12. Die Oberstufe und die Zukunft (POV Tsukki)

112 4 0
                                    

Mir war nicht ganz wohl dabei, unsere Beziehung vor fast allen geheim zu halten, aber ich konnte seine Entscheidung verstehen. Ich hatte so schon Vertrauensprobleme und wenn sich der ganze Spaß, wie zuvor, wiederholen würde, hätten wir nicht mehr viel Chance zusammen zu bleiben. Shimizu hatte sich erfolgreich um die drei Mädels gekümmert und Sho und ich hatten da weiter gemacht, wo wir einen Monat zuvor aufgehört hatten. Und dann stand das nächste Trainingscamp in Tokyo vor der Tür. Meine Laune sank potenziell mit jedem Tag, je näher das Camp rückte. Yams hielt es irgendwann nicht mehr aus. "Was zur Hölle ist los mit dir? Du bist noch arschiger als sonst, was schon was heißen will, und irgendwie nervt es nur.", platze es in einer Trinkpause, zwei Tage vor dem Camp, aus ihm heraus. Ich sah ihn genervt an. "Nichts ist.", grummelte ich nur. "Red mit mir oder scheiß Buchstaben, dann setz ich sie mir selbst zusammen. Aber tu mir einen Gefallen. Hör auf, alle Leute, die Sho in deinen Augen zu lange anschauen, mit deinen Blicken zu töten.", schnaubte er, drehte sich um und wollte gerade gehen. Ich blickte mich hecktisch um, um zu sehen, ob jemand etwas mitbekommen hatte, was nicht der Fall war, was mich erleichterte. Aber, er war stinksauer. "Warte Yams.", rief ich ihm nach. "Lass uns raus gehen, dann erklär ich dir, was los ist." Er nickte, gab Daichi ein Zeichen und stürmte an mir vorbei aus der Turnhalle. Also hat ihn Daichi auf mich angesetzt... Na toll... Ich folgte Yams. Er ging um die Ecke der Turnhalle, wo wir unsere Ruhe hatten. Dort lehnte er mit überkreuzten Armen an der Wand, als ich zu ihm aufschloss. Er war richtig angepisst. "Rede.", war alles, was er sagte. Ich blickte nach unten, auf meine verschlungenen Hände. "Eigentlich ist es dämlich.", begann ich. Er hob eine Augenbraue, was ich aus den Augenwinkel sah. "Es nervt mich ungemein, dass Sho mittlerweile einen so großen Fanclub hat. Nicht nur bei uns an der Schule, sondern auch andere Schulen. Er hat in fast jeder verdammten Schule hier im Umkreis, die einen Volleyballclub haben, einen Verehrer. Und dann kommen sie ihm immer so nah, tatschen ihn an und flirten mit ihm. Ich dreh noch durch. Da wir uns ja entschieden haben, unsere Beziehung geheim zu halten, kann ich nicht einfach zu ihm gehen, ihn in den Arm nehmen und den Anderen sagen, dass sie sich verdammt nochmal von MEINER MANDARINE VERPISSEN SOLLEN.", sprudelte es aus mir heraus. Yams begann zu lachen. Laut zu lachen. Ich sah ihn verdutzt an. "Ist das dein Ernst? Du benimmst dich wie ein Arsch, weil du eifersüchtig bist? Ich fass es nicht!" Ich verschränkte meine Arme vor der Brust, so wie er es zuvor getan hatte, und zog eine Augenbraue hoch. "Ich weiß ja nicht, was daran so lustig ist?! Deine Freundin hat ja vor allen und jedem Angst, die läuft gleich weg, also hast du das Problem nicht." Jetzt war ich eingeschnappt. Yams jauchzte nach Luft. Er lachte weiter, wurde aber langsam ruhiger. "Natürlich kenn ich das Problem, du Trottel. Sie kennt die anderen Mannschaften mittlerweile und ist bei weitem entspannter als zu Anfang." "Aber du kannst den Anderen sagen, dass sie sich verpissen sollen, ich nicht. Also vergleich das nicht.", gab ich trotzig zurück. Yams schüttelte nur den Kopf. "Ihr zwei und eure Kommunikation. Sag es Sho doch, dass es dich stört. Ich wette, er versteht es und wird versuchen, dir keinen Anlass für deine Gefühle zu geben. Aber dazu musst du es ihm sagen." Er legte mir eine Hand auf die Schulter, schüttelete nochmals seinen Kopf und ging dann zurück in die Turnhalle. Ihm sagen, dass er Kenma zur Begrüßung nicht um den Hals fallen soll?... Das er sich gefälligst vor Oikawa schützen soll? Er zieht ihn jedes Mal mit seinen Blicken aus, der Arsch... Dann kling ich wie so ein Arsch, der seinem Partner vorschreibt, was er tun und lassen soll... Bestimmt nicht... Es frustrierte mich, dass die Lösung für Yams so einfach zu sein schien. Ich ging zurück in die Sporthalle.

Am Tag der Abreise war meine Stimmung im Keller. Sho setzte sich zwar im Bus neben mich, ganz zur Verwunderung des Teams, aber das half auch nichts. Yams drehte sich zu mir um und schüttelte nur missbulligend den Kopf. Er wusste, dass ich nicht mit Sho gesprochen hatte. Ich spürte, wie Sho nach meiner Hand griff und seine Finger mit meinen verschlang. Es beruhigte mich immer, wenn er den Körperkontakt zu mir suchte, es war, als würde es mich erden. Meine Stimmung hellte sich etwas. Bis der Bus zum Stehen kam. Kenma und Kuroo warteten schon auf uns, also sprang meine kleine Mandarine von seinem Sitz auf und schoss aus dem Bus, direkt auf Kenma zu. Ich verdrehte meine Augen. Sho blieb vor Kenma stehen, kratzte sich am Hinterkopf und lächelte ihn nur freundlich an. Keine Umarmung?... Hat mich Yams verraten?... Ich sah zu Yams, der die Szene genauso verdutzt beobachtete wie ich. Ich erhob mich, stieg aus und schloss mich Sho an. "Tsuki, mein Bester. Willkommen zurück in Tokyo.", begrüßte mich Kuroo freudestrahlend. "Hey Kuroo, hey Kenma." Ich nickte beiden zu. "Hey Tsuki, wie geht's?", fragte Kenma mich. Ich war etwas verblüfft, antwortete ihm aber. Dann führten wir noch kurz Smalltalk, bis Daichi nach uns rief, damit wir unsere Sachen aus dem Bus ladeten und in unser Zimmer brachten. Wir schliefen alle in einem großen Raum, die Managerinnen ausgenommen. Bevor wir zum Mittagessen aufbrachen, stoppte ich Yams. "Hast du mit Sho gesprochen?", fragte ich ihn genervt. "Nein, du Depp. Keiner hat mit ihm gesprochen. Das ist eine Sache zwischen dir und ihm, da mischt sich niemand ein.", Yams ging weiter. Als ich im Speisesaal ankam, saß Sho bei Kuroo und Kenma, neben sich aber ein Platz frei mit einer Schüssel voll Reis. Als er mich sah, winkte er mich zu sich. Ich ging zu ihm und setzte mich. "Ich hab dir schon mal was zu Essen gebracht. Ich hoffe, das ist ok?!", sagte er schüchtern. Ich nickte ihm mit einem leichten Lächeln zu. Kuroo sah mich an und ich wappnete mich schon für seine blöden Sprüche, aber er sagte nichts und unterhielt sich weiter mit Sho und Kenma. Irgendwas stimmt doch hier absolut garnicht...Bin ich im falschen Film gelandet?... Als Sho mit dem Essen fertig war, legte er unter dem Tisch eine Hand auf meinen Oberschenkel, sah mich aber nicht an und führte sein Gespräch mit den anderen Beiden unbeirrt weiter. Nach dem Essen hatten wir eine Stunde Zeit unsere Taschen auszupacken, unsere Futon herzurichten und uns umzuziehen. Sho platzierte sich neben mir, holte seine Sportsachen raus und begann, sich umzuziehen. "Wurdest du von Mücken gefressen, Sho? Auf deinem ganzen Hals und auf deinem Rücken sind überall rote Punkte.", lachte Noya. "Oder hast du was neues zum Spielen.", schob Tanaka hinterher, wobei er mit seinen Augenbrauen wackelte. Sein Blick fiel auf mich und er zuckte zusammen. Ich hatte ganz vergessen, dass wir letzte Nacht nicht nur geschlafen hatten und ich mich mitreißen hab lassen. Die roten Punkte war ich gewesen. Aber es hat ihm gefallen, wie er... Aus Kei!... Sonst läuft gleich deine Hose voraus... Sho zog sich unbeirrt weiter um, ignorierte die beiden Chaoten, die natürlich weiter stocherten. Als er fertig war, drehte er sich mit einem Grinsen auf dem Gesicht zu den beiden um, die immer noch lachten. "Neidisch, weil ich ein Sexleben habe und ihr nicht? Obwohl mein Beuteschema deutlich schwerer zu finden ist." Er zwinkerte und verschwand. Die Chaoten waren augenblicklich still, dafür lachten jetzt alle anderen. Ich schüttelte nur den Kopf und folgte Sho aus dem Raum und aus dem Gebäude. Als ich gerade um eine Ecke biegen wollte, wurde ich an meinem T-Shirt an die Wand gezogen. Vor mir stand Sho, eine Hand jeweils seitlich von mir an die Wand gedrückt. "Ich verspreche dir, dass ich mit niemandem flirten werde, außer, er ist ein 1,90 m großer, blond und ein Mittelblocker mit Brille. Und ich werde mich auch von allen Anderen soweit fernhalten, dass du dir keine Sorgen machen musst." Er stellte sich auf die Zehnspitzen und gab mir einen Kuss auf die Lippen. Ich packte ihn an der Hüfte und drehte uns beide um 180 Grad. "Woher weißt du das?", fragte ich ihn, während ich es war, der ihn zwischen Wand und mir einkeilte. Er lächelte mich von unten an. "Ich weiß mittlerweile, wie du tickst. Ich weiß auch, dass es dich unglaublich fertig macht, dass ich unsere Beziehung geheimhalten will. Eines unserer größten Probleme ist immer noch, dass wir nicht richtig miteinander reden. Aber, ich werde mein Bestes geben, um dir keinen Anlass zur Eifersucht zu geben und besser mit dir zu kommunizieren. Ich liebe dich, Moony." Wieder küsste er mich, bevor er unter meinem Arm durchtauchte und weiter Richtung Sporthalle ging. Und damit war die Sache erledigt. Das komplette Trainingscamp über ging er jeder Berührung, die nicht von mir kam, aus dem Weg. Er lächelte mir immer wieder zu, um allen Anderen subtil zu suggerieren, dass er bereits sein Herz verloren hatte. Abends wartete er, bis die Chaoten eingeschlafen waren und schlüpfte dann zu mir in den Futon. Ich glaube, da hab ich mich nochmal in ihn verliebt. Und so begannen wir, unsere Probleme immer gemeinsam zu lösen. Ich hatte gelernt, dass ich nur mit ihm reden musste, wenn ich ein Problem hatte. Dasselbe galt auch für ihn und so öffneten wir uns immer mehr in unserer Beziehung, welche immer stärker wurde. Ab dem dritten Schuljahr versteckten wir uns nicht mehr. Unsere Beziehung war so stabil, unsere Kommunikation so viel besser, dass wir uns entschieden hatten, das Versteckspiel zu beenden. Ich nahm immer wieder seine Hand, auch mitten auf dem Schulhof. Wir sprangen uns nach jedem Sieg um den Hals, wobei ich ihm immer einen Kuss auf die Wange drückte. Wir begannen, in der Pause mit unseren nun nur noch drei Freunden, Kags, Yams und Hitoka, unter einem Baum an der Sporthalle zu sitzen und die Pause zu genießen. Dabei saß Sho immer zwischen meinen Beinen, wie Hitoka bei Yams, und ich umarmte ihn von hinten. Kags sah uns immer missmutig an, denn er fand einfach keine Freundin. Niemand schaffte es, länger als zwei Wochen mit ihm zusammen zu sein, denn dann zog er den Volleyball wieder allem andern vor.

An jenem Tag schien Sho verdächtig still. Ich wusste, das er etwas auf dem Herzen hatte, und dass er es sagen würde, sobald er soweit war. "Ich muss euch etwas sagen, besonders dir, Kei.", begann er leise. Kei?!... Oh oh... Das ist nicht gut... Er setzte sich aufrecht hin, rutschte zwischen meinen Beinen hervor und sah uns allen einmal kurz in die Augen, bevor er auf seine Hände sah. "Ich habe ein Angebot erhalten. Ihr seid die Ersten, denen ich davon erzähle. Die E-Mail kam vor einer halben Stunde." Er rechtfertigte sich stammelnd. Das war nie ein gutes Zeichen. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Wir hatten schon einmal über die Zukunft gesprochen. Ich hatte ihm dabei erzählt, dass ich an der Universität Tokyo Anthropologie studieren wollte, was hieß, dass wir getrennt sein würden. Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nicht, wie es bei ihm weiter gehen würde. Nun schien es soweit zu sein. "Ich habe die Möglichkeit, für zwei Jahre in Brasilien Beachvolleyball zu spielen.", sagte er mit gesenktem Kopf. "Ist das dein Ernst, Sho? Das ist doch großartig.", rief Yams aus. Kags und Hitoka stimmten ihm zu. Doch Sho schien sich nicht zu freuen. Er sah traurig zu mir. "Wann geht's los?", fragte Kags. Sho sah mir weiter in die Augen, Tränen bildeten sich in diesen. "Nach den Sommerferien, am 30. August geht mein Flug.", antwortete er. Dann liefen ihm die Tränen über die Wangen. Ich sprang auf und nahm ihn in den Arm. Unsere Freunde sahen uns entsetzt an. "Das ist doch super, Mandarine. Jetzt hast du nicht nur ein Ziel, sondern auch schon einen Weg.", sagte ich sanft, während ich ihm beruhigend über den Rücken strich. "Aber, Moony, ich werde zwei Jahre lang nicht im Land sein. Zwei Jahre lang nur SMS und Anrufe.... Ist das für dich denn in Ordnung?" Er klang verzweifelt. "Das ist absolut in Ordnung. Ich werde selber studieren, also passt es doch." Mir wurde das Herz schwer bei dem Gedanken, zwei Jahre lang von ihm getrennt zu sein, aber ich konnte ihm nicht im Weg stehen. Er weinte noch etwas an meiner Brust, während unsere Freunde ihm versprachen, auf mich auf zu passen, was ihn wiederrum zum Lachen brachte.

An diesem Abend ging ich mit zu ihm nach Hause. Bei ihm angekommen, schickte ich ihn in sein Zimmer, damit er sich etwas Wärmeres anzog. Mein heutiges Vorhaben hatte ich schon länger geplant, aber ich wusste, dass dieser Tag einfach der richtige Zeitpunkt dafür war. Seine Mutter wusste Bescheid und nickte mir nur aufmunternd zu. Als er wenig später aus seinem Zimmer kam, verabschiedeten wir uns und gingen zu mir. Auf dem Weg wollte er unbedingt wissen, was ich plante, aber ich lenkete ihn jedes Mal mit einem kurzen Kuss ab. Ich hatte meiner Mutter nach Schulschluss geschrieben, dass sie alles vorbereiten sollte. Also stand ein Picknickkorb, zwei Decken und eine warme Jacke für mich bereit. Es war später Frühling und die Nächte waren noch kalt. Ich zog mir die Jacke an, nahm mir die Sachen und schob Sho aus der Haustür. Draußen nahm ich seine Hand und führte in auf einen Berg, auf dem es an einer betsimmten Stelle die schönste Aussicht auf unsere kleine Stadt gab. Dort breitete ich eine Decke aus, stellte den Korb ab und setzte mich auf die Decke. Dann zog ich Sho zwischen meine Beine und breitete die andere Decke über unsere Beine aus. Als er saß, öffnete ich den Korb und holte selbstgemachte Sandwiches und Cupcakes heraus. Sho begann genüsslich zu essen, also biss auch ich in mein Sandwich. Wir unterhielten uns über Belangloses und lachten zusammen. Als wir fertig gegessen hatten, holte ich zwei Dosen Cola aus dem Korb und reichte eine davon Sho. Er lehnete sich an mich und blickte in den Sternenhimmel. " Der Ausblick ist wunderschön hier.", sagte er leise. "Ja, das ist er.", antwortete ich genauso leise, während ich in ansah. "Warum hast du mich hergebracht, Moony?", fragte er, während er weiter den Sternenhimmel genoss. Ich griff in meine Jackentasche. "Naja, in drei Monaten sind wir mit der Oberstufe fertig. Dann beginnt für uns der Ernst des Lebens.", begann ich. Er seufzte. "Und ich dachte mir, dass ich diesen Ernst nur mit dir zusammen meistern kann." Er richtete sich etwas auf, drehte, sich soweit es ihm möglich war, um und wollte gerade etwas sagen, als er die Schatulle in meiner Hand sah. "..." Ich klappte sie mit zitternden Händen auf. Darin waren zwei schlichte, silberne Ringe zu sehen. Sie waren nicht besonders dick, aber ich wusste, wie sehr er ihn lieben würde. In beide Ringe waren die Buchstaben "M&M", sowie der Tag, an dem wir zusammen gekommen waren, eingraviert. "Shoyo Hinata." Er sah mich mit großen Augen an. Mein Herz raste und ich spürte, wie meine Hände schwitzten. "Würdest du mir die Ehre erweisen, den Rest deines Lebens mit mir zu verbringen und mich nach deiner Rückkehr aus Brasilien zu heiraten?" Stille legte sich zwischen uns. Plötzlich riss Sho die Arme hoch, fiel mir um den Hals und brachte uns beide so zu Fall. "Oh mein Gott, Moony!!! Eine Millionen Mal ja!", rief er lachend, während ihm eine Träne über die Wange lief. Ich nahm seinen Ring aus der Schatulle und steckte ihn diesen an den linken Ringfinger. Er nahm den anderen und tat es mir mit zitternden Händen gleich. Dann küssten wir uns lang.

Eine kleine Geschichte über die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt