𝔓𝔦𝔯𝔞𝔱𝔢 𝔎𝔦𝔫𝔤 ♔ ˢᵉᵒⁿᵍʲᵒᵒⁿᵍ

XIII

"Zeit zu erwachen, Liebster.", hallte lieblich durch die Wohnung.

Der ehemalige Captain stand mit dem Rücken zu ihm gedreht. Geschlafen hatten sie im Wohnzimmer auf dem engen Sofa, während Jongho, seine Gemahlin und ihr Kind auf der Matratze im Schlafzimmer noch immer in einer molligen Wärme verweilten.

Fertig machte der Kim sich, zog sich ein neues Hemd und eine gute Hose drüber. Auch seinen Mantel warf er sich über die Schultern. Die Kapuze zog er sich über.

Sein langes Haar lag in einem Zopf gebunden auf einer Schulter. Gar nicht erst wollte der Kim abwarten, Zuhause war der Rebell. In seiner Heimat, die nun nicht mehr so abfällig auf ihn blickte. Die Füße steckte er in seine Stiefel und verlor kurz sein Gleichgewicht. Dies war jedoch keinesfalls ein Problem, denn sein Verlobter hielt ihn stützend an seine Hüfte fest und stellte den jungen Mann wieder auf.

"Du willst raus? Ohne mich?" Mit einem riesigen Schmollen zeigte der ehemalige Prinz sich und drückte den zierlicheren Körper Hongjoongs gegen sich. Sanft schloss er seine Augen und genoss das Dasein zusammen mit seinem Leben, welches er hielt, in beiden Händen.

"Genügt es dann auch mal?", neckte der Jüngere den Mann hinter sich, welcher gar nicht loslassen wollte.

Weiter hielt er ihn bis er bei vollsten Sinnen war, wach, und eilte nach seiner Kleidung.
"Ich begleite dich!"

"Na gut.", kommentierte der Angesprochene und band sich Gürtel um den Bauch. Ja, er war kein Pirat mehr, jedoch brauchte er Stauraum.

"Liebster, was tust du? Da kannst du gleich deinen Kapitänshut aufsetzen."
Mit schnellen hüpfenden Schritten eilte Hwa fertig angezogen zu ihm.

"Mache die an, ich trage seine Sachen für dich bis wir dir ein schickes Täschchen ergattert haben." Verdutzt sah Joong zu dem Mann hoch. "Nein?"

Lässig trat er aus der Tür. "Das Piraten-DaSein war mein alles. Nun werde ich mich doch nicht scheuen so vor die Tür zu treten. Außerdem ist es nur ein Gürtel mit Beutel, der vergleichsmäßig schmal ist." 

Federnd trat er die Treppen runter, Hwa schloss die Tür und kam ihm hinterher. Nervös, denn ja, die Gesellschaft hatte sich nach diesem Volkstrauma verändert, jedoch bestanden weite Teile des Adels noch immer.

"ZEITUNG! ZEITUNGEN!" Belebt war es hier. Ein kleiner Junge fuchtelte mit der Tageszeitung in der Hand herum, eine riesige Menge Leute eilte durch die Hauptstadt.

Es war einschüchternd für die Männer, die Monatelang nur bekannte Gesichter erblickt hatten.

"Wir sollten zum Palast.", schlug Hongjoong vor. Tapfer wie eh und je mischte er sich unter die Menschenmenge. Zusammen mit ihm tauchte auch sein Verlobter amüsiert ab.

Schulter an Schulter gingen sie in Richtung des Regierungsstandpunktes, doch etwas riss sie zurück.

"Soldat.", sprach der Kim und hielt Seonghwa an seinem Arm davon ab weiter zu gehen.

"Passt auf euch auf." Und schon war er weg. Der junge Mann lief zu seiner Auftragsstelle.

Eine Stille legte sich um beide, als die Welt um sie wortwörtlich schrie. Sie brauchten einige Sekunden um die Wörter in sich sacken zu lassen. Gekränkt sah Hong sich herum und griff an seine Seitentasche. Den Dolch hatte er.

"Weiter...", murrte er. Doch der ehemalige Prinz war sich unsicher. "Bist du dir sicher?"

Beschützerisch hielt er den Jüngeren in seinen Händen. 

"Ist schon gut.", flüsterte der Kim beruhigend und sah sich noch einmal um.

Etwas schneller gingen sie nun, jede auffällige Bewegung analysierte der Silberhaarige kritisch und wurde schneller. Schließlich, nach einigen Minuten Fußweg waren sie angekommen am Tor des Palastes, welcher nun endlich für alle geöffnet war.