Kapitel 6: Meisterschütze

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Am selben Tag in Sirianda...

Draiken atmet schwer während er den nächsten Pfeil auf die Sehne legt. Um ihn herum ist alles Dunkel und über seine Stirn fließen Schweißperlen. Die Spitzen seiner kurzen dunkelbraunen Haare, die fast so dunkel sind wie die Halle, fallen flach auf seine Stirn und bedecken diese zur Hälfte. Mit angestrengtem Blick durchsuchen seine smaragdgrünen die Halle. Um seinen Händen geht ein schwarzer Rauch aus und er nimmt seine rechte Hand von der Sehne, um etwas in die Luft zu zeichnen, während er etwas auf einer anderen Sprache vor sich her nuschelte. Daraufhin beginnen seine Augen zu leuchten und von ihnen geht auch ein leichter schwarzer Rauch aus. Langsam legt er seine Hand wieder an die Sehne und schaut sich erneut im Raum. Vor sich entdeckt er mehrere Figuren die in einer eisernen Rüstung gekleidet sind.

Ohne weiter zu überlegen legt er seinen Bogen leicht schräg vor sich und spannt die Sehne. seine Hand ankert kurz unter seinem Kinn und seine Augen schauen von der Pfeilspitze aus nach vorne. Seine linke Hand die sich am Griff des Bogens befindet, bewegt seine Waffe so lange bis die Pfeilspitze genau auf das Herz der Figur zeigt. Seine Füße stehen parallel zu einander und wenn man eine Linie von den Fußspitzen aus zeichnen würde, würde diese auf seinen Gegner zeigen. Seine Augen verengen sich leicht und ohne die Sehne zum wackeln zu bringen lässt er diese los und damit den Pfeil. Innerhalb eines Wimpernschlags fliegt dieser von etwas Rauch verfolgt auf sein Ziel zu und bohrt sich ohne Probleme durch die Rüstung.

Genau in dem Moment als die Puppe auf den Boden mit einem lauten klirren aufkommt geht das Licht im Raum wieder an und die anderen Puppen bewegen sich durch Ketten die an der Decke an Schienen angebracht sind auf ihn zu. Manche halten Schwerter in der Hand und andere Äxte oder Keulen.

Mit einer schnellen, eleganten Drehung schaut der Schütze zu einem anderen Angreifer der eine Axt in der Hand hält und rapide auf ihn zu kommt, gekonnt wiederholt er seine Bewegungen und bringt auch diesen Gegner rasch zu fall.

Plötzlich spürt er hinter sich einen leichten Luftzug und duckt sich intuitiv. Über seinem Kopf fliegt sogleich ein Schwert vorbei, dass ihn nur knapp verfehlt. Doch das kriegt der junge Bogenschütze nicht mit, da er während er sich duckt eine Rolle nach vorn macht und dort mit dem Gesicht zu seinem Gegner gedreht, in einer Hocke stehen bleibt. Sein linkes Bein ist nach vorne gerichtet und er steht auf dem Fuß von diesem, während er sich mit dem rechten Schienbein auf dem Boden abstützt.

Ohne groß nachdenken zu müssen, bewegen sich seine Hände von alleine und er bringt auch diesen Gegner mit einem einzigen Schuss zu Fall. Kaum hatte er das getan stand er auf und zeichnete erneut mit der linken Hand etwas in die Luft als er etwas murmelte. Kurz darauf zielte er auf den Angreifer der am nächsten an ihm dran war und schoss diesen Pfeil direkt durch sein Herz. Die Puppe viel zu Boden, aber der Pfeil bliebt nicht stecken, sondern ging einfach durch ihn durch und flog auf den dahinter laufenden Gegner zu. Auch diesen traf er direkt ins Herz. Danach bewegte Draiken seine rechte Hand in einer Kurve, woraufhin der von einem deutlichen verfolgte, fliegende Pfeil genau das gleiche tat und geradewegs durch die nächste Puppe schoss, die dann auch mit einem lauten klirren auf dem Boden landete. So flog der Pfeil noch eine Weile durch die Reihen von Trainingspuppen, bis schließlich alle mit einem Loch an der Stelle des Herzens am Boden lagen.

Mit zusammen gekniffenen Augen und einer schwitzigen Hand lenkte der Schattenmagier seinen Pfeil zurück in seine Richtung, wobei er wieder etwas murmelte und dann seine Hand um die Öffnung, seines ledrigen, mit Schriftzeichen verzierten Köchers legte, der an seiner Hüfte hang. Der Pfeil flog geradewegs in diesen hinein und gesellte sich so zu den andern mit Schriftzeichen verzierten Pfeilen.

Schweißgebadet und keuchend stand er da und wischte sich mit einem Arm den Schweiß von der Stirn, während er mit der anderen seinen aus Ebenholz gefertigten schwarzen Recurvbogen in einer Art Rückenschnalle verstaute.

Nachdem er einmal tief ein und aus geatmet hatte Strich er sich mit seinen in schwarzen Lederhandschuhen gekleideten Händen über seine dunkelbraune an manchen Stellen schwarze Lederrüstung, die an einigen wenigen Stellen lauter Schnallen, oder eiserne Ringe hatte. Der Staub flog nur so in die Luft als er sich erst über die Brust und dann über die Beine strich und diese abklopfte. Als er damit fertig war, fuhr er sich mit der rechten Hand durch seine kurzen Haare, sodass seine Spitzen leicht abstanden. Während seine Hand auf seinem Kopf verharrte, schloss er für einen kurzen Moment die Augen und atmete tief durch die Nase ein und durch den Mund aus. So konnte er seine Energie wieder etwas regenerieren lassen, bevor er seine Augen wieder öffnete und einen ernsten, aber ansonsten emotionslosen Gesichtsausdruck aufsetzte und die Hand wieder vom Kopf fallen ließ, bis sie schließlich neben seinem Körper stehen bleib.

Mit festen Schritten marschierte er auf eine Treppe zu die sich direkt hinter ihm befand und zu einem kleineren Raum führte, dessen riesige Scheibe in die Trainingshalle führte. Durch die Scheibe konnte man das Gesicht und den Oberkörper eines Mannes sehen, der auf einer Art Thron saß und in die Halle schaute. Neben dem in goldener Rüstung gekleideten Mann standen zwei weitere Männer, diesmal allerdings in eisernen Rüstungen. Ihr wachsamer Blick ging immer wieder in jede Richtung und ihre Hände waren hinter ihrem Rücken verschränkt.

Oben angekommen legte der Jugendliche seine Hand auf die Türklinke und drückte diese mit Kraft hinunter, dadurch schlug die Tür mit Schwung auf und er betrat den dahinter liegenden Raum mit starken Schritten. Kurz vor dem Gold gerüsteten Mann blieb er stehen, legte eine Hand hinter den Rücken und bewegte die andere schwungvoll und elegant von oben nach unten, bis er sie schließlich vor der Brust verschränkt stehen ließ. Bei dieser Bewegung verbeugte er sich tief. Die Stellung beibehaltend begann er emotionslos mit fester Stimme zu reden: „Das war die letzte Übung für Heute Vater, ich bin nächste Woche bereit dir neu Zauber zu präsentieren.!" Als der Prinz verstummte begann sein Vater zufrieden zu lächeln, bevor er ihm ruhig Antwortete: „Gut gut, du machst ausgezeichnete Fortschritte, bald wirst du nur Übungen durchführen um im Training zu bleiben." Er machte eine kurze Pause und senkte seinen Blick um seinen Sohn anzuschauen, dessen Blick immer noch gesenkt war, bevor er fortfuhr: „Den Rest des Tages darfst du dich ausruhen, morgen wirst du wieder deinen Posten als erster Offizier übernehmen!"

Jetzt richtete sich Draiken wieder auf, immer noch mit einem neutralen Gesichtsausdruck. Er nickte dem König kurz zu, während er kurz und knapp antwortete: „Ja Vater!" Ohne ein weiteres Wort und zu bemerken, dass sein Vater ihm zu nickte, drehte er sich um und verließ den Raum. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, ging er geradewegs auf eine schwere Eisentür zu und öffnete diese Schwungvoll. Ohne sie zu schließen betrat er den hellbeleuchten Gang, in den durch Fenster die letzten Sonnenstrahlen des Tages einströmte und ihn so blendete, dass er ein paar Mal blinzeln musste, bevor er sich erneut in Bewegung setzte und den Gang entlang zu einer relativ großen Tür stolzierte, die Hände auf dem Rücken verschränkt.

Der Gang bestand aus einem steinernen Boden und Wänden. Auf dem Boden lag ein roter Teppich, mit einem goldenen Rand und Muster. An den Wänden hangen entweder Schwerter oder andere Waffen, oder Gemälde, die einen Goldenen Ramen haben. Meistens zeigten diese bestimmten Orte oder wichtige Momente der Geschichte.

Währendder Prinz durch den Gang ging begrüßten ihn immer Mal wieder Wachen, die dortgerade Patrouillierten. Als Antwort nickte Draiken nur kurz, ohne seinenGesichtsausdruck auch nur ansatzweise zu ändern. An der Tür angekommen öffneteer sie gleich und betrat den Raum, wobei er die Tür hinter sich schloss. ImHandumdrehen legte er seinen Bogen und die Köcher, als auch seine beiden Dolcheauf einer Kommode and der vom Bett aus rechter Wand ab. Dann schlenderte er zumBett hinüber und ließ sich dort mit dem Rücken auf die federweiche Matratzefallen. Sein Gesichtsausdruck wurde traurig, als er das direkt vor sich überder Tür hängende Gemälde betrachtete, auf dem eine dunkelhäutige Frau mitweißen Haaren und Spitzen Ohren zu sehen war, die einen kleinen Menschenjungenumarmte. Seine Stimme zitterte leicht als er leise flüsterte: „Gute Nacht Mama." Nach seinen Worten drehte er sich auf die Seite undschloss die Augen, wodurch ihm eine Träne übers Gesicht kullerte. Nach kurzerZeit fing er an ein bisschen zu dösen.


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Hier ist schon das nächste Kapitel, ich hoffe natürlich es gefällt euch. Ich freue mich wenn ihr mir schreibt wie es euch gefallen hat. Bis zum nächsten Teil! :)

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Die letzten Drachen1 Das SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt