend kaum erwarten.
Endlich saß er mit seinem Vater beim Abendessen. Neben ihm stand, wie jeden Tag, Dimitri und bediente ihn. Inzwischen kannte Dimitri jeden Handgriff und bediente seinen Freund sicher und ohne zu zögern.
Er hatte sich längst daran gewöhnt, seinen Hunger zu kontrollieren und zu warten, bis er selbst in der Küche eine Mahlzeit erhielt, die der des Königs kaum nachstand.
Wie jeden Tag verneigte Dimitri sich vor König Andros, als dieser ihn für den Abend entließ.
Aaron wartete, bis die Türe sich geschlossen hatte.
„Darf ich nochmal zu meinem Pferd gehen, Papa?" fragte er strahlend.
Andros schmunzelte. „Also freust du dich doch über dein Pferd?"
Aaron nickte. „Ja Papa."
„Na dann lauf..." erwiderte Andros mit einem nachsichtigen Lächeln. „Aber in einer Stunde bist du wieder hier." fügte er etwas strenger hinzu.
Aaron fiel seinem Vater um den Hals und war im nächsten Augenblick bereits verschwunden.

DimitriWo Geschichten leben. Entdecke jetzt