Willkommen daheim!

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Gegen zehn Uhr kam Herr Rogerts endlich mit Sternenschweif. Er ließ Laura in den Pferdetransporter steigen und Sternenschweif wieherte ihr zur Begrüßung fröhlich entgegen. "Hallo, mein Kleiner", flüsterte Laura und strich ihm sanft über die Nüstern. Sternenschweif blickte sie an Seine dunklen Augen schienen ihren Gruß zu erwidern. Herr Roberts ließ die Rampe des Anhängers hinab. "Jetzt kannst du ihn herausführen, Laura!", rief er. Laura löste Sternenschweifs Strick und führte ihn vorsichtig aus dem Transporter. Ihre Eltern und Max schauten ihr dabei zu. "Der ist aber schön dreckig", stellte Max fest, als er Sternenschweif auf die Brust klopfte und eine Staubwolke aufstieg. Sternenschweif wieherte, gerade so, als ob er Max zustimmen wollte. Während ihre Eltern Herrn Roberts sein Geld gaben, führten Laura und Max Sternenschweif zu seinem neuen Stall. "Wirst du ihn jetzt gleich reiten, Laura?", wollte Max wissen. "Nein. Ich glaube ich werde ihn erst einmal gründlich putzen." Laura band Sternenschweif außen am Stall an und holte das Putzzeug. "Darf ich dir helfen?", bot Max eifrig an. "Na klar!", sagte Laura und drückte ihm eine Bürste mit ganz dicken Borsten in die Hand, mit der man besonders gut Dreck und Staub entfernen konnte. Sternenschweif rieb seine Nase liebevoll an Lauras Schulter. Sie strahlte und gab ihm einen Kuss auf die Nase. Nie in ihrem Leben hatte sie sich glücklicher gefühlt! Zwei Stunden später sah Sternenschweif schon viel besser aus. Laura und Max hatten ihn noch nur gestriegelt, sondern auch seine Mähne und seinen Schweif gewaschen. Laura hatte sein altes abgenutztes Halfter durch das neue rot-blaue ersetzt, das sie gestern mit ihrer Mutter gekauft hatte. Aber trotz all des Bürstens und Putzens sah Sternenschweif immer noch ein bisschen struppig aus. Laura sattelte ihn und ritt dann das erste Mal auf der Koppel! Wie am Tag zuvor schien das Pony ganz genau zu wissen, was sie von ihm wollte, und bald ritten sie gemeinsam in wildem Galopp über den Platz. Als Laura am Gatter anhielt, war ihr Gesicht gerötet, und ihre Augen glänzten. "Er ist einfach wundervoll!" Sie strahlte ihre Mutter an, die sie gemeinsam mit Max beobachtet hatte. "Darf ich mit Sternenschweif ein bisschen in den Wald reiten?" Laura sah ihre Mutter erwartungsvoll an. "Nur ein ganz kleines Stück?" Lauras Mutter überlegte. Die beiden schienen sich wirklich gut zu verstehen. Nach einem kurzen Zögern gab Frau Foster nach. "Aber bleibt nicht zu lange weg." "Bestimmt nicht. Versprochen." Schnell stieg Laura wieder auf und ritt mit Sternenschweif aus der Koppel. Hinter dem Haus gab es einen dichten Wald. Als sie mit Sternenschweif unter den Bäumen entlangritt, stellte er aufmerksam die Ohren auf, und Laura spürte, wie er schneller ging. Laura lächelte glücklich. "Hier gefällt es dir, nicht wahr?" Sternenschweif schnaubte wie zur Bestätigung und begann zu traben. Laura hatte nichts dagegen und bald fing Sternenschweif an zu galoppieren. Sie folgten dem Weg tiefer in den Wald. Es war so still, dass sie nur den dumpfen Klang von Sternenschweifs Hufen auf dem weichen Waldboden und das Zwitschern der Vögel in den Baumkronen hörten. Laura hätte ewig so weiterreiten können! Aber dann fiel ihr ein, was sie ihrer Mutter versprochen hatte. Also ließ sie Sternenschweif in einen gemütlichen Schritt zurückfallen. Sie mussten umkehren. Doch plötzlich drehte er den Kopf zur Seite. Ein schmaler Pfad zweigte vor ihnen vom Hauptweg ab. Sternenschweif zog an den Zügeln und wollte die Abzweigung erkunden, aber Laura hielt ihn zurück. "Nein. Wir müssen jetzt wirklich wieder nach Hause, Sternenschweif", erinnerte Laura ihn. "Beim nächsten Mal reiten wir hier entlang", versprach Laura ihm. Sternenschweif zögerte, gab dann aber nach. Sie drehten um und ritten zum Bauernhof zurück. Als Laura an diesem Abend im Bett lag und ihr Einhornbuch aufschlug, stieß sie auf ein Bild, das sie ewig hätte anschauen können. Wunderschöne Einhörner grasten auf einer saftigen Weide, die mit violetten, sternförmigen Blüten bedeckt war. Bunte Schmetterlinge tanzten durch die Luft. Sie sahen fast wie kleine Elfen aus. Das Fell der Einhörner wirkte ganz weich und schimmerte leicht. Dann bemerkte Laura, dass die Geschichte, der Einhörner auf die Erde wohl noch weiterging. Warum hatte sie die Seite gestern nicht gesehen? Laura war sich sicher, dass sie das Kapitel beendet hatte. Neugierig begann sie zu lesen ...

Als die beiden Einhörner alt geworden waren, kehrten sie nach Arkadia zurück. Die Ältesten der Einhörner beschlossen, dass von nun an immer junge Einhörner auf die Erde geschickt werden sollten, um gute Taten zu vollbringen. Diese Einhörner sehen eigentlich wie normale Ponys aus. Jedes von ihnen hofft, den Menschen zu finden, der ihm hilft, seine magischen Kräfte im Leben zu erwecken. Dafür brauchte man den richtigen Zauberspruch, ein Haar aus der Mähne des Einhorns und bei der ersten Verwandlung die Blütenblätter der Mondblume sowie das Licht des Silbersterns, der nur für zehn Minuten nachdem die Sonne untergegangen ist, scheint. 

Laura blätterte weiter und stieß auf das Bild des jungen Einhorns, das sie gemeinsam mit Frau Fontana betrachtet hatte. Es sah genauso struppig und grau aus wie Sternenschweif. Laura durchfuhr plötzlich ein Gedanke. Vielleicht ist Sternenschweif ja auch ein Einhorn, dessen magische Kräfte noch nicht zum Leben erweckt wurden. Dann musste sie lächeln. Sie war wirklich richtig albern. Schließlich war das doch nur eine Geschichte, die sich jemand ausgedacht hatte. Und Sternenschweif ein ganz normales Pony. Oder etwa doch nicht?

Sternenschweif - Geheimnisvolle VerwandlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt