— 09. APRIL: LEONIE
🐉📸🎆„ if you have children someday
when they point to the pictures
please tell them my name "
FRANKFURT. november 2022. „Das mit der Hollywoodschaukel auf deinem Balkon war eine fantastische Idee, das muss ich dir lassen." Grinsend stoße ich mich erneut mit beiden Füßen vom Boden ab um der eben genannten Schaukel nochmal neuen Schwung zu verpassen. Ansgar, der in so geringem Abstand neben mir sitzt, dass ich die Wärme, die sein Körper ausstrahlt genau spüren kann, lächelt ebenfalls. „Und noch besser, dass deine Mama ihre Hollywoodschaukel unbedingt abgeben wollte. Ich meine, wäre ja schade drum gewesen. Bei den schönen Erinnerungen, mit denen sie zusammenhängt." Seine Worte lassen einen eiskalten Schauer über meinen Rücken laufen. Ja, schöne Erinnerungen. Aber auch weniger schöne, zumindest für mich persönlich.Meine Gedanken schweifen zurück zu dem Tag, als ich sie das erste Mal miteinander gesehen habe. Ansgars Mama hatte mir dir Tür geöffnet, mit der Bemerkung dass er schon Besuch und sie mich überhaupt nicht mehr erwartet hätte. Ich war der Meinung, dass ich schon nicht stören würde. Bis mein Blick auf die beiden traf. Romy und er. Auf der Couch im Wohnzimmer. Sie haben zusammen gelacht, wie nur wir das bis zu diesem Zeitpunkt sonst immer getan haben. Und dann haben sie sich ganz lange in die Augen geschaut. Und dann hat Ansgar Romy geküsst. Auf den Mund. Nicht wie mich, mal auf die Wange. Auf den Mund. Und auf eine Art und Weise ist für mich in diesem Moment meine Welt zusammengebrochen. Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, wie lange ich auf der Hollywoodschaukel in Mamas und meinem Garten gesessen und geweint habe. Den wahren Grund für meine Reaktion habe ich nie so wirklich verstehen können. Nicht bis vor etwa eineinhalb Monaten.
„Jedenfalls finde ich es wirklich sehr schön, dass du mich endlich mal wieder besuchen kommst. Das hast du schon lange nicht mehr gemacht." Ansgars Worte reißen mich aus meinen Gedanken. „Und du kennst den Grund dafür auch ganz genau." Mein Ton ist kühler als beabsichtigt. Mein bester Freund kann nichts dafür, wie das mit mir und Jobe geendet ist. Naja, das stimmt nicht so wirklich. Er kann schon etwas dafür. Genau genommen war er der ausschlaggebende Grund, weshalb ich es einfach nicht mehr ausgehalten habe. Und das klingt jetzt, als wäre mein Ex-Freund ein schlechter Mensch. Und das ist er ganz und gar nicht. Zwischen uns hat es einfach nicht mehr gepasst, auch wenn ich mir das erst eingestehen musste. Frankfurt habe ich trotzdem gemieden. Auch, wenn es mir schwer fiel, allzu schwierig war es nicht. Vor allem, wenn ich daran gedacht habe, wer außer Ansgar hier noch auf mich warten würde. Jetzt gerade, in diesem Moment, sind wir allerdings allein.
„Wie... wie geht es dir damit?" Ansgars Stimme klingt vorsichtig. Vorsichtiger, als sie es tun sollte. „Dass Jobe und ich uns getrennt haben? Das kannst du ruhig genauso aussprechen." Den leisen Seufzer, der meine Lippen verlässt, kann ich nicht unterdrücken. „Mir geht es... gut? Denke ich. Besser als ihm, vermutlich." Der Gedanke daran, dass der gebürtige Engländer gerade alleine in unserer alten Wohnung in München sitzt, versetzt meinem Herzen einen kleinen Stich. Offiziell war es nie unsere gemeinsame Wohnung. Aber nach dem Abi bin ich quasi dort mit eingezogen. Und wir waren glücklich miteinander. Eine ganze Weile lang. Und auf einmal war diese ganze Weile einfach vorbei. Nicht von heute auf morgen, aber unerwartet. Und einfach so, ohne Vorwarnung.
„Kann ich etwas tun? Damit es dir, damit es euch beiden besser geht, meine ich?" Mein bester Freund legt seine warme Hand auf meinen Arm. „I-ich weiß nicht. Mir geht's wirklich gut. Wie's bei ihm genau aussieht, müsstest du ihn selbst fragen. Wenn ich ehrlich sein soll, hatten wir keinen Kontakt mehr seitdem. Nur sporadisch mal, weil ich mir Sorgen um ihn gemacht habe. Und er sich auch um mich." Ich liebe Jobe. Ich liebe ihn wirklich. Aber meine Liebe zu ihm hat sich gewandelt. Langsam. Und ich hab's nicht wirklich bemerkt, genauso wenig wie er. Aber irgendwann, plötzlich, war dann die Erkenntnis da.
„Darf ich fragen, warum ihr euch getrennt habt?" Als Ansgar meinen Blick bemerkt, rudert er schnell wieder zurück. „Das heißt, du musst es mir natürlich nicht erzählen, wenn du nicht möchtest. Im Grunde genommen geht es mich ja auch eigentlich überhaupt nichts an. Es war eure Beziehung, nicht meine." Ich schaffe es nicht, ihm in die Augen zu sehen. Ich kann es einfach nicht. Und trotzdem spreche ich den Satz aus, der alles zwischen uns verändern könnte. Der alles zwischen uns verändern wird. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. „Du bist der Grund, Ansgar. Du bist der Grund, warum Jobe sich von mir getrennt hat."
Mein Herz schlägt so laut, dass ich fast glaube, es kann das schnelle, regelmäßige Pochen hören. „Ich?" Ansgars Stimme zittert unmerklich. „Wie... wie meinst du das? Ich war der Grund?" Kein Zurück mehr, Leonie. Jetzt muss er die ganze Wahrheit erfahren. „Leo, bitte. Wenn ich ihm zu Nahe getreten bin, mit der Art und Weise wie ich mich dir oder ihm gegenüber verhalten habe, dann tut es mir leid. Das können wir bestimmt klären. Ich rufe ihn am besten direkt an und dann seid ihr beiden in Nullkommanichts wieder zusammen. Und glücklich. Das verspreche ich dir."
Ich schüttle verzweifelt den Kopf. „Nein, du... du verstehst das nicht." Um das Zittern meiner Hände zu verstecken, lege ich sie ineinander in meinen Schoß und drücke sie ganz fest. „Eigentlich hat es gar nicht so wirklich mit deinem Verhalten mir gegenüber zu tun, sondern — mit meinem Verhalten dir gegenüber." Ansgar blinzelt. Langsam scheinen sich die Puzzleteile in seinem Kopf zusammenzufügen. „Ich wollte das nicht. Das musst du mir glauben. Aber irgendwie ist es einfach passiert und ich konnte nichts dagegen tun. Auch, wenn ich weiß, dass es alles andere als richtig war." Ein letztes Mal hole ich ganz tief Luft. „Ich habe mich in dich verliebt."
Einen kurzen Moment lang schaut mich mein bester Freund einfach nur an. Dann greift er langsam nach meinen Händen, die immer noch in meinem Schoß liegen. „Ich... ich hätte niemals gedacht, dass ich diesen Moment erleben würde." Er flüstert. Und seine Hand streichelt über meine. „Leo, ich kann das gerade nicht. Nicht bevor... bevor ich mit Romy gesprochen habe." In meinen Ohren dröhnt es. Will er seiner Freundin alles erzählen?
„Ich muss erst mit ihr sprechen und ihr das alle erklären. Ich will sie nicht noch mehr verletzen, als ich es sowieso tun werde." Seine Augen suchen meine. „Verstehst du?" Ansgar räuspert sich und streicht mir dann, ganz langsam, mit seiner freien Hand eine Strähne aus dem Gesicht. Seine Hände sind ganz warm. Im Gegensatz zu meinen.
„Ich würde dich gerade so gerne küssen. Weil ich schon viel zu lange darauf warten musste. Aber das bringe ich nicht übers Herz. Ich kann ihr das nicht antun." In diesem Moment dreht sich laut ein Schlüssel in der Haustür herum. Romy ist wieder zu Hause.
— a/n
offizielle Entschuldigung, dass gestern nichts kam (dafür heute zwei Kapitel)
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MULTIVERSE ⸺ oneshots
Фанфикᵃᵇᵍᵉˢᶜʰˡᵒˢˢᵉⁿ | ❝ 𝐢𝐭'𝐬 𝐦𝐲 𝐛𝐢𝐫𝐭𝐡𝐝𝐚𝐲, 𝐭𝐚𝐝𝐚 ❞ :¨·.·¨: '·. zu Ehren meines Geburtstags Ende April, hier 24 (mini-)oneshots über die Charaktere meiner fanfictions // deleted scenes + unseen bits ⸺ interaktiv. 。・:*:・゚ COINCIDENTALLY, OFF...