7. Das Ende von M&M (POV Tsuki)

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Meine Welt stürzte ein. Was musste er noch alles ertragen, was ich nicht gesehen hab?... Was hat er mir noch verschwiegen?... Es verletzte mich zutiefst, als ich die Prellungen auf seinem Körper sah. Die müssen doch weh getan haben?... Wie konnte er sich so an mich schmiegen, ohne dass ich es bemerkt habe?.. Und dann nutzen diese blöden Weiber auch noch sein großes Herz aus und bedrohen Hitoka?... Wut stieg in mir auf, aber ich zeigte sie nicht. Er würde denken, ich sei auf ihn sauer. Ich konnte mich kaum im Zaum halten. Wenn es doch nur keine Weiber gewesen wären... Aber, was soll ich jetzt tun?... Wie kann ich ihn weiterhin beschützen?... Als er seinen Blick von mir wendet, brach es mir wieder das Herz. Ich begann in meinem Kopf nach einer Lösung zu suchen. Sollen wir es den Lehrern melden?... Es sind Mädchen... Seine Chancen werden schlecht stehen... Sollen wir es Daichi und Suga sagen?... Die werden auch nichts dagegen tun können... Durch meine Überlegungen entging mir, wie er immer mehr in sich zusammen sank. Er stand schweigend auf, nachdem sein Fuß versorgt war und humplete wieder Richtung Sporthalle, dicht gefolgt von mir. Er stolperte und ich wollte ihm helfen, streckte sogar schon meine Hand nach ihm aus, zögerte aber dann. Vielleicht will er sich ja garnicht von mir helfen lassen, sonst hätte er mir auch schon früher etwas gesagt... Ich ließ meine Hand wieder sinken. Trainer Ukai schickte uns nach Hause, und ich begleitete ihn. Der Heimweg war sehr still, jeder war in seinen eigenen Gedanken vertieft. Bei ihm zu Hause setzten wir uns in sein Zimmer, sprachen aber lange Zeit nicht. Ich hatte mir die ganze Zeit den Kopf zerbrochen, wie ich ihm helfen könnte, aber das einzige Resultat war, dass ich das Problem war. Bevor wir zusammen gekommen waren, ging es ihm gut, jeder mochte ihn und niemand mobbte oder schlug ihn. "Wir sollten uns trennen.", rutschte es aus mir heraus, bevor ich diesen Gedanken aufhalten konnte. Er erstarrte kurz, schien nicht mehr zu atmen, bevor er tief Luft holte und nickte. Ich starrte ihn an. Ist das sein Ernst?... "Ich hab auch lange darüber nachgedacht, Moony. Es kann nicht gut sein, wenn andere mit rein gezogen werden." Er sah mich nicht an. "Und wenn du so etwas sagst, wird schon was dran sein, du bist der Klügere von uns beiden.", sagte er, sah auf und setzte ein trauriges Lächeln auf. Mir fehlten die Worte. Du gibst einfach so auf?... Du wirst nicht kämpfen?... Ich wollte ihn anschreien, ihn packen und schütteln, aber ich blieb ungerührt vor ihm stehen. Er ist zum selben Schluss gekommen wie ich... "Aber bevor du gehst, musst du mir zwei Gefallen tun." Ich konnte nur nickend antworten. "Erstens, wir sagen es maximal unseren vier besten Freunden." Das konnte ich akzeptieren, also nickte ich wieder nur. "Und zweitens...", er sah wieder zum Boden "Küss mich zum Abschied bitte noch einmal." Seine Bitte wunderte mich sehr. Will er mir vielleicht nur wehtun, weil ich ihn nicht beschützt hab?.... "Auch wenn es mir das Herz aus der Brust reißen wird. Tu es bitte." Ich ging vor ihm auf die Knie. Als ich meine Hand zu seinem Kinn hob, sah ich, wie sehr ich zitterte. Ich hob seinen Kopf, damit er mir noch einmal in die Augen sah, bevor ich ihm diesen Wunsch erfüllen würde. Ich liebe dich, meine kleine Mandarine... Ich schloss den Abstand zwischen uns beiden, indem ich meine Lippen auf seine legte. Da begannen mir die Tränen über die Wangen zu laufen. Tränen, die ich vorher nicht bemerkt hatte. In diesem Kuss lag Leidenschaft und Liebe, aber auch ein bitterer Geschmack des Abschieds. Ich wollte diesen Moment für immer behalten, wollte ihn einfrieren und nie wieder vergehen lassen. Sobald sich unsere Lippen trennen würden, würde ich das Wertvollste auf dieser Welt verlieren, meine Liebe, mein Herz, meine Welt. Sho begann den Kuss zu vertiefen aber ich wusste, sollte ich ihm nachgeben, hätte ich nicht mehr die Kraft, aus der Tür und seinem Leben zu gehen. Nach Atem ringend löste ich mich von ihm, stand auf und ging durch die Tür, ohne mich noch einmal umzusehen. Ohne aufzusehen oder irgendetwas zu sagen verließ ich sein Haus. Ohne stehen zu bleiben lief ich nach Hause.

Ich verließ den ganzen Samstag mein Zimmer nicht. Ich starrte nur stur an meine Decke und bewegte mich nicht. Am Sonntag erhielt ich eine Nachricht von Kageyama. Er war der Letzte, mit dem ich mich zu diesem Zeitpunkt auseinander setzten wollte. Aber wenn er mir schon mal schreibt... Ich nahm mein Handy, entsperrte es und starrte auf den Bildschirm. Dort war immer noch das Bild von unserem ersten Kuss. Tränen stiegen mir in die Augen. Ich tippte schnell auf die Nachrichtenapp und laß die Nachricht.

Hey Brillenschlange, weißt du, was mit Sho los ist? Ich hab ihn heute morgen getroffen und er sah scheiße aus. Hast du ihn wieder gemobbt?

Nein hab ich nicht.

Oh oh

Was "oh oh"


Er schrieb nicht zurück. Eine halbe Stunde später öffnete sich meine Zimmertür und jemand betrat vorsichtig den Raum. "Also doch", hörte ich Kageyama flüstern. Ich drehte meinen Kopf zur Stimme und sah Yams und Kageyama mit einer Tüte in der Hand in meinem Zimmer stehen. "Was macht ihr zwei Idioten hier? Verschwindet wieder.", grummelte ich. "Wir wollen wissen, was los ist.", antwortete Yams und ließ sich auf mein Bett fallen. Kags setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. Die beiden werde ich nicht mehr los... Ich setzte mich auf und starrte die beiden abwechselnd böse an. "Was soll sein?", fragte ich gereizt. Ich hatte keinen Nerv dafür, freundlich zu sein. "Ich sehe Shoyo nirgends.", bemerkte Yams unschuldig. Bei Sho's Namen zuckte ich kurz zusammen und sah in meinen Schoß. "Ihr habt also gestritten?!", spekulierte Yams weiter. "Haben wir nicht...", murmelte ich . "Wir haben uns getrennt." "WAS?!", riefen beide wie aus einem Mund. Ich zuckte zurück und legte mir die Hände auf die Ohren. "Kein Grund zu schreien, ihr Maispfosten!", brüllte ich die beiden im Gegenzug an. "Willst du mich verarschen?", fragte Yams ungläubig. "Deshalb seht ihr beide so beschissen aus", murmelte Kageyama. Ich wollte ihn gerade fragen, was er damit meinte, da hackte Yams schon nach: "Wann, wo, wie?!" "Am Freitagabend.", gab ich kleinlaut zurück. "Und da kommst du nicht auf die Idee, deinen besten Freund anzurufen?" Jetzt war Yams beleidigt. Und auch Kageyama verschränkte die Arme vor seiner Brust. "Mir hat auch keiner Bescheid gegeben." So wie ich Sho kenne, wird er mit den Mädels reden... Ich atmete einmal tief durch und begann den beiden zu erzählen, was ich nur mit Mühe aus Sho bekommen hatte: „Seit seine Klassenkameraden rausbekommen haben, dass meine kleine Mandarine und ich daten, gab es da drei Mädels, die es auf ihn abgesehen hatten. Sie haben ihn zwischen den Stunden und ab und zu in der Pause abgefangen und Sho immer mal wieder geschlagen. Ich habe die Prellungen gesehen, er hat sie mir nach langem diskutieren endlich gezeigt. Es sieht echt nicht gut aus. Sie haben ihm gedroht, wenn er es jemandem sage, besonders mir, dann würden sie auf Yachi losgehen." Als ich zu der Stelle mit Yachi kam, verfinsterte sich Yams Blick. Ich wusste genau, was er dachte und wie viel Anstrengung es ihn kostete, nicht aufzuspringen und sich diese Mädels zu krallen. "Sho und ich hatten entschieden, dass es besser wäre, wenn wir uns trennen würden. Naja, dann bin ich aus seinem Haus raus und seitdem hab ich ihn weder gesehen, noch was von ihm gehört. Ich hab auch keine Ahnung, wie es ihm geht. Aber ich hab Angst, ihm am Montag zu begegnen.", endete ich meine Geschichte mit meinen Ängsten. "Weißt du, wer die Mädels sind?", fragte Kageyama erschreckend ruhig. Es ist süß, wie er für seinen besten Freund einstehen will... "Nein, aber ich glaube kaum, dass Sho dir, mir oder sonst jemandem sagen wird, wer es ist." Wir begannen, eine Liste von Verdächtigen zu erstellen. Den restlichen Nachmittag und Abend verbrachten wir mit der Analyse unserer Klassenkameraden und zerbrachen uns die Köpfe darüber, wie wir diese Mädels ausfindig machen könnten. Uns fiel nichts ein. Als es spät wurde, verabschiedeten sich die Beiden von mir und gingen jeweils nach Hause. Es hatte mir gut getan, mit den beiden Pläne zu schmieden und mich ihnen anzuvertrauen. Als ich jedoch allein war, begannen meine Gedanken wieder um Sho zu kreisen. Was meinte Kags mit, wir sehen beide beschissen aus?... Naja, ich werde es ja morgen sehen... Ich war aufgregt, ihn wieder zu sehen, hatte aber auch Angst. Wie sollte ich ihm nach diesem Wochenende gegenüber treten und wie sollte ich mich ihm gegenüber verhalten? Wie wird er sich verhalten?...


Eine kleine Geschichte über die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt