‼️17. Tag X (POV Shoyo)‼️

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Ich saß erst seit zehn Minuten in diesem Café, aber ich konnte es kaum erwarten, meinen Moony nach fünf Tagen endlich wieder zu sehen. Unsere letzten Wochen waren schwer. Wir hatten uns kaum gesehen und deswegen dachte ich mir, es wäre eine super Idee, ein Minidate zu machen, wenn ich wieder in unserer Heimatstadt angekommen war. Und so saß ich hier und wartete auf ihn. Das Wetter war für diese Jahreszeit wirklich schön. Die Sonne schien mir ins Gesicht. Ich hatte unseren Stammpaltz eingenommen, am großen Fenster, wo wir beide immer gesessen hatten und uns über die vorbeilaufenden Passanten amüsiert hatten. Ab und an hatten wir sie auch synchron gesprochen, aber das war noch in der Oberstufe. Meine Aufmerksamkeit wurde auf die Straße gelenkt, als ich mehrfaches Hupen und lautes Geschrei hörte. Ein Auto raste mit geisteskranker Geschwindigkeit über die Straße. Mein Blick wanderte vom Auto gerade aus und da stand er, Kei, mitten auf der Straße. Wir sahen uns in die Augen und dann flog er durch die Luft. Ich schrie. Ohne es zu bemerken war ich aufgesprungen und aus dem Café gelaufen. Wie in Zeitlupe sah ich, wie er durch die Luft flog und dann hart auf der Straße aufschlug. Blind rannte ich zu ihm. Überall um ihn herum war Blut zu sehen. Auch aus einer Platzwunde am Kopf floß Blut. "Kei.... Kei.... hörst du mich?... Nicht bewegen.... Einfach weiter atmen..." Er hatte die Augen geöffnet, schien mich aber nicht zu sehen. Er reagierte auch nicht auf mich. Schaulustige holten ihre Handy's raus, manche von ihnen begannen, das Massaker zu filmen. " RUFT DOCH ENDLICH MAL JEMAND EINEN VERFICKTEN KRANKENWAGEN, IHR IDIOTEN!!!! " Meine Wut auf diese Arschlöcher stieg. Am liebsten hätte ich jeden Einzelnen von ihnen gepackt und ihnen ihre verdammten, leeren Köpfe in den Asphalt gerammt. Aber ich bewegte mich nicht von Kei weg. Ohne es zu bemerken rannen mir die Tränen über die Wangen. Sein Atem wurde flache. "Moony.... alles wird gut..." Ich wusste nicht, wen ich versuchte zu beruhigen, mich oder ihn. Er atmete immer flacher, bis er die Augen verdrehte und sein Kopf zur Seite rollte. "Kei... Komm schon... Bitte... Bleib wach.." Es kostete mich jede Unze meiner Willenskraft, ihn nicht zu packen und zu schütteln. Sirenen waren zu hören, aber sie klangen sehr weit weg. Meine Sicht verschwamm. "Komm schon.... Tu mir das nicht an..." "Sir, lassen sie uns ran." Eine Hand legte sich auf meine Schulter. Ich drehte mich zu der Stimme und sah einen Sanitäter, wie er versuchte, mich von Kei weg zuziehen. Ich starrte ihn sekundenlang nur an. Er übte etwas Druck auf meine Schulter aus und schob mich von Kei weg. "NEIN... LASST MICH BEI IHM...", schrie ich verzweifelt. Ein weiteres Paar Hände packten mich von hinten und hielten mich von Kei fern. "Beruhigen sie sich, bitte. Sie könne gleich wieder zu ihm, aber lassen sie bitte erst die Sanitäter ihre Arbeit machen.", sagte die Stimme hinter mir ruhig. "DAS IST MEIN VERLOBTER....BITTE... LASSEN SIE MICH ZU IHM!!!" So stand ich da, zappelte und versuchte, mich gegen die Arme, die mich festhielten, zu wehren, während geübte Hände versuchten, das Leben meiner Liebe zu retten. Als sie ihn transportfertig gemacht hatten, kam der Sanitäter, der mich von ihm weggezogen hatte, zu mir. "Ich habe mitbekommen, dass es sich bei dem Patient um ihren Verlobten handelt, richtig?" Er sprach ganz ruhig. Ich nickte nur. "Dann kommen sie. Sie können vorne einsteigen und wir nehmen sie mit in die Notaufnahme." Er legte eine Hand um meine Hüfte und schob mich zum Führerhaus, wo er mir die Tür öffnete und mich neben seinen Kollegen setzte. Er schloss die Tür und ich schnallte mich an. Und dann fuhren wir mit einem affenzahn und Blaulicht in das nächste Krankenhaus. Sie setzten mich in den Wartebereich, während Ärzte und Krankenschwestern immer wieder in seinen Behandlungsraum liefen. Ich sah auf meine Hände. Sie waren mit seinem Blut bedeckt. Wieder liefen mir die Tränen über die Wangen und ich weinte lautlos. Ich weiß nicht, wie lange ich dort gesessen hatte, als sich die automatischen Türen öffneten und seine, sowie meine, Familie in die Notaufnahme gestürmt kamen. Ich bemerkte sie nicht. Plötzlich legte sich eine Hand um meine Schulter und ich schreckte zurück. Es dauerte einige Augenblicke, bis ich bemerkte, dass es sich dabei um Kei's Vater handelte. Beim Anblick des großen Mannes, der immer stark und streng wirkte, jetzt aber die Schultern hängen ließ, sackte ich in mich zusammen. "Es wird alles gut werden, mein Junge. Er ist ein Kämpfer.", sagte er ganz sanft und leise, während er mir über den Rücken strich. Seine Stimme klang wie eine ältere Version von Kei. Das alles ist meine Schuld... Wäre ich doch nur nicht auf die Idee mit dem Minidate gekommen... Wenn ich nicht so besessen von einem Treffen mit ihm gewesen wäre... "Es ist meine Schuld.", gab ich leise von mir. Alle Augenpaare waren auf mich gerichtet. "Was meinst du damit, Sho?", fragte mich meine Schwester. Sie hatte rote Augen vom vielen weinen. "Ich bin auf die Idee mit dem Date gekommen.", sagte ich nur leise, während sich ein Kloß in meinem Hals festsetzte. "Und in wiefern hat das jetzt etwas mit seinem Zusatnd zu tun?", hackte sie nach. "Er wäre nicht auf dieser Straße gestanden, wenn ich nicht gesagt hätte, dass wir uns dort treffen. Ich wollte doch nur mal wieder ein Date mit ihm... Mehr wollte ich nicht..." Ich ließ meine Kopf sinken, zog meine Knie an mich und umschlang sie mit meinen Armen. Dann blendete ich alles und jeden um mich herum aus.

"Die Familie von Kei Tsukishima?" Es klang, als käme die Stimme von sehr weit weg. Ich reagierte nicht. Ich blieb in meiner Ecke auf dem Boden, meine Beine immer noch umklammert und meinen Kopf auf den Knien abgelegt. "... Rippenprellung... Kopfplatzwunde vorne und hinten... CT unauffällig... noch ohne Bewusstsein... starke Schmerzmedikation... wach in ungefähr zwei Stunden...", mehr bekam ich nicht mit, und da ich kein Arzt war, konnte ich auch damit nichts anfangen. Jemand schüttelte meine rechte Schulter. Ich drehte den Kopf nach rechts, ohne ihn anzuheben. Dort strahlte mich Shimizu an. Wann ist die angekommen?... "Hast du das gehört Sho? Er hat keine Brüche und wird bald wieder aufwachen. Es wird also alles gut." Sie strahlte mich an. Wieso lächelt sie?... Es gibt keinen Grund zu lächeln... Moment... keine Brüche... Es wird alles wieder gut?... Ich hob meinen Kopf und sah mich um. Unsere Familien lagen sich in den Armen, Hitoka umarmte Natsu, während Kags Yams aufmunternd auf die Schulter klopfte. Wann sind die vier hier angekommen?... Die Stimmung im Warteraum schien leichter als zuvor. Da begann ich zu begreifen, was mir Shimizu versucht hatte zu sagen. "Ist das war?", krächzte ich. Sie nickte aufgeregt. Langsam verarbeitete mein Hirn die Informationen. "Das ist gut.", krächzte ich noch einmal, bevor ich die Augen verdrehte und alles schwarz wurde.

Ein feuchter, kühler Lappen auf meiner Stirn weckte mich auf. Ich lag im Wohnzimmer meiner Mutter. Ich drehte den Kopf und sah Shimizu, die mit dem feuchten Lappen mir über die Stirn strich. "Hey, du bist wieder da.", sagte sie ganz sanft, während sie weiter machte. Ich sah sie nur an. "Was ist passiert?", ächzte ich. Mein Mund war staub trocken und mein Hals brannte. "Dein Hirn hat wegen Überhitzung den Notaus betätigt und dich für drei Stunden schlafen gelegt. Wir haben dich zu deiner Mutter gebracht. ", erklärte sie, während sie mit ihrem Kopf Richtung Kags und Yams deutete, die mit besorgten Blicken hinter ihr standen. Meine Erinnerung kehrte schlagartig zurück. "KEI!" Ich setzte mich ruckartig auf, was meinem Kreislauf nicht zu gefallen schien. Alles drehte sich. Kags und Yams reagierten und sprangen zu mir, drückten mich wieder auf das Sofa. "Du bleibst jetzt erst mal liegen, Sho.", sagte Kags mit Druck in der Stimme. "Aber...", Ich wollte protestieren. "Nix aber! Du machst mir gerade mehr Sorgen als die Bohnenstange. Er liegt im Krankenhaus, von Ärzten überwacht. Seine Eltern und deine Mam sind bei ihm, während du aus unerklärlichen Gründen Fieber bekommst und kollabierst, also gib Ruhe." Er ließ keinen Widerspruch zu. Hitoka kam mit einem Glas Wasser aus der Küche. "Oh, er ist wach." Sie kam zu uns. Yams und Kags halfen mir, mich vorsichtig aufzusetzten und setzten sich dann einer links und der Andere rechts von mir auf die Couch. Hitoka reichte mir das Glas und ich nahm es dankend an. Ich trank einige Schlücke und stellte es dann auf dem Tisch ab. Shimizu nahm das Fieberthermometer vom Tisch und steckte es mir in den Mund. Alle starrten mich an, als sie auf das vertraute Piepen des Thermometers warteten. Als es soweit war, nahm mir Shimizu das Gerät aus der Hand. " 38,2 Grad. Es sinkt, ist aber noch nicht ganz unten." Sie legte es zurück, befeuchtete noch einmal den Lappen. Kags stand auf und Yams drückte mich wieder in das Sofa, damit ich mich nochmal hinlegte. Shimizu plazierte den Lappen wieder auf meiner Stirn. Dann sah sie mich traurig an. "Wenn du soweit bist, erzähl uns bitte, was passiert ist.", sagte Yams ganz ruhig. Bei dem Gedanken an den Unfall begann ich zu zittern. Ich sah auf meine Hände. Sie waren zwar vom Blut gereinigt worden, aber ich konnte es immer noch sehen. Mit zitternder Stimme erzählte ich den Vieren alles. Ihre Blicke waren die ganze Zeit auf mich gerichtet, aber ich konnte sie nicht ansehen. Es ist alles meine Schuld... Wenn ich doch nur... Als ich fertig war, weinte nicht nur ich. Selbst Kags wischte sich heimlich eine Träne von den Wangen. "Nichts davon ist deine Schuld.", sagte Yams mit Nachdruck. "Es war der besoffene Wichser, der der Meinung war, mit einer Flasche Vodka intus kann man noch super Auto fahren.", spie er förmlich aus. "Woher hast du die Infos?", fragte ihn Kags. "Daichi war einer der ersten Polizisten, die am Unfallort angekommen waren. Er hat mir vorhin geschrieben und mich nach den Beiden gefragt. Eigentlich durfte er es mir nicht erzählen, aber er meinte, er kenne Sho und wisse, dass er sich Vorwürfe machen würde.", antwortete ihm Yams. Ich blendete das Gespräch meiner Freunde aus. Ich wollte zu Kei, aber da es schon später Abend war, ließ mich niemand mehr ins Krankenhaus fahren. Also vergrub ich mich in meinem alten Zimmer. Ich liebe dich, Kei... Und dann weinte ich mich in den Schlaf.

Eine kleine Geschichte über die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt