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Dimitri lag auf einem weichen Bett in einem abgedunkelten Zimmer.
Neben ihm erklang ein leises Rascheln, doch das Rascheln war viel zu laut für seine Ohren.
Auf einmal erklang ein leises Flüstern, doch auch das Flüstern schien Dimitri so laut, als ob jemand in viel zu lauter Lautstärke mit ihm sprechen würde.
"Müsste er nicht langsam aufwachen?" fragte eine fremde Stimme.
Nein...keine fremde Stimme. Das musste Aaron sein, nur irgendwie war seine Stimme viel lauter, viel klangvoller, als er es kannte.
"Es braucht Zeit, mein Sohn. Das schlimmste hat er überstanden. Jetzt brauchen wir Geduld." erklang eine andere Stimme. Dimitri runzelte leicht die Stirn. Das musste sein Herr, der König sein. Nur war auch diese Stimme viel...voluminöser, viel kraftvoller. Und... was hatte er überstanden?
"Hast du das gesehen, Vater?" Andros beugte sich leicht nach vorne. Sein Stuhl knarzte unangenehm laut in Dimitris Ohren. "Ja, Aaron, er scheint langsam zu sich zu kommen."
Dimitri versuchte, die Finger zu bewegen. Seine Finger krallten sich in das weiche Laken unter ihm. Zeitgleich erklang ein Reißen, als der Stoff unter seinem Griff zerriss.
Langsam setzte sich Dimitri auf. Zumindest dachte er das, doch es war eher ein ruckartiges Aufrichten.
"Langsam, Dimitri." sprach der König sogleich mahnend und für Dimitri unangenehm laut, obwohl der König nun in eigentlich normaler Lautstärke sprach.
Ruckartig öffnete er seine Augen, die Aaron und Andros tief rot entgegen leuchteten.
Tief sog Dimitri die Luft ein und wandte dann den Blick in Richtung des Nachttischs, wo eine Karaffe mit Blut stand.
Seine Nasenflügel blähten sich, als er den Duft gierig einsog.
König Andros stand auf und ging langsam auf das Bett zu. Im gleichen Moment kniete Dimitri bereits auf allen vieren auf dem Bett und knurrte den König drohend an. Sofort blieb Andros stehen. "Dimitri..." sprach er ruhig auf den jungen Mann ein, der nicht wirklich Herr seiner Sinne war.
Dimitri stöhnte gequält auf und presste seine Hände auf die Ohren. Warum nur war alles so unsagbar laut...
"Dimitri..." setzte der König erneut an. "Du hast die Wandlung überstanden. Aber du musst jetzt trinken, dann wird es dir besser gehen. Lass dir von uns helfen." sprach er ruhig auf Dimitri ein.
Langsam löste sich die Spannung in Dimitris Körper. Er ließ sich zurück auf das Bett sinken und nickte.
Zufrieden trat Andros neben das Bett, füllte einen Kelch mit Blut und reichte ihn Dimitri.
Sofort griff dieser gierig nach dem Kelch. Doch im nächsten Moment floss bereits das Blut über Dimitris Hand und seinen Arm und der Kelch lag zerbeult in seiner Hand. Ein frustrierter Laut entwich Dimitris Kehle.
König Andros schien jedoch nicht sonderlich überrascht. "Aaron. Hol einen neuen Kelch." forderte er seinen Sohn auf.
Sekunden später füllte Andros bereits erneut einen Kelch.
"Du bist deine neuen Kräfte noch nicht gewohnt, Dimitri. Mach vorsichtig und langsam." riet er dem neugeborenen Vampir.
Dimitri schluckte. Obwohl seine Kehle vor Durst brannte, versuchte er, dem Rat nachzukommen. In gefühlter Zeitlupe griff er nach dem Becher, als ob  es sich dabei um ein rohes Ei handelte und dieses Mal gelang es ihm. Der Kelch blieb heil und Dimitri leerte ihn gierig in wenigen Zügen.
Kaum, dass er abgesetzt hatte, füllte Andros den Kelch ein weiteres Mal.
Mit jedem Kelch, den Dimitri leerte, nahmen seine Augen mehr ihre ursprüngliche Farbe an.
Je mehr Blut er trank, desto besser schien er seine Bewegungen kontrollieren zu können.
Schließlich ließ er sich erschöpft zurück sinken.
"Wie geht es dir, Dimitri?" fragte Aaron ihn leise.
Dimitri lächelte schwach. "Es...ist alles so laut und so grell..."
Andros nickte nur. "Du bist ein gewandelter Vampir. Du musst dich also erst an deine neuen Sinne gewöhnen. Deshalb ist auch deine ganze Wohnung abgedunkelt. Es wird eine Zeit dauern, bis du das Tageslicht und die Sonne erträgst."
Überrascht drehte sich Dimitri um, wodurch seine Decke quer durchs Zimmer flog.
Aaron lachte leise. "...und auch an deine neuen Kräfte wirst du dich gewöhnen müssen, mein Freund. Aber keine Sorge: Wir werden dir helfen."
Dimitri lächelte sacht. "....was heißt: meine Wohnung?" hakte er dann nach.

Andros schmunzelte. "Darüber reden wir später, Dimitri. Zuerst einmal musst du dich an dein neues Leben gewöhnen." erklärte der König.
"Wir lassen dich jetzt erst einmal alleine. Wenn du etwas brauchst, ruf einfach. Ich bin in der Wohnung direkt neben dir und auch Aaron wird dich hören, wenn etwas ist."
Andros und Aaron wollten gerade aufstehen, als Dimitri sich ebenfalls aufrichtete.
"Wartet..." ergriff er das Wort und zuckte zusammen, als seine eigene Stimme zu laut in seinen Ohren klang, doch weder Aaron, noch Andros zuckten zusammen. Vielmehr schienen sie Mühe zu haben, ihn zu verstehen.
Fragend blickten sie ihn an. Dimitri atmete tief durch, schien sich zu konzentrieren. Langsam und kontrolliert stand er auf. "Hast du den Schützen erwischt, Aaron?" fragte er dann in normaler Lautstärke nach, auch wenn sein Gesicht verriet, dass es ihm in den Ohren unangenehm war. "Und...wie lange war ich eigentlich...weg...?"
Andros neigte anerkennend den Kopf. "Du lernst schnell, Dimitri. Ich denke, mit ein bisschen Übung wirst du dich schnell an deinen neuen Körper gewöhnen."
Dimitri lächelte sacht. "Danke, Herr." Andros wirkte sichtlich amüsiert. "Was deine Fragen angeht: deine Wandlung hat etwas mehr als eine Woche gedauert. Das ist etwas länger als normal, was jedoch deiner Verletzung zu schulden war." erklärte er dann.
"Und ja, wir konnten den...Angreifer...stellen."
Dimitri runzelte die Stirn und blickte Andros nachdenklich an. "Ihr...verschweigt mir etwas, Herr." stellte er dann fest.
Erneut schmunzelte Andros amüsiert, wurde dann jedoch wieder ernster und seufzte leicht.
Prüfend blickte er auf Dimitri, nickte aber dann. "Du kommst bereits erstaunlich gut zurecht. Also komm mit."
Gemeinsam betraten sie das Wohnzimmer, das - wie angekündigt - zwar abgedunkelt, aber dennoch deutlich heller als das Schlafzimmer war. Dimitri knurrte leicht, als das Licht in seinen Augen brannte. Einen Moment blieb er stehen und blinzelte, dann hatten sich seine Augen soweit daran gewöhnt, dass er Aaron und Andros an den Tisch folgen konnte.
Während Aaron und Andros Platz nahmen, wollte Dimitri wie üblich neben Aaron auf die Knie gehen.
Aaron griff an die Schulter seines Freundes, um ihn davon abzuhalten.
Im nächsten Moment flog er jedoch gegen die Wand und Dimitri sprang knurrend zwei Meter zurück.
Kurz taxierte er Aaron, der sich gerade wieder aufrichtete und stand einen Wimpernschlag später neben seinem Freund.
Hoch konzentriert und langsam reichte er Aaron die Hand, um ihm aufzuhelfen. "Entschuldige..." bat er verlegen um Verzeihung.
"Mein Fehler..." meinte Aaron jedoch nur schulterzuckend. "Ich hatte vergessen, dass du noch stark von deinen Instinkten geleitet bist. Du musst erst lernen, diese zu beherrschen."
Langsam hob Aaron die Hand und bewegte sie ruhig auf Dimitri zu, klopfte ihm auf die Schulter. Dieses Mal gelang es Dimitri, sich zu beherrschen.
Als Dimitri jedoch erneut auf die Knie sinken wollte, lachte Andros amüsiert auf. "Hast du es noch nicht verstanden, Dimitri?"
Fragend wandte Dimitri seinen Blick zu Andros, der nun ebenfalls einen Schritt auf ihn zumachte.
"Du bist jetzt ein Vampir, Dimitri." erklärte Andros. "Du bist kein Sklave mehr."
Ungläubig hob Dimitri den Kopf. Fast sein ganzes Leben lang war er ein Sklave gewesen, auch wenn Aaron und Andros ihm nie das Gefühl gegeben hatten, minderwertig zu sein. "Kein Sklave mehr?" fragte er nach.
Andros nickte. "Du bist frei. Das heißt: sobald du dich vollständig kontrollieren kannst."
Dimitri atmete tief durch. Dann sank er doch noch zu Boden - dieses Mal jedoch nur auf ein Knie. "Ich danke Euch, Hoheit."

DimitriWo Geschichten leben. Entdecke jetzt