Borderland

17. Broken Hearts

- trigger warning -

Mir wurde irgendwie total schlecht, meine noch so eben erröteten Wangen wurden blass wie Kreide. Meine Finger wurden eiskalt obwohl mein Herz nun mit voller Leistung das warme Blut durch meinen erstarrten Körper pumpte. Die Zeit lief immer weiter ab und mir blieb nichts anderes übrig als meinem Gegenüber mein wahrscheinlich bestgehütetes Geheimnis zu erzählen.

„Ich weiß gar nicht wo ich genau anfangen soll..." ich stotterte vor mir hin und jeder hätte mir angemerkt wie unwohl ich mich in diesem Moment fühlte „Ich wuchs in Tokio auf. Zusammen mit meinen Eltern, ohne Geschwister in einer kleinen Wohnung im ersten Stock. Meine ganze Kindheit war eigentlich geprägt von Schmerz und negativen Gefühlen" langsam lief mir eine Träne über die Wange „Ich wurde viel zu lange von meinem Vater missbraucht ... eines Tages wollte ich das nicht mehr über mich ergehen lassen, also hab ich ein Messer in meinem Bett versteckt und als er sich zu mir legte habe ich angefangen wie wild auf ihn einzustechen bis alles rot gefärbt war in meinem kleinen Zimmer. Ich war damals 15 und bis vor kurzen dachte ich auch noch, dass ich meinen Vater damals getötet hätte. Nach dem Vorfall wurde ich da weggeholt, ich habe die Schule wo anders beendet und angefangen in einem Restaurant zu arbeiten bis ich mir eine kleine Wohnung leisten konnte..."

Ich atmete tief ein und sah verschwommen durch meine wässrigen Augen grünes Licht aufleuchten, einige Sekunden später lief die Zeit ab.

Herzlichen Glückwunsch. Sie haben das Spiel gewonnen.

Chishiya sah mich sprachlos an, es schien so als hätte ich ihn die Sprache verschlagen. Ich wollte nicht abwarten, bis er mir so wie jeder andere sagen würde wie leid es ihm doch tut. Also nahm ich die Gurte von meinem Körper ab und stand entschlossen auf.

„Wir sollten uns die Karte holen!" ich ging leicht humpelnd aus dem Raum und schnappte mir die Herz 3 Karte die nun auf dem Tisch lag. Hinter mir hörte ich Chishiyas Schritte auf mich zu kommen aber ich drehte mich nicht um, sondern machte mich gleich auf dem Weg zum Wagen. Ich interessierte mich nicht dafür ob die anderen das Spiel geschafft haben oder nicht, ich nahm es überhaupt nicht wahr ob die Türen offen oder geschlossen waren und ob noch andere Menschen um uns waren. Chishiya lief die ganze Zeit schweigend hinter mir und obwohl er mich leicht überholen konnte tat er es nicht. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und legte die Herzkarte aufs Armaturenbrett.

Die Fahrt zurück hoffte ich zum ersten Mal nichts von Chishiya zu hören. Ich hatte Angst, er würde mehr Fragen über meine Vergangenheit stellen. Ich wollte darüber nie mehr reden.

„Wissen die anderen, dass du Arzt bist?" fragte ich um von mir abzulenken.

Chishiyas Blick war nach vorne auf die Straße gerichtet, er schüttelte seinen Kopf „Nein, das weiß niemand hier, bis auf dir!"

„Du könntest so vielen Menschen hier helfen ... oder Ann unterstützen!"

„Schon mal daran gedacht, dass ich das nicht möchte?" seine Stimme wurde rauer „Ich wäre nie ein guter Arzt gewesen, mir war und ist es nämlich total egal wie es anderen Menschen geht ... und wenn ich ehrlich bin wollte ich Anderen nie helfen ... Ich wollte nie die Herzen der anderen verstehen."

„... Ich wünschte ich könnte dein Herz verstehen!" meine Worte ließen Chishiyas Körper anspannen, seine Hände griffen nun fester um das Lenkrad. Er sagte jedoch nichts mehr darauf und ich wandte meinen Blick durch das Fenster nach außen.

Zurück im Beach machte ich mich nicht wie gewohnt auf in mein Zimmer, sondern beschloss diesmal zum Pool zu gehen. Irgendwie war ich sauer auf mich selbst, ihm so viel über mich preisgegeben zu haben. Die Sonne war bereits untergegangen und die grellen bunten Lichter erleuchteten das Pool und die Bar. Die anderen schienen schon alle leicht angetrunken und jeder schien eine gute Zeit zu haben. Ich setzte mich etwas abseits auf eine der Liegen und beschloss mir erstmal einen Überblick zu verschaffen. Yuna und Tatta befanden sich in einer Gruppe von mir fremden Menschen, Yuna warf mir einen bösen Blick zu und ignorierte mich dann.