E I N S

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E I N S

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E I N S

     Beißender Geruch stieg Hyunjin mit jedem Atemzug in die Nase, während der Verband gegen seine Augen drückte. Immer wieder musste er gegen den Drang ankämpfen, das störende Stück Stoff von den Augen zu reißen und diese zu öffnen. Doch er wusste, dass er dies nicht tun durfte, dass er Glück gehabt hatte. Als sie alle am Flughafen waren, hatte Hyunjin zwar schnell verstanden, dass es jemand auf Felix abgesehen hatte, doch war er nicht in der Lage mehr zu tun. Er hatte Felix beiseite geschubst, um den Angriff selbst entgegengenommen. Hätte er Zeit zum Nachdenken gehabt, dann hätte er anders gehandelt. Er hätte versucht den Angreifer, außer Gefecht zu setzen, ihm die Flasche zu entreißen, aber es war zu spät. Als Hyunjin den brennenden Schmerz in seinem Gesicht und in den Augen spürte, war er im ersten Moment nur erleichtert gewesen. Alleine die Tatsache, dass dies bedeutete, dass es Felix gut ging, war erst einmal das Wichtigste gewesen. Als das Adrenalin immer weiter verschwand und er wieder in der Lage war klar zu denken, kam in ihm die Panik auf. Der Schmerz in und um seinen Augen machte ihm deutlich, dass es sich nicht um einen einfachen Angriff gehandelt haben konnte. Die Angst, eventuell nicht mehr sehen zu können, lähmte ihn. Doch es tat zu weh, die Augen zu öffnen, dass er weiterhin seine Handballen gegen die Augäpfel drückte.

     Dunkel konnte sich Hyunjin daran erinnern, dass die Jungs ihn festhalten mussten, damit die Erste-Hilfe durchgeführt werden konnte. Es war Hyunjin wie eine Ewigkeit vorgekommen, als man seine Augen ausspülte und auch während der Fahrt zur Augenklinik musste er sich die Augen spülen lassen. Waren die Ersthelfer nicht so schnell bei der Wundversorgung gewesen, dann hätte Hyunjin vielleicht tatsächlich nie wieder sehen können, da die Fahrt bis ins Krankenhaus zu lange gedauert hätte. Seine Augen wären durch die Lauge in dem Putzmittel zu tief ins Auge gedrungen und hätte irreversible Schäden hinterlassen. Doch so zeigte sich zwar eine deutliche Verätzung in den Augen, doch würde sie mit konsequenter Einhaltung der medizinischen Versorgung und Schonung der Augen, verheilen. Tägliche Verbandswechsel, Antibiotika, um einen Infekt zu verhindern und Ascorbinsäure würden dafür sorgen, dass die Verletzungen bald heilen würden. Doch bis dahin würde die Zeit nicht schnell vergehen, das war Hyunjin bewusst. Der Arzt hatte ihm zwar erklärt, dass er Glück gehabt hatte, aber dass er ihm noch lange nicht versprechen konnte, dass er keine Beeinträchtigungen haben würde. Das würde man dann erst beurteilen können, wenn die Verletzung am Auge verheilt war.

     Jetzt ging es darum, dass er erst einmal von hier verschwinden wollte. Durchaus war es bei leichten Verletzungen durch solche Angriffe möglich sich ambulant behandeln zu lassen, doch in Hyunjins Fall wäre eine stationäre Behandlung angebrachter. Zumal man mit dem Verband, der dafür sorgen sollte, dass keine Keime eindrangen, das Leben nicht einfach alleine handle bar war. Doch unter keinen Umständen wollte Hyunjin hier bleiben, umgeben von Leuten, die er nicht kannte und Gerüchen, die ihm förmlich die Nasenschleimhaut verätzte. Fast hätte Hyunjin über seinen eigenen dämlichen Witz lachen können – aber wirklich nur fast, zu sehr war dieses beklemmende Gefühl da, alles verloren zu haben. Alleine die Tatsache, dass gerade der Manager und Bang Chan mit dem Arzt sprachen, ließ Hyunjin hoffen. Er hoffte darauf, dass er zu den anderen ins Dorm gehen konnte. Auch wenn er noch absolut keine Ahnung hatte, wie er alles hinbekommen sollte.

     Außer Bang Chan war von dem Rest keiner mit ins Krankenhaus gekommen. Am liebsten hätte Hyunjin alle um sich gehabt, doch wäre der Aufruhr sichtlich zu groß gewesen, wenn plötzlich alle Mitglieder von Stray Kids in der Augenklinik antanzen würden. Er würde sich also gedulden müssen, die anderen wiederzusehen. Dabei waren die jetzigen Gespräche mit dem Arzt entscheidend.

     Die Tür ins Krankenzimmer wurde geöffnet und automatisch spannte sich Hyunjins ganzer Körper an, wartete darauf, das Ergebnis zu erfahren.

      „Also...", begann der Arzt und seufzte. „Wir haben uns ausführlich unterhalten und ich würde Ihnen dringendst davon abraten, aber wenn Sie sich vorzeitig entlassen möchten, kann ich Sie nicht daran hindern. Rechtlich gesehen stehe ich Ihnen nicht im Weg, da sie weder eine Infektionskrankheit haben noch frisch operiert wurden." Er machte eine kurze Pause. „Sie sollten sich aber im Klaren sein, dass, wenn Sie das Krankenhaus verlassen, das Risiko und die Verantwortung ganz bei Ihnen liegt. Sollten Sie einen Schaden erleiden, können Sie keinen Rechtsanspruch geltend machen."
„Das ist mir durchaus bewusst, Herr Doktor."

     Ein unzufriedenes Grummeln kam dem Arzt über die Lippen. „Ich habe Ihnen zuvor schon den Behandlungsplan erklärt, daran wird sich nichts ändern. Bitte kommen Sie täglich bei uns in der Ambulanz vorbei und lassen sich behandeln. Sollten Sie die Termine nicht wahrnehmen, müssen Sie damit rechnen, dass eine unzureichende medizinische Versorgung Ihrer Augen dazu führen kann, dass diese erheblichen Schaden davon tragen könnten. Sie könnten auch gänzlich ihr Augenlicht verlieren." Abermals machte der Arzt eine Pause, damit sein Satz besser wirken konnte. „Es ist wichtig, dass Sie..." Er blickte zu Bang Chan. „Und auch die anderen Mitglieder Ihrer Band, auf Entzündungs- und Infektionszeichen achten. Sollte Ihnen irgendetwas auffallen, nehmen Sie umgehend mit einem Augenarzt Kontakt auf." Der Arzt hatte Hyunjin als auch Bang Chan weitere Instruktionen gegeben, an die sie sich halten sollten. Dem Manager hatte er dabei noch einmal ausdrücklich klargemacht, wie wichtig es sei, dass auch er die Verantwortung übernehme. Anschließend mussten noch ein paar Papiere unterschrieben werden und damit waren sie dann offiziell entlassen.

     „So etwas Unverantwortliches", hörte Hyunjin den Arzt leise sagen, als sie den Raum verließen, doch war ihm das egal. Er hatte seine Hand an Bang Chans Arm liegen und ließ sich von ihm nach draußen führen. Als sie draußen vor dem Eingang zum Krankenhaus standen, atmete Hyunjin tief ein und seufzte zufrieden.

     „Viel besser", sagte er und Bang Chan klopfte ihm auf die Schulter.

     „Wir werden das alle gemeinsam durchstehen", sagte Chan und Hyunjin glaubte, dass er versuchte ihn aufzumuntern. „Es wird nicht einfach, aber bis du deine Augenbinde los bist, werden wir alles machen, wobei du unsere Hilfe brauchst. Zum Glück ist es absehbar, dass du sie bald loswirst." Hyunjin konnte seine Zuversicht deutlich hören, doch es war schwierig es richtig zu deuten, wenn man jemanden nicht ansehen konnte. „Und wenn du auch ehrlich mit uns bist und wir die Anweisungen des Arztes befolgen, dann sollte doch alles gut gehen, nicht wahr?" Hyunjin legte die Hand an seine Augen und nickte zaghaft. Er hoffte wirklich, dass es so einfach sein und alles gut gehen würde.

     „Wie es wohl Felix geht?", murmelte Hyunjin. Zuerst schien Chan nichts darauf zu erwidern.

     „Ich weiß leider auch nicht mehr als du, weil er mit den Anderen zurück ist. Aber ich könnte mir vorstellen, dass ihn das ganz schön mitnehmen dürfte." Hyunjin spürte, wie Chan seinen Arm um ihn legte und ihn so zum Auto führte. Hin und wieder gab er ihm dabei genaue Anweisungen, wie er sich zu bewegen hatte oder ob eine Stufe oder dergleichen kam. „Mach dir aber darüber jetzt nicht zu viele Gedanken, wir werden gleich bei den anderen sein und dann schauen wir direkt nach unserem Sonnenschein, einverstanden?" Hyunjin glaubte zu spüren, wie Chan in eine andere Richtung blickte. „Vorerst sind die regulären Termine abgesagt", fing er an, die beiden aufzuklären. „Ich werde euch am Dorm herauslassen und dann direkt weitergehen zu JYP, damit klar wird, wie es weitergeht mit Hyunjin. Es wird wohl von JYP erst einmal ein Statement zu dieser Geschichte geben. Ihr meidet es heute bitte live zu gehen, bis wir wissen, welche Informationen weitergegeben werden können." Hyunjin nickte, als er diese Anweisung vernahm. Er würde sowieso nicht viel machen können. „Dann ist ja gut." Kurz tippte der Manager noch etwas in sein Smartphone, Hyunjin konnte die Tastentöne vernehmen und dann schien er sich nach vorne zu drehen, denn gleich darauf startete der Motor des Wagens und sie fuhren los.

Revenge ♦ HyunlixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt