Kapitel 28

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Jeongguks Sicht: 

Nach diesem merkwürdigen Gespräch meinte Jimin, dass der Tag sehr anstrengend für ihn gewesen war und er nur noch schlafen gehen wollte. Darum ging ich ohne viele Worte in meine Wohnung und war selbst ein wenig froh, allein in meinen eigenen vier Wänden zu sein, um meine Gedanken zu sortieren. Und wo konnte man das am besten? Genau, unter der Dusche.

Das heiße Wasser prasselte auf meine nackte Haut, die langsam einen roten Ton annahm. Ich war schon lange fertig mit dem Einseifen und abduschen. Aber die Hitze tat meinen verspannten Muskeln gut und ich konnte mich ein wenig entspannen. Ich verstand Jimin einfach nicht. Ich würde gerne wissen, was sich bei ihm geändert hat, dass er auf einmal Interesse an meiner Arbeit zeigte. Seine Reaktion fand ich auch ein wenig seltsam, nachdem ich ihm erzählte, dass ich irgendwann nicht mehr bei ihm sein werde. Ich hatte mit Erleichterung gerechnet und nicht mit diesem geschockten, gleichzeitig wütenden, Gesichtsausdruck.

Wollte er mich jetzt schon los werden? Fand er es unnötig, dass ich an ihn gebunden wurde? Ich hatte nicht die leiseste Ahnung. Jimin war ein riesiges Rätsel, mit dem ich mich sehr lange beschäftigen wollte. Egal, was für eine Schreckschraube dieser Junge war. Ich wollte ihm einfach helfen, wieder glücklich zu werden und wenn ich ihm einen Partner oder eine Partnerin suchen musste. Mir wurde ganz schwindelig bei dem Gedanken eine geeignete Person zu finden, weil dieser kleine Zwerg bestimmt einige Vorstellungen an seine Partner hatte. Die Hitze und der Dampf in der Dusche waren nicht sehr hilfreich einen klaren Gedanken zu fassen.

Plötzlich hatte ich ein komisches Gefühl in mir und stellte das Wasser ab. Ich drehte mich um und zuckte heftig zusammen, als ich einen Vollidioten vor der Glastür stehen sah. Derjenige riss die Glastür der Duschkabine auf und grinste mich breit an. Taehyung wackelte mit seinen Augenbrauen, während ich ihn wie ein nacktes Eichhörnchen anstarrte und überlegte, ob ich ihm den Hals umdrehen sollte.

"Uh, sexy. Wenn dich deine verlorene Belle sehen könnte, hätte sie sich nicht für Gaston entschieden", brachte er lachend über die Lippen und lehnte sich gegen die nasse Tür, während ich ihn entgeistert an der Brust zur Seite schob, um aus der Dusche zu steigen.

Die Kälte nahm mich in Empfang und bereitete mir einge Gänsehaut am ganzen Körper, sodass ich schnell das Handtuch auf dem Waschbecken zur Hand nahm, um mich abzutrocknen. Taehyung klappte den Toilettendeckel zu und setzte sich gut gelaunt auf diesen.

"Fang bloß nicht mit ihr an. Das ist Geschichte. Was machst du überhaupt hier?", fragte ich ihn und wickelte das Handtuch um meine Hüfte, als ich mich trocken fühlte.

"Ist ja gut. Ich fand es einfach süß, wie du dich gegenüber ihr immer verhalten hast. Naja, ist ja auch egal. Hoseok pennt bei seinem Opa. Also habe ich mir gedacht, dass ich bei dir schlafe und wir wie früher eine Pyjama-Party machen. Ich leihe mir eine Jogginghose und ein Oberteil von dir, wenn es okay ist. Habe leider nichts mitgenommen", antwortete er und freute sie wie ein Honigkuchenpferd darüber, bei mir zu übernachten.

"Solange du nicht über dieses Thema sprichst, kannt du hier bleiben. Sonst schmeiße ich dich eigenhändig aus der Wohnung. Ich habe genug Dinge, die mir die Nerven rauben", sagte ich ihm und verließ das Badezimmer, um mir Klamotten zu holen.

"Wieso ist das denn so schwierig zwischen euch? Du bist doch eine liebe Seele. Ich kann einfach nicht verstehen, wie man dich nicht mögen kann! Okay, du bist zwar ein bisschen dumm und tollpatschig, aber du bist ein knuffiger Kerl", erwiderte Taehyung aufgebracht und folgte mir ins Schlafzimmer.

Ruckartig blieb ich stehen und warf ihm einem düsteren Blick zu, wodurch er die Lippen zusammenpresste und sich leise entschuldigte. Insgeheim musste ich ihm recht geben, aber ich wollte nicht jedes Mal so deprimiert vor Taehyung sein. Darum straffte ich die Schultern und ging zu meinem Kleiderschrank, um ihm und mir Klamotten rauszusuchen. Ich warf ihm eine Jogginghose und ein T-Shirt zu und nahm mir selbst ein paar Shorts und einen Pullover heraus. Dass jedes Kleidungsstück schwarz war, musste ich nicht erwähnen. Damals durften wir entscheiden, was für Möbel und Kleidung wir auf der Erde haben wollten. Ich hatte aus reinem Trotz alles in Schwarz genommen, weil Puma die Farbe schwarz hasste und da ich Weiß absolut nicht leiden konnte, musste ich mich irgendwie rächen.

Wir zogen uns an und Taehyung schmiss sich mit Anlauf auf mein Bett. Ich setzte mich deutlich energieloser auf die Bettkante am Fußende und bemerkte seine Klamotten, die er auf dem Boden verteilt hatte. Das war wohl das Einzige, dass sich bei ihm nicht änderte.

"Manchmal zweifle ich an, ob ich überhaupt für diesen Job geschaffen bin. Wieso muss ich verantwortlich für das Glück eines Menschens sein?", murmelte ich leise, aber Taehyung hörte jedes einzelne Wort, da er direkt neben mir saß und mich fassungslos anstarrte.

"Was ist los mit dir? So kenne ich dich überhaupt nicht. Es war unser größter Traum auf der Erde zu leben. Wir haben so hart dafür gearbeitet, um unsere Ausbildung zu schaffen und jetzt zweifelst du alles an?", fragte er mich verwirrt und versucht in meinen Augen irgendetwas herauszulesen.

"Ich weiß doch auch nicht. Weil Jimin das alles so lächerlich und merkwürdig findet, zweifle ich alles an und fühle mich so, als würde ich mich zum Clown machen", seufzte ich und fuhr mir durch die nassen Haare.

"Warum bist du ständig so hart zu dir selbst? Ich spüre es, dass dich Jimin ganz tief im Inneren echt gern hat und durchaus froh darüber ist, dass du in sein Leben getreten bist. Er kann sich keinen besseren Wächter als dich wünschen und das wird er auch bald merken", erwiderte Taehyung und zog mich am Hals näher an sich, um unsere Köpfe aneinander zu reiben.

Das sagte er doch bloß, weil er mein bester Freund war und mich nicht noch mehr enttäuschen wollte. Er wusste, dass ich schon mein Leben lang mit extremen Selbstzweifel zu kämpfen hatte. Man konnte mir so oft, wie man wollte, sagen, dass ich super Arbeit geleistet hatte und würde der Person kein einziges Wort glauben.

"Ich bin müde. Ich gehe schlafen", teilte ich ihm mit und ging erst gar nicht auf seine Worte ein.

Taehyung schnaubte frustriert, während ich zum Kopfende krabbelte und unter die Decke schlüpfte. Mein ganzer Körper fühlte sich so schwer an und ich spürte wie ich in der weichen Matratze versinkte. Meine Augen flatterten automatisch zu und beinahe hätte ich gestöhnt, weil es sich so gut anfühlte.

"Gute Nacht, mein Lieber. Ich gehe kurz runter zu Hoseok und seinem Opa", flüsterte er mir noch zu, bevor er aus meinem Schlafzimmer verschwand.

Guardian | JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt