Spät in der Nacht war das Fest schließlich beendet.
Dimitri folgte Aaron, der mit König Andros hinauf in den dritten Stock stieg.
Aaron wollte gerade die Türe öffnen, als sein Vater ihm die Hand auf die Schulter legte.
„Warte , Aaron." forderte Andros schmunzelnd seinen Sohn auf.
Dimitri senkte schnell den Kopf, um sein Grinsen zu verbergen.
„Du bist jetzt 16 Jahre alt, Aaron. Es ist also an der Zeit, dass du deine eigene Wohnung hier auf der Burg erhältst."
Überrascht blickte Aaron auf. „Du erhältst die Wohnung neben meiner." erklärte Andros. „Dimitri hat heute bereits deine Sachen nach nebenan geräumt. Es ist also alles soweit eingerichtet."
Aaron begann zu strahlen, sah dann aber gespielt tadelnd zu seinem Freund. „Und du hast mir nichts verraten..." beschwerte er sich.
Dimitri grinste, dieses Mal jedoch leicht verlegen. „Ich habe ihm verboten, etwas zu sagen. Es sollte doch eine Überraschung sein."
Aaron nickte nur. „Danke, Vater."
Er trat an die bisher freie Wohnung neben der seines Vaters. „Eine Sache ist da noch..." ergriff Andros erneut schmunzelnd das Wort.
„Dimitri hat nicht nur deine Sachen nach nebenan geräumt..."
Aaron legte ungläubig den Kopf schief und Dimitri begann, unverhohlen zu Grinsen.
Andros schmunzelte. „Macht nicht zu lange heute, Aaron. Morgen hast du einige Termine."
Damit ließ er die beiden Jungen stehen und betrat seine Wohnung.
Dimitri öffnete seinem Herren und Freund die Türe und ließ ihn zuerst eintreten. Der Raum war bereits durch Kerzen und Leuchter erhellt.
Neugierig sah Aaron sich um. Dimitri hatte ganze Arbeit geleistet. Es war alles da, was er brauchte. Er müsste dem Raum lediglich noch eine persönliche Note geben.
Aaron drehte sich um, um seinen Freund zu danken. In diesem Moment sank Dimitri lächelnd auf die Knie.
Aaron sah ihn an. „Du weißt, dass du das hier nicht zu tun brauchst, Dimitri." sprach er ihn an. „Ja, Herr." erwiderte Dimitri mit einem Lächeln und startete so ein Ritual, das die beiden auf ewig miteinander verbinden sollte.Am nächsten Morgen, noch vor dem Frühstück, ging Aaron in die Werkstatt des Burgschmieds.
„Ich möchte, dass du etwas für mich herstellst, Yorick." erklärte er ihm.
Yorick nickte, griff nach Papier und Stift und sah Aaron abwartend an. „Was genau stellt Ihr Euch vor, Prinz Aaron?"
Aaron lächelte. Und noch während Aaron beschrieb, was er haben wollte, fertigte Yorick eine Skizze an und schob sie schließlich zu Aaron.
„Genau so." nickte Aaron.
Yorick schmunzelte. „Heute Mittag ist es fertig."
Gut gelaunt kehrte Aaron in seine eigene Wohnung zurück, wo Dimitri in der Zwischenzeit das Schlafzimmer aufgeräumt und das Frühstück für seinen Herren gerichtet hatte.
„Lass und gemeinsam frühstücken und dabei den Tag besprechen, Dimitri." schlug Aaron vor.
Dimitri nickte. „Dein Vater hat mir bereits einen Plan mit den anstehenden Terminen gegeben." erwiderte er und stellte einen zweiten Teller auf den Tisch.Es ging schon auf Mittag zu. Noch immer saß Aaron - sichtlich schlecht gelaunt - im Arbeitszimmer seiner Wohnung. Sein Vater hatte ihm aufgetragen, am Besten noch heute mit den Dankesbriefen für die Geburtstagsgeschenke zu beginnen. Eine mehr als nur langweilige Aufgabe.
Dimitri saß an einem kleinen Pult neben ihm und hatte eine Liste vor sich liegen.
„Der nächste Brief geht an Fürst Baltin. Ein goldener Ring mit einem dunkelroten Rubin."
las er von seiner Liste ab.
Aaron seufzte. Dann tauchte er die goldene Schreibfeder, die ihm sein Onkel geschenkt hatte, in die Tinte und begann zu schreiben, während Dimitri erst den Namen abhakte und dann ordentlich einen Umschlag beschriftete.
Er hatte gerade den nächsten Namen auf der Liste heraus gesucht, als sein Blick auf seinen Herren fiel, der, anstatt zu schreiben, verträumt aus dem Fenster sah.
„Aaron..." sprach er seinen Freund mahnend an. „Davon werden die Briefe auch nicht schneller fertig."
Kurz blitzten Aaron's Augen verärgert auf, doch dann seufzte er. „Du hast ja Recht..."
Erneut beugte er sich über den Brief und schrieb ihn zu Ende.
Dimitri nahm eine zweite Liste zur Hand, studierte sie sorgfältig und schien gedanklich etwas durchzugehen.
Dann griff er erneut nach der Namensliste, zählte die verbliebenen Namen und runzelte nachdenklich die Stirn.
Als Aaron ihm den Brief reichte, faltete er ihn, steckte ihn in den Umschlag und reichte ihn an Aaron zurück, damit dieser sein Siegel aufstempeln konnte.
„Wenn du jetzt noch fünf Briefe schreibst, könntest du danach etwa eine Stunde Pause machen, bis du die Besprechung mit den Hauptmännern hast." erklärte er. „Wenn du mich bei der Besprechung nicht brauchst, könnte ich in der Zeit etwa zehn Briefe schreiben. Unsere Schrift ist sehr ähnlich. Das dürfte also keinem auffallen." fügte er grinsend hinzu. „Du musst die Briefe dann nur noch siegeln. „Bis zu deinem nächsten Termin - du sollst mit mir einem Verhör beiwohnen- solltest du die restlichen Briefe dann problemlos schaffen und hättest dann heute nur noch die Anprobe beim Schneider."
Aaron's Miene hellte sich sichtlich auf und der Schalk blitzte in seinen Augen. „So machen wir es." bestätigte er dann. „Danke, Dimitri."
Fünf Briefe später säuberte Aaron sorgfältig seine Schreibfeder.
„Und jetzt komm. Wir gehen zu Yorick."
Erstaunt hob Dimitri die Augenbraue und folgte seinem Herren in die Schmiede.
Der Schmied wischte die Hände an seiner Schürze sauber und verneigte sich vor Aaron.
„Ich bin soeben fertig geworden, Prinz Aaron."
Yorick griff auf seinen Tisch und reichte Aaron den Gegenstand, an dem er bis eben gearbeitet hatte.
Nur kurz blickte Aaron darauf und nickte zufrieden. „Genau, wie ich es mir vorgestellt habe. Danke Yorick."
Grinsend drehte Aaron sich zu Dimitri um, der respektvoll ein Stück hinter ihm stehen geblieben war. „Aus Leder..." erklärte er schmunzelnd.
In seiner Hand hielt er ein etwa vier Zentimeter breites, dunkelbraunes Lederband, in das Linien und Muster eingearbeitet waren, die sich auch im Wappen der Familie Vasaril wiederfanden.
Das Band selbst war aus dickem, aber dennoch weichem Leder und hatte am einen Ende zwei Riemen, am Anderen Ende zwei Schnallen.
In die Mitte hatte der Schmied aus Silber das Wappen seines Herrschers genietet.
Fasziniert betrachtete Dimitri das Armband. „Es gefällt mir." wandte er sich freudig an Aaron.
„Dann nimm es." erwiderte Aaron nur zufrieden und half Dimitri, die Schnallen zu schließen.
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Dimitri
VampireEin kleiner Spin-off zu meiner Finya Geschichte. Einsam und allein stapft Dimitri als Kind durch den kalten Winterwald. Schon drohen die Kräfte ihn zu verlassen. Eine glückliche Fügung wird sein Leben für immer ändern und mit der Zeit wird er zu...