XXII

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"In letzter Zeit war ich so fokussiert auf unseren Plan, unser gemeinsames Ziel, dass ich vergaß wie ich hier her kam, durch wen ich nun wieder auf dem Steg saß an dem wir uns zum ersten Mal küssten und diesen salzigen Geruch in meine Nase zog, den ich auf seinem Schiff jeden Tag roch."

(Seonghwa Pov.)

Ich schmunzelte und blickte in den schwarzen Schleier der Nacht, die hellen Wolken die in ihm schwebten weckten die Erinnerungen der schwenkenden Piratenfahne auf der Horizon, während ich meinen Kopf langsam auf seiner Schulter ablegte.

"Seonghwa", rollte mein Namen über seine benässten Lippen, die so süßlich aussahen, dass ich meine Hand über seinen Hals zu seinem Kiefer wandern ließ und seine Unterlippe ableckte bevor sie auf meine prallte.

Ich bewegte meine Lippen gegen die seinen und spürte eine Euphorie in mir aufsteigen, die immer weiter hoch wanderte und meinen Verstand, meine Vernunft, meine Gedanken, alles außer meine sensiblen Sinne in den Himmel beförderte.

Er lehnte sich immer stärker rein, öffnete seine Lippen vorsichtig weiter, damit ich mehr von ihm und er mehr von mir spüren, doch besser gesagt schmecken konnte.

Meine Finger wanderten in seine Haare, massierten seine Kopfhaut lieblich, während das seidige Gefühl meine Sinne beruhigte. Mein Kopf war nicht dort wo er eigentlich sein sollte, ich fühlte mich so hoch, dass ich über den Nebel in meinem Kopf seien sollte, über eine Landschaft voller Grau schauen sollte. Ich war nicht bei Sinnen, sie waren ich.

Hongjoong grinste gegen meine Lippen löste sich um zu Atmen, sah mich mit flatternden Augenlidern an und war zufrieden die Geräusche der Wellen und das meines Atems zu hören, im Augenwinkel gedimmte Lichter zu sehen und mich noch einmal zu küssen, auf eine solche Weise, die mein Inneres erfüllte.
Ein Licht in mir entfachte, Schmetterlinge aus mit austreten ließ, da ich explodierte vor Aufregung vor Zufriedenheit vor all den guten Emotionen die er mir bescherte.

Ich wollte ihm tausende Sachen sagen.

Ich wollte ihm sagen,
dass ich ihn liebte,
ihn brauchte,
ihn wollte,
ihn erneut schmecken musste,
ihn bei mir brauchte und es mich so unglaublich verzweifelte,
dass mein Drang nach ihm so stark war,
fass ich darüber nachdachte ihn auf das nasse Holz zu nageln und uns beiden eine große Erleichterung zu bescheren, eine Erlösung, die reiner und zufriedenstellender war als das Freikaufen in der Kirche.

Ich wollte ihn nicht mehr an mir, ich wollte ihn in mir, nicht auf sexuelle Weise, ich wollte seine Wärme bei mir spüren, ihn in mich aufnehmen ich-

"Denk nicht so viel und küss mich.", murmelte er und schubste mich auf das Holz.

Auf allen Viern krabbelte er zu mir, griff mich an meinem Hemd und schob seine Zunge in meinen Mund, massierte meine Zunge mit der seinen und stimulierte meine überstimulierte Wahrnehmung.

"Joong.", wimmerte ich und drückte ihn mit meinem Bein an mich.

"Seonghwa.", hauche er erneut.

"Noch einmal."

"Seonghwa."

Er schmunzelte. "Mein Prinz."

Ich legte meine Hand auf meinen Mund um kein ungefiltertes Geräusch auszulassen. Leicht verdrehte ich meine Augen nach hinten und summte zufrieden als er an meinem Hals saugte.

"Hier?", fragte ich. "Hinterfrage es nicht.", antwortete nur er außer Atem.

"Oh mein Pirat...", seufzte ich und fühlte eine Leere in mir.

"Küsse mich." O' das musste die Lösung sein.

Der Silberhaarige küsste mich erneut, umschloss meine Hand. Mit zwei Fingern, seinen längsten, Mittel und Zeigefinger rieb er über meine Handinnenfläche und mein Handgelenk. Diese kleine Geste, diese Berührung brachte mich in Versuchung.

"Ich brauche dich."

Er sah mich mit warmen Augen an. Das Karamell in seinen Augen schmolz, verflüssige sich als sie glasig wurden und er seine Arme um meinen Rücken schlang.

Seinen Kopf drückte ich an meine Brust, genoss seine Wärme.

"Ich hab dich vermisst... Obwohl du hier bist, so nah bist du oft so fern. Ich weiß, dass das mit deinem Vater schwer ist und ja auch ich habe viel zutun, doch ich liebe dich und diese Liebe ist das, was mich antreibt. Du hast mir nötige die Kraft gegeben und den Lebenswillen durch den ich hier bin."

"Es tut mir leid.", flüsterte ich und strich durch seine langen Haare, kämmte fürsorglich durch sie.

"Du weißt ich bin nur bei dir so schwach. So verweichlicht. Was würde ich ohne dich tun?"

"Sag das nicht... Du bist die Luft die ich atme, jeder Atemzug den ich nehme ist dir gewidmet."

Ich küsste um sein Ohr. Leicht schmunzelte er.

"Hörst du es?", fragte mein Verlobter.
"Das Meer?"

Ich nickte.
"Vermisst du es?"

Er blieb still. Es war Antwort genug.
"Und du dein Schloss?"

Ich tat es, doch ich konnte es nicht sagen, nachdem ich mich gegen es entschied.

Die Gemälde meiner Ahnen fehlten mir, die strahlenden Böden, das Licht welches durch das Tüll der Vorgänge hinein schien. Ich war in einem Traumschloss aufgewachsen, wenn man die Personen dort ignorierte. Ich vermisste meinen Kindheitsfreund, vermisste mich in das Zimmer meiner Schwester zu schleichen, sie an der Hand in die Bibliothek zu schleifen und bis in den Morgengrauen dort auf dem Boden zu liegen und zu reden über alles was mir in den Sinn kam.
Ich erinnere mich nicht daran, an den Zeitpunkt als sie anfing egoistisch zu werden, doch ich war der größte von allen.

Mein Vater, nein mein Onkel, wurde wegen mir von seinem Thron gestürzt, mein größter Feind, mein Bruder war ebenfalls dort und sie würden ganz sicher zum Tode verurteilt werden. Mein wahrer Vater vielleicht auch und meine Schwester, was mir ihr und ihrem Kind passieren  würde wusste ich nicht.

Oh vielleicht wäre es besser gewesen, wäre ich geblieben, doch so wie alles war hätte mein Neffe oder meine Nichte mich sicherlich so oder so nie gekannt, da ich das Leid meiner Seele nicht ausgehalten hätte, mein Drang nach meinem Hongjoong. Ich wäre irre geworden.

Ich dachte zu viel nach.

"Mein Neffe oder meine Nichte... Das Kind meiner Schwester wird mich verfluchen und sie mich auch."
"Ich habe ihnen sämtliche Sicherheit genommen."

"Du hast unendlichen Leuten Sicherheit gegeben."
Er hielt meine Hand.
"Mir..."
Er küsste meinen Hals.
"Dem Volk. Wir beschützen sie."
Er lächelte mich an.
"Den Jungs."

"Du hast meinem Herz ein Zuhause. Sei nicht so hart zu dir selber. Ich denke auch über meine Geschwister nach. Oft tue ich es. Sie verfluchen mich sicherlich auch, doch sie haben mir verziehen. Weißt du wieso?"

Ich verzog verwirrt eine Augenbrauen.
"Wieso?"

"Weil ich sonst nicht gelebt hätte, nicht leben würde"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 19, 2023 ⏰

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𝔓𝔦𝔯𝔞𝔱𝔢 𝔎𝔦𝔫𝔤 ♔ ˢᵉᵒⁿᵍʲᵒᵒⁿᵍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt