stehe mir bei

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Als erstes möchte ich mich bei allen bedanken die meiner Geschichte bis hier her gefolgt sind.
Und zweitens wollt ich schon mal ankündigen dass dieses Kapitel etwas länger sein und vllt für den ein oder anderen mit sehr schwachen Nerven ein bisschen gruselig werden könnte. Trotzdem viel Spaß beim Lesen

Das Metall knartzte unter mein Füßen.
Der Wind umhüllte mich und zerzauste mein Haar.
Ich schob einen Fuß nach vorne, schon rollten die Kieselsteinchen von der Brücke und verschwanden in den Wellen des tosenden Meeres was, sich unter mir erstreckte. Noch ein letzter Blick über die Gegend. Auf der einen Seite das schier endlos wirkende Meer und auf der anderen Seite die Skyline von New York, mit deren Stränden wo sich die Wellen wie eine weiße Wand über den Sand ergossen. Mein Blick wanderte wieder nach unten. Hier wurde das Wasser durch eine Reihe von Felsen gedrückt, deren Spitzen knapp die Oberfläche erreichten. Und doch schaffte es der Wind Schaumkronen herzustellen, die mit einer leichten Gewalt zwischen den Steinspitzen hindurch floßen.
Meine Hand klammerte sich kurz zeitig fester an den Stahlriemen an welchen ich stand. Wenn ich loslassen würde, hätte ich nichts mehr was mich daran hindern könnte in die Weiten des Meeres zu springen und die Welt um ein Menschenleben zu erleichtern, welches es nicht verdient hatte zu leben, welches nur Leid und Kummer über die Menschen brachte, die es eins geliebt hatte. Ein tiefer Atemzug und mein Griff lockerte sich. Meine Muskeln spannten sich und waren bereit der Schwerkraft nach zu geben.
"NEEIINN!"
Ich kannte dieses Schrei. Einer längst vergessene Erinnerung, die ich schon vor Jahren zu verdrängen versucht hatte.
Maxis Tod, der Schrei, Lilly
War es nur eine Erinnerung oder Realität. Irgendwo hatte ich mal erfahren dass wenn man kurz vor den Tod stand, sein ganzes Leben vor den geistigen Augen vorbei ziehen sieht.
Dann wieder ein Schrei "DAIMEN , TU ES NICHT!"
Nein, das war keine Erinnerung, das passierte wirklich!
Ich drehte mich um und sah wie Lilly auf mich zu gerannt kam. Das braun-goldene Haar wehte im Wind. Als sie mich fast erreichte erkannte ich die Angst die ihr ins Gesicht geschrieben stand.
"Daimen tu es nicht, wir brauchen dich. Ich brauche dich."
Sie stand nun vor den Geländer und hielt mir ihre Hand entgegen.
"Komm mit mir! Wenn ich dich verlieren würde, könnten nicht mal 1000 Jahre Therapie, das wiederherstellen was dann in mir zerbbricht! Bleib hier für Clara und mich! Bitte! Daimen bitte steig von diesem Geländer runter damit ich dich unarmen kann! Damit ich weiß dass du noch an meiner Seite stehst!
bitte..."
Ich wand mich von ihr ab und blickte wieder auf das Meer.
War sie es wirklich wert, dass ich für sie auf Erden blieb?
Verdammt was denke ich da! Natürlich war sie es wert! Sie und Clara waren mein Leben. Wenn ich sterbe sollte, sollten sie mit mir gehen dürfen.
Ich drehte mich wieder um. Lilly war mittlerweile auf die Knie gesunken und schluchzte haltlos in ihre Hände in denen ihr Gesicht verborgen war.
Ich kletterte vom Geländer und stellte mich vor sie.
"Wie könnt ich denn mein Leben wegwerfen wenn es mich davon abhält von einer Brücke zu springen, mein Tag verschönert und so unglaublich wunderschön aussieht. Lilly du bist mein Leben, bitte verzeih mir, dass ich es so achtlos weggeben wollte."
Mit einem Aufschluchzer stand sie auf unt warf sich in meine Arme. Ich drückte sie fest an mich und wollte sie am liebsten nie wieder los lassen. All die Verzweiflung der letzten Minuten war wie weggeblasen, dass einzig wichtige war dieser Moment, den ich um ein Haar nie wieder gespürt hätte.

Plötzlich wurde alles in einen weißen Nebel gehüllt. Lilly verblasste und eine Art Strudel zog mich weg von dem Ort.
Als der Strudel sich aufhörte zu drehen und der Nebel sich lichtete, stand ich in unserer Wohnung.

Ich wunderte mich kurz doch dann ergriff mein Instinkt die Kontrolle über mein Körper. Wie von selbst wanderte meine Beine durch die Wohnung. Sie schien seltsam leer und verlassen. Die Wände waren grau und trostlos. Die Flure erstreckten sich lang und qualvoll vor mir. Die sonst beruhigende und heimatliche Wirkung dieser Wohnung war jetzt einem düsteren traurigem Klima gewichen. Keine Lilly und auch kein Manuel war zu sehen. Sie waren wie vom Erdboden verschluckt. Auch Clara war nicht ausfindig zu machen dennoch wusste ich dass sie im Haus war. Und dass der Anlass, unter dem ich sie treffen sollte nicht sonderlich rosig sein sollte.
Ich ging weiter und hoffte irgendwas zu entdecken. Und tatsächlich konnte ich am Ende des Flures eine Tür sehen. Durch einen Spalt drang Licht in den Flur und ließ ihn noch seltsamer wirken als ohne hin schon.
Schritt vor Schritt ging ich auf den besagten Punkt zu. Die Diehlen knarrten unter meinen Sohlen und bei jedem weiteren Auftreten wirbelte Staub auf. Ich erinnerte mich an einen Horror Film den ich als Kind gesehen hatte. Darin ging es um einen Jungen der sich in ein altes Haus schlich, welches starke Ähnlichkeit mit dem jetzigen Aussehen dieser Wohnung hatte. Er ging in dem Haus herum und hielt an einem Zimmer, sah rein und wurde Zeuge eines Selbstmordes.
Selbstmord! Das Wort hallte in meinen Gedanken wieder und wieder. Ich spürte Claras Anwesenheit immer mehr und war mir fast sicher dass ich sie im Zimmer antreffen würde welches ich seit einer gefühlten Stunde ansteuerte.
'Es ist genauso wie im Film' dachte ich und musste lächeln. Dieses Lächeln verschwand jedoch gleich wieder.
'Haar genau so wie im Film'
Und wieder überkam mich die Erkenntnis wie eine Monsterwelle, die auf ihren Weg in mein Gehirn alles Glück niederwaltzte was sich in den Weg stellte.
Ich beschleunigte meine Schritte und blieb vor der Tür stehen. Aus dem Raum war eindeutig eine Stimme vernehmbar, die mit sich selbst sprach und hin und wieder schluchzte. Ich vergrößerte den Abstand vom Türrahmen ein minimales Stück und linste in den Raum. Meine Befürchtungen bestätigten sich just in dem Moment als ich eine Mensch auf einem Bett sah. Wen ich meine könnt ihr euch sicherlich vorstellen.
Natürlich war es Clara.
Hätte es kein anderer sein können? Nein, es musst ja unbedingt der Mensch sein dem ich mit Lilly am meisten liebte.
Ich wollte rein gehen doch irgendwas hielt mich zurück. Als ich etwas silbernes aufblitzen sah, erstarrte ich kurz.
Warum hat sie denn bitte schön ein Messer in der Hand? Warum hasst mich das Schicksal eigentlich so sehr?
Ich riss mich von der merkwürdigen Kraft los, die mich daran hinderte in den Raum zu gelangen, und ging grade wegs auf das Bett zu. Jeglicher gesunde Menschenverstand riet mir es nicht zu tun, abzuwarten und in Ruhe versuchen ihr das Messer aus der Hand zu nehmen. Doch als das scharfe Metall eine gefährliche Nähe zu ihrer Pulsader fand, schaltete sich mein Verstand aus.
Ich griff nach der Hand in der sie das Messer hielt und umfasste ihr Handgelenk. Ich drehte es so weg dass es ihr unmöglich war sich mit dem Messer zu verletzen. Das merkte sie wohl auch denn sie hörte auf sich zu wehren und ihr Spannung löste sich. Ich nahm ihr das Messer endgültig aus der Hand und schmiss es in die nächste Ecke.
Behutsam legte ich ein eine Hand unter ihr Kimn und hob ihren gesenkten Kopf hoch so dass ich in ihr Gesicht sehen konnte. Erst jetz fiel mir ein dass es auch Lilly hätte sein könn. Doch ich sah schwarze Augen. Schwarze Augen die vor Tränen glänzten.
"Du bist wertvoller als die teuerste Kette. Du bist wertvoller als das teuerste Auto. Du bist wertvoller als eine Stadt aus Gold. Du bist wertvoller als alles angebliche wertvollste auf der Welt zusammen denn du hast mir gezeigt was Liebe bedeutet. Du bist das wertvollste was man niemals mit geld bezahlen könnte. Du bist mein Leben. also bitte versprich mir dass du dir nie wieder weh tust"
Sie nickte und ein leichtes Lächeln trat in ihr Gesicht.
Ich schloss Clara in eine feste Umarmung die sie schluchzend erwiederte. Und wieder hat ich das Gefühl dass ich diese Person in meinen Armen nie wieder los lassen wollte. Wieder waren alle Ängste und Sorgen verflogen und machten dem Gefühl der Liebe platz.

Der weiße Nebel umhüllte auch diese Szene und auch Clara verblasste. Der Strudel zog mich weg in ein schwarzes Nichts...

the little brotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt