TAG 17 .ೃ࿔ letting go • 𝐭𝐡𝐫𝐨𝐮𝐠𝐡 𝐭𝐡𝐞 𝐥𝐞𝐧𝐬𝐞

149 11 6
                                    







— 17. APRIL: LEON S.
🐚🩵🕊️

„ we can't be friends
but I'd like to just pretend
you cling to your papers and pens
wait until you like me again "



„ we can't be friendsbut I'd like to just pretendyou cling to your papers and penswait until you like me again "

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.





MÜNCHEN. oktober 2024. Kleine Wölkchen entstehen in der kalten Herbstluft, als ich ausatme. Auch wenn heute, so wie auch die letzten Tage, noch kräftig die Sonne scheint, sinken die Temperaturen langsam, aber stetig, immer weiter in Richtung des Nullpunkts. Vielleicht wird es dieses Jahr endlich mal wieder ein bisschen mehr Schnee geben als sonst. Weiße Weihnachten wären schön, auch wenn ich diesmal niemanden habe, mit dem ich sie teilen könnte.

Mit einem kleinen Seufzer lasse ich die Zigarette fallen, die ich zu Ende geraucht habe, und trete sie auf dem dunklen Teerboden aus. Die guten Schuhe. Hoffentlich bemerkt Gabriele vom Kostüm die Rußspuren an der Sohle nicht, sonst macht sie mich einen Kopf kürzer. „Seit wann rauchst du?" In ihrer gefütterten Winterjacke, die fast bis an den Boden reicht, steht Sarah plötzlich vor mir. Sie hat das Teil in letzter Zeit immer in unseren Drehpausen an; ständig ist ihr kalt. Früher war sie nicht so eine Frostbeule.

„Noch nicht lange." Die Brünette rümpft die Nase. „Steht dir nicht. Aber du bist ja schon erwachsen." Und du auch nicht mehr meine Freundin. Den bissigen Kommentar verkneife ich mir; immerhin weiß ich, dass sie es nur gut meint. Tut sie immer. „Soll ich dich allein lassen?" Ich schüttle schnell den Kopf. „Quatsch." Jetzt lächelt Sarah.

„Ich fürchte nur, dass wir sowieso gleich wieder zurück müssen. Die Pause ist fast zu Ende." Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. Da fällt mir ein, dass ihr die Batterien fehlen. Requisite. „Du siehst nachdenklich aus." Meine, jetzt seit fast vier Monaten verheiratete, Ex-Freundin betrachtet mich schon wieder. Zu lange, nach meinem Geschmack zumindest.

„Ich habe eben drüber nachgedacht, dass ich niemanden hab. An Weihnachten, meine ich." Sarahs Nachdenklichkeit schlägt sofort in Bedauern um. Ich bin Einzelkind, mein Vater ist schon früh an Krebs gestorben. Und meine Mutter habe ich nie kennengelernt. „Tut mir leid. Du kannst—" Meine Kollegin stockt. Ich weiß aber genau, was sie fragen wollte. Ob ich Weihnachten nicht bei ihr verbringen möchte.

„Quatsch, ich will euch nicht stören. Immerhin ist es dieses Jahr ein ganz besonderes Weihnachtsfest für euch." Wahrscheinlich fahren die beiden sowieso nach Gelsenkirchen um gemeinsam mit ihren Familien zu feiern. „Ich werd schon was finden, mach dir um mich keine Sorgen." „Es tut mir leid." Entschuldigend schaut sie mich mit ihren riesigen blauen Augen an.

„Du musst dich nicht entschuldigen, Sari. Es ist alles in Ordnung. Du hast jetzt deine eigene kleine Familie um die du dich kümmern musst und das verstehe ich." Grinsend zucke ich mit den Schultern. „Nur, weil wir mal in einer Beziehung waren musst du nicht immer auf mich aufpassen."

„Wir sind immer noch Freunde, Leon. Und ich kenne dich gut. Du schottest dich wieder von allem und jedem ab, weil du denkst, dass es das Richtige ist." „Mich nicht in eure Ehe einzumischen ist definitiv das Richtige und das weißt du auch." Meine Antwort ist etwas harscher als beabsichtigt. Und mein Tonfall tut mir auch direkt leid, als ich Sarahs irritierten Blick sehe, aber eine Entschuldigung bringe ich nicht über die Lippen.

„Okay. Ich lass dich mit dem Thema in Ruhe. Wenn du mit versprichst, dass du dich an jemand anderen wendest, mit dem du reden kannst." Die kleine Brünette verschränkt die Arme vor der Brust. „Ich kann verstehen, dass es für dich komisch ist. Nach all dem, was zwischen uns vorgefallen ist. Ich möchte nur, dass du auf dich aufpasst. Wenn ich es schon nicht mehr tun darf."

Ihre Worte versetzen meinem Herzen einen Stich. Und ich nicke einfach. „Gut." Sarah bringt es tatsächlich fertig, mir ein Lächeln zuzuwerfen. „Komm, wir gehen zusammen zurück." Mit dem Kopf nickt sie in Richtung des großen Gebäudes hinter uns.

„Geh schonmal vor, ich komme gleich nach." Ihre Augenbrauen wandern in die Höhe. Aber sagen tut sie nichts, dreht sich nur wortlos um und geht. Die gefütterte Jacke schlägt bei jedem ihrer energischen Schritt gegen ihre Schienbeine. Ich zünde mir eine weitere Zigarette an.

„Hast du mal kurz Feuer für mich?" Mein Kopf fährt herum. Vor mit steht eine Frau mit schwarzem Kurzhaarschnitt. Sie ist mindestens einen Kopf kleiner als ich und trägt eine runde Brille auf der Nase. Abwartend hält sie ihre ausgestreckte Hand auf. Zögerlich lass ich mein Feuerzeug hineinfallen und beobachte sie dabei, wie sie sich ebenfalls eine Zigarette anzündet. „Die Dinger sind wirklich scheiße." murmelt sie an mich gewandt, nachdem sie einen tiefen Zug genommen hat. „Da hat sie schon Recht."

Ich nicke nur abwesend. „Wie lang seid ihr schon getrennt?" „Kann mich nicht genau erinnern." Das ist gelogen. Und das scheint meine, meinerseits eher unfreiwillige Gesprächspartnerin, auch direkt zu merken. Sie schüttelt nur grinsend den Kopf, die Zigarette zwischen den Lippen. „Na gut. Es sind jetzt vierzehn Monate."

„Darf ich fragen, warum du noch so an ihr hängst?" Sie ist ganz schon unverschämt dafür, dass ich sie nicht kenne und nicht einmal ihren Namen weiß. „Erstens hast du das gerade schon und zweitens tue ich das überhaupt nicht. Sarah und ich sind befreundet und ihr Ehemann ist auch schwer in Ordnung. Außerdem haben wir uns im Guten getrennt."

„Das sind die schwersten Trennungen." Fragend schaue ich die kleine Schwarzhaarige an. „Wenn du die andere Person immer noch wertschätzt. Und da auch irgendwo immer noch Liebe da ist. Nur eben anders als vorher." Sie hat Recht. Leider. „Trotzdem, ich hätte schwören können, dass du sie immer noch zurück willst." Sie lässt den Zigarettenstummel auf den Boden fallen und rückt ihre Brille wieder grade.

„Tue ich nicht." Vor nicht ganz drei Monaten hätte ich an dieser Stelle jetzt gerade gelogen. Doch mittlerweile sehne ich mich nicht mehr nach der Zeit mit meiner Ex-Freundin zurück, sondern nach dem Gefühl, nicht alleine zu sein. Dieses eine ganz bestimmte Gefühl, dass dir deine Freunde nicht geben können. Sondern nur dein Partner.

„Gut." Die Frau vor mir grinst mich an. „Sonst hätte ich dich jetzt nicht nach einem Date fragen können."


























— a/n
hatte ich noch auf lager :)

MULTIVERSE ⸺ oneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt