Ein neues Zuhause

39 2 0
                                    

"Wohin soll ich das stellen?", fragte Laura ihre Mutter, während sie mit einem großen Karton in den Armen in die Küche stolperte. Ihre Mutter kniete zwischen unzähligen Umzugskisten auf dem Boden. "Stell ihn einfach irgendwohin, wo Platz ist", antwortete sie. Laura ging zum Küchentisch hinüber und stellte den Karton darauf ab. Genau in diesem Moment kam Max, ihr jüngerer Bruder, hereingestürmt. Sein Welpe Buddy folgte ihm dicht auf den Fersen. Er war ein Berner Sennenhund. Der Welpe schlitterte über den Küchenboden, um Frau Foster zu begrüßen - und landete mitten in einem hohen Stapel Geschirr auf dem Boden, den sie gerade erst ausgepackt hatte. Ein paar Teller fielen mit einem lauten Klirren herunter. "Oh nein, Buddy", stöhnte Frau Foster. "Mama, er kann nichts dafür", verteidigte Max seinen kleinen Hund. Er lief zu Buddy hinüber und nahm ihn auf den Arm. "Er hat es einfach noch nicht raus, wie man bremst." Frau Foster lachte. "Warum geht ihr zwei nicht hinaus in den Garten?", schlug sie vor. "Da kannst du Buddy zeigen, wie man bremst." Schnell lief Max mit Buddy in den sonnigen Hof hinaus. "Pass auf, Max!", rief Herr Foster über den Flur. Laura sah, dass die beiden auf ihrem Weg nach draußen beinahe zwei Männer von der Umzugsfirma umgerannt hätten. Herr Foster, Lauras Vater, zeigte den Männern, wo die Sachen vom Möbelwagen hinkamen. "Was soll ich jetzt machen?", fragte Laura ihren Vater. "Achtung! Aus dem Weg!", übertönte einer der Männer die Antwort ihres Vaters. Laura trat zur Seite, als zwei Möbelpacker unter dem Gewicht des alten gemütlichen Ohrensessels ihrer Mutter durch den Flur wankten. "Vielleicht ist es das Beste, wenn du nach oben gehst und die Sachen in deinem Zimmer auspackst, Liebes?" Ohne ihre Antwort abzuwarten, eilte er hinter dem Mann mit dem Sessel her. "Bitte seien Sie vorsichtig! Meine Frau hängt ganz besonders daran!" Laura grinste. Es war bestimmt eine gute Idee, in ihr Zimmer zu verschwinden. Seltsam, dass der Bauernhof nun ihr neues Zuhause war. Während sie die Treppe hinauf ging, dachte Laura an ihre Freunde in der Stadt. Was sie wohl gerade machten? Sie fühlte sich ein bisschen einsam, als sie über den Flur zu dem Zimmer am Ende des Ganges ging und die weiße Tür öffnete. Ihr neues Zimmer war recht groß und hatte eine Dachschräge. Sonnenlicht fiel durch ein Fenster herein. Eigentlich ganz gemütlich. Laura stieg über die aufeinandergestapelten Umzugskartons und Koffer und setzte sich auf die Bank vor dem Fenster. In Gedanken versunken schaute sie hinaus. Sie blickte zu dem kleinen Stall und der Koppel direkt hinter dem Haus. Bei diesem Anblick fühlte sich Laura nicht länger allein. Morgen würde sie ihr erstes eigenes Pony bekommen! Als Lauras Eltern Max und ihr vom Umzug aufs Land erzählt hatten, hatten sie gleich als Erstes versprochen, dass jeder von ihnen ein eigenes Tier bekomme. Damit wurde für die beiden Geschwister ein Traum wahr. So wie Herr Foster hier auf dem Land seinen eigenen Traum wahr machen wollte, endlich Landwirt zu werden. Max wollte unbedingt einen Hund haben. Und so hatten sie Buddy vor Kurzem zu sich geholt. Er gehörte bereits richtig zur Familie, jeder hatte ihn lieb. Aber solange sich Laura erinnern konnte, hatte sie sich immer ein eigenes Pony gewünscht. Und gleich morgen würde sie mit ihrer Mutter zu einer Pferde-und-Pony-Auktion fahren! Welche Farbe es wohl haben würde? Vielleicht ein schwarzes Pony mit vier weißen Fesseln? Oder ein glänzend braunes oder ein schneeweißes mit langer Mähne und glänzendem Schweif? Laura lächelte versunken. Ja, das würde ihr gefallen. Ein wunderschönes weißes Pony. 

Als Laura an diesem Abend zu Bett ging, sah ihr Zimmer schon viel gemütlicher aus. Im Schrank hingen ihre Kleider und sie hatte ihre Bücher und Kuscheltiere ausgepackt. Frau Foster strich sanft über Lauras Kopf. "So, jetzt ist es aber wirklich Zeit, schlafen zu gehen." Aber Laura wollte noch nicht allein sein. Es war die erste Nacht in ihrem neuen Zuhause und sie fühlte sich irgendwie seltsam. "Liest du mir noch eine Geschichte vor?", bat sie ihre Mutter. Eigentlich war sie schon zu alt, um abends eine Geschichte vorgelesen zu bekommen. Aber dies war ja auch keine gewöhnliche Nacht. Ihre Mutter konnte das gut verstehen. "Natürlich, mein Schatz. Welche möchtest du denn gern hören?" Fragend blickte sie auf das Bücherregal. "Das kleine Pony", antwortete Laura und kuschelte sich unter ihre Bettdecke. "Das kleine Pony" war ihre Lieblingsgeschichte. Frau Foster war Schriftstellerin und hatte die Geschichte extra für Laura geschrieben. Lauras Mutter setzte sich auf den Bettrand, schlug das Buch auf und begann zu lesen. Laura schloss die Augen und lächelte, als sie die vertrauten Worte hörte. Bevor sie einschlief, dachte sie an den nächsten Tag und konnte kaum glauben: Morgen um diese Zeit habe ich mein erstes eigenes Pony!

Sternenschweif - Geheimnisvolle VerwandlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt