XIX

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Das Klacken und Ticken der Schreibmaschinen machten ihn nervös. Schrecklich fand er es, schluckte und steckte seinen Nacken im Versuch ihn knacken zu lassen aus. 

Als Soldat schien es sehr ungewohnt für ihn diese Geräusche zu hören.
Tippen. Unendliche Stimmen. 

Alles schien für ihn unendlich. Die Weite des Saales, das Klacken, das Tippen. Es machte ihn verrückt. So verrückt, dass er Schweiß in seiner Handfläche spürte. Im vergeblichen Versuch es abzuwischen hob er seine Hände, doch das eiserne Metall, welches seine Handgelenke fester umschloss als seine Hände die unzähliger Frauen, hinderte ihn daran.

Trocken wurde sein Hals, den er befürchtete bald durchtrennt zu bekommen. 

Den Tod kannte er.
Er kannte seinen Geruch von den Leichen der Männer, die er vergrub, sei es die, der entgegengesetzten Seite oder die eigenen; kannte seine Stimme. Qualvolle Schreie konnten es sein, manchmal ein Murmeln, oft Flehen und Weinen oder ein beruhigendes Summen.
Auch seine Launen kannte der General, Wut und Aggression. Aufrechte, aufgeblähte Brüste, Arme in der Luft, die Kinder Mars, die sich gegenseitig bekämpften, Blut auf sich hatten, es förmlich trinken wollten. Das war seine Interpretation des Schlachtfelds.
Seinen Wert kannte er, den Aufstieg auf eine höhere Position brachte er oder tiefstes Leid, das Größte, das, was einem das Herz aufriss und so lange einstach bis all das Blut aus dem elenden Leib seiner selbst ausgelaufen war.
Auch den Körper des Todes kannte er.
Sie waren vielzählig. Der Tod kam mit einer Erkrankung, manchmal war es die Gabe Gottes, ab und an das Alter oder das Schwert, wie seine heißgeliebte Klinge, das einzige, was in Wahrheit hinter ihm stand und nun vor ihm auf dem Pult lag.

Nichtsdestotrotz verängstigte der Gedanke ihn. Denn hier, die Leute, sie waren nicht seine Feinde. Nicht der bessere, fähigere, mutigere oder feigere mit ausgeprägterer List gewann. Stattdessen stand nur sein Leben auf dem Spiel. Ohne jegliche Ehre würde er das Ende erblicken, würde es bis dahin kommen.

Immer dachte Jihoon er würde auf dem Schlachtfeld sterben oder an Wunden im Lazarett, doch mit dem Putsch war alles vorbei.

Unglücklich war er nicht.
Seonghwa war wohlauf und mit diesem Hongjoong, erfuhr er durch den Brief seines Sprossen. Dies wurde ihm natürlich erklärt, von der Königsfamilie selbst, denn er verstand es erstmal nicht. Er verstand nicht was los war, besonders, wenn man beachtete, dass ein Teil des Royalen Hauses, ein Prinz normalerweise mit allem durchkam. Besonders, wenn es darum ging einen anderen Mann zu begehren.

Er schüttelte den Gedanken ab und sah durch den Raum.

Die Parteispitze der 'Neuen Partei' war dort. Der Mann, dem er sich ergeben hatte. Nach einer Partie Schach, einer Herausforderung. Gekämpft hätte er natürlich gerne, um denjenigen Herauszufordern, der für seiner Einbuchtung kam, doch dies hätte eine falsche Intention verbreitet.

Vieles hätte er tun können, als General hätte er versuchen können sie alle umzubringen oder hätte wie seine Nichte aus seiner Residenz fliehen können.
Da kam jedoch das Doch.

Nichts hätte es ihm gebracht.

Gewiss lag ihm eine Revolution schon lange im Sinn. Deshalb spielte er zunächst Schach mit Kim Seungmin. Natürlich war es der Soldat des neuen Trios, der ihn besuchte. Alles was er wusste teilte er ihm mit, wie als wäre dieser sein Schützling. Es war keine Aussichtslosigkeit, die dafür sorgte, dass er kooperierte. 

Nein, es war sein Wille und der seiner ehemaligen Geliebten, der Mutter seines Kindes. All sein Besitztum, sei es Geld, Schmuck oder Essen, alles stellte er freiwillig bereit, wollte nur sein Schwert, ein willkürliches Hemd und eine gut sitzende Hose, sowie ein Paar Schuh und unterschrieb auch ein Schreiben, da die Frage der Benutzung konfiszierter Ware des Adels noch in Kontroverse stand.

Eine gute Zeit verbachte er im Gefängnis, durfte nachdenken. Doch es dauerte leider nicht lang genug, bis er auf diesem Stuhl saß und der Prozess anfing.

Er wünschte er hätte sein Leben vorher mehr genossen, war nie Hedonist, doch trotzdem bestand dieser eine bescheidene Wunsch.

Glocken läuteten, die Ernsthaftigkeit der Situation ließ einen Schauder über seine Schulter laufen. Selbst sein Anwalt konnte nichts anderes als aufmunternd auf seine Schulter zu klopfen. Sein einziges Vermächtnis war ein lausiger Brief an Seonghwa...

Dabei war es nicht klar, ob es sein Sohn war, ob er es nicht war. Doch er glaubte ganz fest daran und ebenfalls tat Seonghwa es.

Den Prozess seines Vaters durfte er sich nicht entgehen lassen. Vier ihrer Leute kamen mit in den Saal. Es handelten sich hierbei um Seonghwa und Hongjoong, Wooyoung und Yeosang.

Aus einem unbekannten Grund schmerzte es seinen Vater in einer solchen Lage zu sehen. Mit einem unwohlen Gefühl setzten sich alle nach hinten. Anders als sie ihn sonst kannten war es Wooyoung, der kein Wort sagte, sondern den Prozess nur intensiv beobachtete.

"Sie benutzen unsere Verfassung.", flüsterte der Jung ehe wahrscheinlich tausende Gedanken durch seinen Kopf gingen.

"Schau, selbst sein Anwalt scheint besorgt.", kommentierte Yeosang und sah wie sein schwarzhaariger Bruder sich an die Brust packte.

Besorgt fasste Hongjoong ihn an, schenkte ihm einen Blick, der sagte, "Bleib stark.". Doch Seonghwa nickte bloß. "Ob Schuldig oder nicht, das wird sich heute herausstellen und mag das Ende für oder gegen ihn sprechen ist und bleibt er ein Traum eines Vaters meiner selbst und wie dem auch sei werde ich mich nicht beschweren."

"Der Kläger ist üblicherweise im Nachteil."

"Sagst du das auch in dem Fall Wooyoung?"

"Ja, gewiss. Dieser Mann hat zwar Fehler gemacht, doch dies ist im Endeffekt Menschlichkeit.
Er ist kooperativ, wenn es um die Einführung der Republik geht, hat sich nicht davor geweigert gefangen genommen zu werden und kann den Großteil seiner Fehler und Taten damit begründen Angst gehabt zu haben. Es kann in unserer Verfassung gedeutet werden: Geistigkeit spielt eine große Bedeutung für das Verhalten jedes Individuums. s
Spezielle Gegebenheiten und außergewöhnliche Umstände können diese beeinflussen und Schäden in Bezug auf den Verstand des Menschen nehmen, in einem solchen Ausmaß, dass derjenige seiner Taten unfähig ist."

"Einfach ausgedrückt?", fragte sein Geliebter, der mit seiner Sprache nicht zurecht kam.

"Ganz einfach und unsachlich? Er ist zu geisteskrank um schuldig gesprochen zu werden."

Ein erneutes Fragezeichen. "Oh." Die Sprache wechselte er, Yeosang beherrschte seine, Joong und Hwas doch nicht.

Ein Schnauben, "Geisteskrank, wie nett ausgedrückt."

Mitten in dem Gespräch drehte der Brünette zu Hwa, "Leise, du Hund." und fuhr lässig mit einem freundlichen Lächeln fort.

Sich ein Lachen zu verkneifen war wohl nicht einfach, die Leute um sie mussten zum Großteil lachen. Naja, mindestens die in ihrem Alter. Schüchtern lächelte der Jung und legte seinen Arm um den Rücken seines Liebsten, während Seonghwa ihm in seine Seite, als Racheaktion, stach.

𝔓𝔦𝔯𝔞𝔱𝔢 𝔎𝔦𝔫𝔤 ♔ ˢᵉᵒⁿᵍʲᵒᵒⁿᵍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt