Kapitel 9: Der maskierte Schatten

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Müde und blinzelnd öffnete Soro seine Augen. Sofort stieß ihm der miefende Geruch von Kot, Urin und vergammelten Lebensmitteln in die Nase, sodass er seine Nase vorm Eckel rümpfte und seine Augen zusammenkniff. Vorsichtig setzte er sich auf, sein Rücken schmerzte von dem harten, verbeulten Boden und seine Gelenke fühlten sich an als wurden sie versteinert. Mit schmerzverzerrtem Gesicht kreiste er seine Ellenbogen, um wieder etwas Gefühl in seine steifen Knochen zu bekommen. Danach legte er seine Hände an seine Hüfte und drückte diese damit nach vorne. „Man! So schlecht habe ich lange nicht geschlafen!": murmelte er schläfrig vor sich hin und streckte sich dabei kräftig. Vorsichtig rieb er sich die Augen, bevor er sich gähnend umschaute.

Saro lag auf einer moosigen Stelle, der Zelle. Ein weißes Leinentuch bedeckte seine Wunde. Sein muskulöser Arm war frei, damit seine dreckige Kleidung nicht auf der Wunde rieb. Das weiße Tuch hatte inzwischen schon eine leicht rötliche Farbe angenommen und ist mit Staub bedeckt. Seine braunen, fettigen Haare lagen zerzaust auf dem moosigen Boden. Sie sind mit staub und einigen kleinen Moosfetzen bedeckt. Ariana lag neben ihm. Sie hatte ihm gestern den Verbannt angelegt und ihn mit den Kräutern versorgt, immer hin kannte sie sich damit aus. Für Soro sahen diese Kräuter alle gleich aus. Alles grüne, würzig riechende Blätter. Er seufzte und schloss kurz die Augen. Ariana hatte sich gestern immerzu um Saro gekümmert sie muss sehr erschöpft sein. Er öffnete wieder seine Augen und schaute die Jugendliche lächelnd an. Ihre dunkelbraunen, ebenfalls fettigen Haare fielen ihr leicht zerzaust und mit Staub bedeckt ins Gesicht und bedeckten leicht ihre kleine Stubsnase. Mit ihren kleinen Händen hielt sie noch eine kleine Holzschale festumklammert, in der sich noch ein Blättergemisch von gestern befand.

Soros Blick schweifte von der Jugendlichen ab, als er neben sich Geräusche hörte. Er blickte zur Seite. Katharina wälzte sich unruhig im Schlaf hin und her. Ihre schwarzen, leicht lockigen, langen Haare rutschten über ihren Rücken von einer Seite auf die andere. Neben ihrem Kopf lagen ein paar Kohlestücke, die sie gestern in ihrer Zelle gefunden hatten. Sie hatte sie gleich benutzt, um ihre Haare wieder etwas mehr schwarz zu färben. Soros Miene verfinsterte sich, es ist eine Schande, dass die Welt in der sie Lebten aus Vorurteilen und Egoismus bestand, niemand war auch nur ansatzweise bereit alte Sitten zu ändern, dafür hatten sie entweder zu wenig Einfluss in dieser Unterdrückenden Herrschaftswelt oder sie waren zu faul und zu stolz ihre Augen zu öffnen und die Wahrheit zu erkennen. Hauptsache leicht. Er schüttelte Enttäuscht den Kopf. „Das muss aufhören!": flüsterte er genervt und lehnte seinen Kopf an die kalte Wand der Zelle.

Gerade als er in Gedanken versunken an die Decke starrte, hörte er eine ihm sehr bekannte sanfte Stimme vor sich: „Na, wie es aussieht ist unser Quatschmacher auch schon wach." Soro riss die Augen überrascht auf und senkte den Blick sofort. Vor ihm stand Draina, etwas Gebückt. Ein Teil ihre hellbraunen, fettigen Haare fielen ihr ein Stück ins Gesicht. Ihre himmelblauen Augen leuchteten ihn belustigt an und ihre rosigen Lippen formten sich zu einem sanften Lächeln. Das fröhliche Gesicht der Jugendlichen vor ihm zog Soro sofort in einen Bann und er vergaß völlig all die Probleme und Sorgen, die in seinen Kopf rumschwirrten. Schnell setzte er ein verschwitztes Lächeln auf und flüsterte ihr belustigt zu: „Und ich dachte schon, dass ihr Schlafmützen heute gar nicht mehr aufwacht!" Für seinen Kommentar kassierte er gleich einen leichten Schlag gegen seinen Arm und die beiden brachen in leises Gelächter aus.

Als sie endeten und sich Freudentränen aus ihrem Gesicht wischten, setzte sich Draina vor ihn in einem Schneidersitz auf den Boden. Für ein paar Wimpernschläge schauten sie sich in die Augen. Soro konnte sich selbst in ihren wunderschönen strahlenden himmelblauen Augen sehen. Doch sie strahlten nicht nur vor Freude und Zuneigung, sondern es auch ein Schleier von Trauer, Angst und Verzweiflung, den sie versuchte so gut wie möglich zu verbergen. Sofort vielen Soros Mundwinkel nach unten und seine Augen wurden schmal, er schaute seine Kindheitsfreundin ernst an. „Was ist los?": flüsterte er ihr mitfühlend, mit sanfter Stimme zu. Ihre Augen weiteten sich und der dunkle Schleier verdeckte das Strahlen in ihnen. Langsam senkte sie den Blick und starrte auf den Boden. Als sie ihren Blick wieder hob und Soro erneut in die Augen schaute erschrak dieser kurz. Ihre Augen wurden wässrig und schwollen leicht rot an, sie zitterten förmlich und sie presste ihre Lippen zusammen. Doch bevor Soro etwas sagen konnte öffnete sie ihren Mund und begann zu reden, ihre Stimme zitterte und war so leise, dass es Soro schwer viel etwas zu verstehen: „I...Ich habe Angst Soro." Sie schüttelte langsam den Kopf eine Träne bildete sich unter ihrem Auge. Sie glitzerte leicht in dem Licht der Fackeln. Langsam rutschte sie an ihrer Wange entlang und malte eine Linie in das mit Staub bedeckte Gesicht, bevor sie kurz unter ihrem Kin hängen blieb und auf den Dreckigen kalten Steinboden fiel, wo sie in tausend kleinere Tropfen zerschellte und sich nach und nach mit dem Staub vermischte. Sie biss sich auf die Lippe, bevor sie mit bebender Stimme weiterredete: „Ich habe mir so gewünscht, dass wir diese unterdrückende Herrschaft beenden, die auch schon das Leben meiner Eltern beendet hat..."Sie schluckte einmal Kräftig und weitere Tränen liefen ihre schönen Wangen hinunter und zeichneten diese mit Linien. Angestrengt biss sie sich auf die Zähne und kniff die Augen zusammen. Soro wusste wie viel Überwindung es sie kosten musste überhaupt noch sprechen zu können. Langsam und bedacht atmete sie durch bevor sie ihm wieder in die Augen schaute.

Die letzten Drachen1 Das SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt