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Die verbleibenden Stunden ihrer Reise ereigneten sich ohne jegliche Zwischenfälle. Keinerlei Unannehmlichkeiten.

Auch nachdem die Sonne hinter die nördliche Gebirgskette gesunken war, stießen sie auf keinerlei Anzeichen, die darauf schlossen, dass ein Wolfsrudel die Wälder beherbergte;
und es bedeutete auch, dass Zereon nichts zustoßen würde. Dem Lhievon sei Dank.
Der Gott des Schutzes war ihnen glücklicherweise wohl gesonnen und wachte vom Äther aus über ihre Seelen.

Immer wieder ertappte Lyanh sich dabei, wie er seinen Leibwächter aus dem Augenwinkel musterte, oder ihm intuitiv den Kopf zuwandte, wenn dessen Augenmerk gedankenverloren in der Ferne verharrte.

Es war eine Eigenheit von Zereon, die Lyanh nicht störte - die er gar willkommen hieß -, denn so konnte er seinem Herzen nachgeben und Zereons Profil in stummer Faszination betrachten:
Das wie von Rauchfaden durchzogene Haar zeichnete sich vor dem reinen Weiß der Landschaft ab, ließ seine Haut wie makellosen weißen Marmor glänzen;

jede Schneeflocke, die sich in seinen geschwungenen Wimpern verfing und sich auf seinen Lippen absetzte, weckte in ihm das Verlangen, sie Zereon aus dem Gesicht zu streichen - nur, um seine weiche Haut berühren zu können;

bei jedem Mal, das Zereon sich über die spröden Lippen leckte, ließ es ihn himmlische Bilder sehen, in denen er diese mit Bedächtigkeit küsste.

War das der Preis dafür, dass sein Verstand und Herz diesen unerbittlichen Kampf austrugen? Dass sie ihn mit utopischen Fantasien quälten?
Ihm eine Zukunft präsentierten, die er niemals würde wahrhaftig leben dürfen?

Schmerzlich richtete er den Blick wieder auf den schneebedeckten Pfad und wagte kein weiteres Mal, seinen Leibwächter anzusehen. Ganz gleich, ob sein Herz dabei schmerzvoll aufschrie.

~

Bei Abendrot, als der Feuerball in Blut und Gold niedersank, passierten sie die schweren, eisernen Haupttore des Schlosses, die drohend über ihnen aufragten. Züngelnde Fackeln in stählernen Halterungen säumten die Mauern des hiesigen Innenhofs. Eifrige Bedienstete liefen ihnen in Scharen entgegen, um ihnen beim Absteigen behilflich zu sein und ihre Pferde anschließend zu den Stallungen zu führen.

Behutsam streifte Lyanh sich die vom Schnee durchnässte Kapuze vom Haupt und ließ sich von zwei Gardisten, mit dem gestickten Wappen seiner Schwester auf den Roben, in die imposante Residenz führen, Zereon direkt hinter sich. Ein flüchtiger Blick über die Schulter war nicht notwendig, sein wallendes Blut gab ihm Gewissheit, dass er dicht hinter ihm Schritt hielt.
Sengende Hitze legte sich auf seinen Brustkorb, wenngleich er sich darum bemühte, dass sich der innere Gefühlsturm seines Herzens nicht in seinem Antlitz abzeichnete.

Das pompöse Refugium seiner Schwester unterschied sich gänzlich von seinem eigenen. Absonderliche Arkaden beherrschten den weitläufigen Flur, der vielmehr an das schmal gebaute Paradies einer Kirche erinnerte.

Kristallene Kronleuchter hingen zwischen den Rundbögen, in denen sich die Flammen der in die Wände eingelassen Fackeln bedrohlich spiegelten, so als wäre das zuckende Feuer in ihnen eingeschlossen.

Seine Schritte echoten ehrfurchtsvoll, und egal, ob das goldene Mobiliar mit seinem makellosen Glanz den heute aus dem ganzen Lande anreisenden Gästen imponieren mochte, ihm selbst lag nichts an derartigen Statussymbolen. Ihr materieller Wert war ihm so gleichgültig wie der Titel, der ihm innewohnte. Sein Blut war nicht blau, sondern unterschied sich nicht im Geringsten von dem seines Volkes.

Grelles Licht blendete seine Augen, als er das riesige Foyer betrat. Eine aus weißem Marmor gefertigte Treppe nahm einen großen Teil des Raumes ein, die sich obenhin zu beiden Seiten aufspaltete und damit Zugang zum West-und Ostflügel gewährte.

Der marmorne Boden glänzte aufgrund des Lichtspiels der zahlreichen vergoldeten Kerzenständer, die die hohen Wände schmückten. Da seine Schwester noch nie mit der Zurschaustellung von Pomp zimperlich gewesen war, hoffte er inständig, dass sie sich beim Bankett als gleichermaßen generöse Gastgeberin erwies; die stundenlange Reise zehrte an seinen Kräften, und er war sich sicher, dass es seinem Leibwächter genauso erging.

Einen Moment lang galt seine Aufmerksamkeit noch den detailreichen Fresken an der Decke, die antike Götter in prachtvollen Gewändern bei üppigen Gelagen abbildeten, doch als Zereon unvermittelt seinen Namen rief, schloss er zu ihm und den bereits vorausgegangenen Gardisten auf, die sich jeweils links und rechts vor einer eichenhölzernen Doppeltür positioniert hatten und bei seinem Herantreten jeweils einen Türflügel schwungvoll öffneten.

Das Ächzen des vergoldeten Holzes zeugte von den vielen Jahrhunderten, die die Residenz schon Wind und Wetter trotzte, zeugte von altehrwürdigen Mächten, die dem Bauwerk noch immer Lebendigkeit einhauchten. Einen Augenblick lang glaubte Lyanh ihr Wispern von den hohen Wänden widerhallen zu hören.

Beschwingtes Stimmengewirr umringte ihn sogleich von allen Seiten, als er den weitläufigen Bankettsaal betrat. Zahlreiche Geladene hatten sich zu mehreren Gruppierungen zusammengefunden, plauderten angeregt und feierlich miteinander.

In ihren Händen funkelten kristallene Weingläser, mit denen sie sich lachend zuprosteten. Alle waren sie in bunte, extravagante Roben und Trachten gehüllt:

Maßgeschneiderte Kleider, deren Saum bis zum Boden reichte und sich in allerlei Farben über den Marmor ergoss, Stoffe jeglicher Art und Beschaffenheit, einer kostbarer als der andere, und mit Diamanten und raren Edelsteinen bestickt.
Lyanh war schier geblendet von dem harmonischen Zusammenklang der Farbenvielfalt und bahnte sich nun seinen Weg durch die Menge, nachdem er sich vergewissert hatte, dass Zereon ihm folgte.

Es war nicht ungewöhnlich, dass seine Schwester ihn nicht direkt nach seiner Ankunft in Empfang genommen hatte, denn sie mischte sich nur allzu gerne unter ihre Gäste, danach trachtend, mit ihrer hoheitsvollen Garderobe neidvolle Blicke auf sich zu ziehen.
Und das allzeit erfolgreich.

Aber er war sich sicher, dass er sie hier irgendwo schon bald ausfindig machen würde.

Aber er war sich sicher, dass er sie hier irgendwo schon bald ausfindig machen würde

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ARZAS || short story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt