1. We're back (und gehen mal wieder allen auf's Lembas)

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To

"Guten Morgen!"

Gut gelaunt stieß ich die große Flügeltür des Saals auf, in dem Bruchtals Elben jeden Morgen frühstückten und lief zügig, gefolgt von meiner besten Freundin Ju, auf das Büfett zu. Ein schneller Blick zum Herrn der ehemaligen Festung sagte mir, dass er schon wieder genervt von uns war. Er war immer genervt, jedes mal wenn wir einen Zwischenstopp hier machten. Es kam eher selten vor, nur dann wenn wir in die blauen Berge oder das Auenland reisten. In den letzten Jahrzehnten war viel passiert, aber unser Charme war noch immer mit vorsicht zu genießen. Vielleicht war er mit der Zeit bitterer geworden, noch kontroverser, denn ein turbulentes Leben hinterließ martialische Spuren.

Ich schnappte mir hungrig einen blank polierten Teller von einem Stapel am Rand des Tischs und lief dann wählerisch hinter meinem Grashalm her, die ohne groß zu zögern den Weg zum Kuchen einschlug und sich ein großes Stück abschnitt.

"Leg mir auch eins drauf", verlangte ich, streckte meinen Teller in ihre Richtung und beobachtete dabei ein Elbenmädchen, dessen hüftlange Haare einfach nicht hinter ihren spitzen Öhrchen halten wollten und ständig in ihr Honigbrot fielen. Als sie kurz aufsah und meinen Blick streifte, fuhr ich mir betont lässig mit der freien Hand durch die etwa fünf Zentimeter langen Haare und grinste. Angepisst warf sie die Engelsgleichen Löckchen zurück und biss fast schon aggressiv in das arme Brot.

"Man To, nicht immer kleine Kinder ärgern die älter sind als wir", zischte das Basilikum Blatt mir zu, konnte sich ein Grinsen aber auch nicht verkneifen. Dann drückte sie mir noch eine Gabel in die Hand und marschierte auf einen freien Tisch am Rand zu. Schnell rannte ich ihr hinterher.

"Hast du schon eine Idee was wir heute machen könnten?", nuschelte ich, während ich die letzten Krümel meines zweiten Stücks von der Gabel schleckte.

"Gute Frage. Ehrlichgesagt habe ich überhaupt keine Lust irgendwo hinzugehen, aber hierbleiben will ich auch nicht. Ich mein ja nur", sie spielte gedankenverloren mit einer goldbraunen Locke ihrer ebenfalls kurzen Haare, "wir haben schon zum zehnten Mal alles gemacht, was man hier und in der näheren Umgebung machen kann."

Ich nickte knapp.

"Und so richtig Lust auf irgendwas habe ich eigentlich auch nicht."

Wieder stimmte ich ihr zu.

Nachdem wir fertig gegessen hatten und Ju aus Versehen einer Elbin ihren Tee übers Kleid geschüttet hatte, war bei Elrond, wie schon so oft seit wir hier waren, der Geduldsfaden gerissen. Für seine Verhältnisse war er sogar sehr wütend geworden, was bedeutete, dass ich nun mit hochgekrempelten Ärmeln und mit einem Schaumkrönchen auf dem Haupt abspülte und Ju mit Geschirrtüchern in der großen Küche umhertänzelte und abtrocknete. Alles unter Aufsicht des Küchenelben, der aufpasste, dass wir das hübsche Geschirr nicht durch die Gegend schmissen und der sich für total wichtig hielt, nur weil er ein paar Jahrhunderte älter war als wir. Außerdem stand er volle Kanne auf meine Freundin und damit kam ich ja mal so gar nicht klar.

Wie schon erwartet hielt er sie auf, als sie hinter mir die Küche verlassen wollte.

"Julia, wartet kurz!"

Mit hochgezogenen Brauen zog die Essiggurke ihre Hand aus seiner und verschränkte ihre Finger miteinander.

"Julia, Ihr wisst nicht, wie sehr ich mich über ein Abendessen mit Euch freuen würde. Es wäre mir wirklich eine Ehre mit so einer Schönheit wie Euch auszugehen."

"Das ist ein wirklich nettes Angebot, aber ich habe kein Interesse. Tut mir sehr leid", zu meinem Erstaunen war ihr Tonfall erstaunlich sanft.

"Oh, vielleicht ein anderes Mal", versuchte der Elb neutral rauszubringen, doch man sah ihm seine verletzten Gefühle trotzdem mehr als deutlich an.

Zwei dumme Grashalme und ein nerviges Stückchen GoldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt