Das Einhornbuch

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Auf dem Heimweg blätterte Laura in dem wunderschönen Buch, das sie gerade geschenkt bekommen hatte. Als sie zu der Seite kam, auf der das junge Einhorn zu sehen war, kam sie ins Grübeln. Sie war sich sicher, dass Frau Fontana sich die ganzen Geschichten über magische Wesen nur ausgedacht hatte. Sie hatte bestimmt kein echtes Einhorn gesehen. Oder etwa doch? "Na, was habt ihr alles eingekauft?", begrüßte Lauras Vater sie. Er war aus dem Haus gekommen, als der Wagen auf den Hof fuhr. Max folgte ihm dich auf den Fersen. "Schrecklich viel", rief Laura begeistert, als sie aus dem Auto stieg. "Kann ich mal sehen?" Neugierig öffnete Max den Kofferraum und zog einen Hufkratzer aus einer der Einkaufstüten. "Was ist denn das?" "Komm schon, Max", sagte Herr Foster. "Laura kann uns alles erklären, während wir das Auto ausladen." Frau Foster ging ins Haus, um noch ein paar übrig gebliebene Umzugskartons auszupacken. Laura, Max und ihr Vater trugen die vielen Tüten in einen Nebenraum des Stalls, der Sternenschweifs Sattelkammer werden sollte. Herr Foster schlug zwei große Haken in die Wand, einen für Sternenschweifs Zaumzeug und einen für sein neues rot-blaues Halfter. Dann holte er noch einen Tisch und einen alten gestreiften Teppich aus der Garage. Mit dem Teppich auf dem Boden, der hell leuchtenden Glühbirne an der Decke und Lauras glänzendem neuem Putzzeug sah die kleine Sattelkammer jetzt richtig gemütlich aus. Zufrieden schaute Laura sich um. "Das ist wirklich toll geworden1" "Jetzt fehlt nur noch Sternenschweif", sagte Herr Foster und zwinkerte Laura zu. Laura stellt sich vor, wie Sternenschweifs grauer Kopf aus der Stalltür schauen würde. "Ich kann es kaum erwarten", sagte sie. Als Laura an diesem Abend zu Bett ging, nahm sie das Buch mit, das Frau Fontana ihr geschenkt hatte. Sie schlug das erste Kapitel auf. "Der alte Mann und die Einhörner", flüsterte sie die Überschrift vor sich hin. 

Vor vielen, vielen Jahren bedrohte ein sagenhafter großer Sturm das Leben aller Lebewesen auf der Erde. Er sollte für mehrere Monate andauern. Die Menschen zogen sich in ihre Häuser zurück und hofften, dass der Sturm bald vorüberzog. Die magischen Geschöpfe hingegen suchten Zuflucht in Arkadia, einem verzauberten Land, das den Menschen immer verborgen bleiben würde. Die nicht magischen Wesen blieben in der Welt der Menschen. Sie suchten Schutz in Höhlen und tief in den Wäldern. Doch auf einer grünen Weide blieben zwei kleine, graue Ponys zurück, als der Sturm heranrollte. Aber sie hatten Glück: Ein Mann, der gerade auf dem Weg in sein sicheres Heim war, sah die Ponys. Er wollte sie retten und brachte sie zu seinem Haus, wo auch sie in Sicherheit waren. Durch einen magischen Spiegel beobachteten die Einhörner in Arkadia voller Dankbarkeit, wie sich der Mann um die beiden Tiere kümmerte. Denn in Wirklichkeit waren diese Ponys junge Einhörner. Auf der Flucht nach Arkadia waren sie von ihrer Herde getrennt worden. Während sie bei dem Mann lebten, kam der Zeitpunkt, an dem die Einhörner ihre magischen Kräfte von den Einhornältesten erhalten sollten. Durch den Sturm konnten diese jedoch nicht auf die Erde gelangen. Und eines Tages war es zu spät für die Verwandlung. Die Einhörner in Arkadia trauerten. Nach einem Jahr zog der Sturm endlich vorüber, und der Mann ließ die jungen Einhörner wieder frei. Doch sie waren nun gefangen in den Körpern von Ponys. Während die Zeit verging, suchten die Einhörner in Arkadia verzweifelt nach einem Zauber, der den Einhörnern doch noch zu ihren magischen Kräften verhelfen könnte. Es dauerte viele Jahre, bis sie ihn endlich gefunden hatten. Dieser Zauberspruch konnte aber nur dann seine Wirkung entfalten, wenn er von einem Menschen gesprochen wurde, der ein gutes Herz hatte und an die Macht des Zaubers glaubte. Das mutigste Einhorn setzte all seine Kräfte ein, um in die Welt der Menschen zurückzukehren. Es suchte lange und mit viel Geduld nach einem Menschen, dem es das Geheimnis der Einhörner anvertrauen konnte. Und endlich hatte es ihn gefunden! Der Zaubersprich wirkte und die beiden jungen Ponys verwandelten sich. Auf ihrer Stirn wuchsen wunderschöne Hörner und sie konnten durch die Lüfte fliegen. Sie wurden die Freunde des Menschen, der ihnen geholfen hatte, ihre magischen Kräfte zurückzuerlangen. Gemeinsam erlebten sie viele aufregende Abenteuer. 

Tief in Gedanken ließ Laura das Buch sinken. Alles, was sie über die Einhörner gelesen hatte, klang so echt, überhaupt nicht wie erfunden. Sie betrachtete das Bild am Ende des Kapitels. Es zeigte ein wunderschönes Einhorn, das hoch über den Wolken dahingaloppierte. Ich wünschte, die Geschichte wäre wahr, dachte Laura. Ich wünschte, es gäbe immer noch Einhörner auf der Erde. Dann lächelte sie. Vielleicht gab es keine Einhörner, aber ihr Pony Sternenschweif existierte wirklich. Und morgen würde es bei ihr sein!

Sternenschweif - Geheimnisvolle VerwandlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt