1. Willkommen im Borderland

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Müde und erschöpft von meinem langen Arbeitstag im Restaurant lies ich mich in mein Bett fallen. Ich zog meine dünne Decke über meinen müden Körper und kuschelte mich ins Kissen. Die Lichter der Stadt erleuchteten mein kleines Zimmer und die Geräusche des Nachtlebens die mich sonst immer wachhielten schienen heute Abend wie Schlafmusikstücke. Meine Lider wurden immer schwerer und letztendlich schlief ich ein.

Am nächsten Tag wurde ich nicht durch meinen Handywecker geweckt, als ich meine Augen öffnete und bemerkte wie hell es bereits außen war, sprang ich aus dem Bett. Ich nahm mein Handy in die Hand, jedoch ging es nicht an, obwohl es die ganze Nacht am Kabel hing. Die Wanduhr über der kleinen Couch zeigte bereits nach 14 Uhr an.

„Scheiße" kam es über meine Lippen. Ich sollte bereits seit vier Stunden auf Arbeit sein. In Windeseile zog ich mich an, schnappte mir meine Tasche und stürmte nach außen auf die Straße. Dort jedoch war es wie ausgestorben. Keine Autos wie sonst immer die wild umherfahren wenn ich versuche die Straße zu überqueren um schnell zur U-Bahn zu kommen. Auch waren keine Menschen unterwegs, kein einziger Mensch war zu sehen- Ich blieb mitten auf der Straße stehen und schaute mich um. Alles war menschenleer, so als würde über Nacht jegliches Leben aus dieser Stadt verschwunden sein. Es war irgendwie angsteinflößend und mir persönlich viel zu ruhig. Ich beschloss zur U-Bahn zu gehen um in die Arbeit zu fahren. Irgendwie hatte ich die Hoffnung, das ich dort vielleicht auf jemanden treffen würde. Doch als ich die Stufen zur U-Bahn hinunter ging und die leere Bahn stehen sah wusste ich, dass ich weder hier unten noch auf Arbeit jemanden antreffen würde...

Die Sonne ist untergegangen und ich hab den ganzen Tag damit verbracht in der Stadt herumzulaufen, irgendwie in der Hoffnung doch noch eine Seele zu finden. Ist das die Hölle? Ist das etwa das was ich verdiene nachdem was ich getan habe? Ist mein Leben dazu bestimmt ab jetzt noch einsamer zu sein als es davor eh schon war? Vielleicht bin ich letzte Nacht einfach gestorben und befinde mich jetzt im Himmel oder eben der Hölle, im Jenseits, vielleicht auch nur in meinem Jenseits da ich niemand anderen finden konnte. Ich setzte mich auf eine Bank, zog meine Beine nach oben und umschlug diese mit meinen Armen, dann vergrub ich mein Gesicht darin und lies meine Gedanken weiter kreisen.

Jedoch nicht allzu lange. Als ich wieder nach oben blickte sah ich in der Dunkelheit ein helles Licht zwischen einigen Häusern leuchten. Strom? Es gibt noch einen Ort mit Strom, da müssen bestimmt noch andere sein. Ich stieg von der Bank und begann zu rennen, zwischen engen Gassen hindurch bis ich direkt vor dem großen Licht stand. Es war eine große leuchtende Werbetafel an einem der Hochhäuser.

Willkommen Spieler. Das Spiel beginnt gleich.

„Spiel?" flüsterte ich vor mir hin. Was für ein Spiel sollte das sein? Ich ging langsam auf das Hochhaus zu und drückte mit beiden Armen die große Tür auf, bis ich in der Eingangshalle stand. Es erklang ein leises Geräusch als ich diese betrat, jedoch nahm ich es nicht wirklich wahr. In der Eingangshalle warteten bereits vier andere Menschen. Echte lebendige Menschen die mich geradezu alle anschauten. In der Mitte der Halle lag ein Tisch auf dem noch genau ein Handy lag.

„Entschuldigung, aber was ist das hier? Wo sind alle hin?" sagte ich mit zitternder Stimme.

„Du bist neu hier, oder?" fragte mich ein Mann der sich gegen die Wand lehnte. Seine schwarzen Haare fielen bis zu seinen Schultern und er warf mit einer Hand die Haare aus seinem Gesicht nach hinten zurück. Nun sah ich auch sein Gesicht, seine braunen Augen waren markant umrandet von seinen dunklen Augenbrauen. Er trug eine schwarze Hose und darüber ein schwarzes Hemd, dass jedoch weit aufgeknüpft war und viel von seinem Oberkörper preisgab.

„Neu hier?" ich schaute ihn mit großen Augen an „Ich wohne schon ewig hier in Tokio!"

„Nimm dir das Handy!" sagte er streng und danach wandte er sich von mir ab und blickte wieder auf den Boden.

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