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Z E R E O N

Zereon lehnte am steinernen Terrassengeländer von Lyanhs Gemächern, als die sterbende Sonne am Horizont in orange-roten Nuancen ausblutete und allmählich hinter die Gebirgskette sank. In ihm entfaltete sich ein Gefühl der Wonne und Friedlichkeit, wann immer er sich von diesem allabendlichen Naturschauspiel einnehmen ließ, sich in dessen Schönheit verlor.

Ein zarter Luftzug strich über seinen Nacken, und er brauchte nicht über die Schulter zu blicken, um zu wissen, dass es Lyanh war, der nun hinter ihn getreten war und innig die Arme um seine Taille schlang.

»Wie verliefen die Ratssitzungen?«, murmelte er mit geschlossenen Lidern, das Antlitz dem sterbenden Licht entgegenreckend.
Lyanh entwich ein tiefes Seufzen, das auf seinen Nacken prallte, sodass sich die feinen Härchen dort aufstellten.
»Ich wünschte, ich könnte Fortschritte verzeichnen. Aber diese mosernden Greise haben sich die meiste Zeit wegen Unstimmigkeiten banaler Angelegenheiten gestritten.« Ein weiteres Seufzen folgte.

»Dann ist es vielleicht besser, wenn du den Tag für beendet erklärst und dir mit mir den Sonnenuntergang ansiehst.«
Besagter legte den Kopf auf seiner Schulter ab und schmiegte sich enger an seinen Rücken.
Zereon interpretierte dies als Zustimmung.

»Morgen ist auch noch ein Tag für hitzige Besprechungen, Eure Erhaben-«
Blitzschnell hatte ihn Lyanh zu sich umgedreht und seine Worte mit den Lippen erstickt. Doch noch ehe er den unvermittelten Kuss erwidern konnte, löste Lyanh sich bereits wieder.

»Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst mich nicht-«
Diesmal brachte Zereon ihn zum Stillschweigen und legte ihm bestimmt eine Hand in den Nacken, um Lyanh daran zu hindern, sich ihm gleich wieder zu entziehen. Bereitwillig strich Lyanh zärtlich mit der Zunge über seine Lippen, und er spürte bereits die Glut in sich knistern, die sich Lyanhs Tun nur allzu gern ergab.

»Wir sollten ...«, setzte der Dunkelhaarige atemlos an und zog den Kopf etwas zurück, um ihre Blicke miteinander zu verbinden.
Aber Lyanhs Augenmerk haftete nicht auf seinem eigenen, sondern auf seinem Mund.
Er schmunzelte wissend.

Einen Fuß vorwärts setzend, drängte er seinen Gemahl zurück, der nun den Blick hob.
Es war keine Furcht, die seine Iriden zeichnete. Über ihnen lag ein dunkler Schleier.
Zereon wusste nur zu gut, was er bedeutete, und gleichzeitig war es das stumme Einverständnis seines Partners mit dem fortzufahren, was er im Begriff war, zu tun.
Und Lyanhs wortloser Aufforderung kam er liebend gerne nach.

Der schöne Mann mit den sturmgrauen Augen prallte gegen den kalten Sandstein, nichts mehr zwischen ihnen stehend. Ihre Münder vereinigten sich, tauschten stumme Liebesbekundungen aus, sodass Worte in diesem Moment bedeutungslos wurden.

ARZAS || short story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt