Wiedersehen?

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Es war kein besonders schöner Tag.
Die Sonne hing matt scheinend über ein paar dunkel aussehenden Wolken und der Nebel waberte über den Park.
Dennoch wurden einige Orte von  den Sonnenstrahlen angelächelt, die es durch die Wolkenwand zur Erde schafften.
Einer dieser Orte war der Kinderspielplatz, dort wo auch Lilly und ihr kleiner Bruder gemeinsam diese Strahlen genossen.
Als ich an ihnen vorbei ging konnte ich einfach nicht anders. Ich musste ihnen zu sehen.
Ich musste einfach Lillys Schönheit betrachten und über Maxis glückliches Gesicht lachen. Ich wollte bei ihnen sein, IHM helfen seine große Schwester zu ärgern und mit IHR gemeinsam hinter Maxi herrennen und versuchen ihn zu fangen.
Schließlich traf mein Gehirn eine Entscheidung.

Langsam ging ich auf sie zu.
Als ich nur noch ein paar Meter entfernt war, entdeckte mich Maxi und rannte mir entgegen. Ich verstand warum Eltern ihre Kinder so liebten.  Ich fühlte das herzerwärmende Gefühl, wenn sich so ein kleiner Körper um einen schloss und du ihn am liebsten nie wieder los lassen möchtest, immer für diesen Menschen da sein willst und ihm die Schönheit der Welt zeigen kannst. Als ich mich von Maxi "befreite",  sah ich zu Lilly.
Sie stand da und beobachtete die Szenerie mit einen Blick, den ich nicht ganz deuten konnte.  Auch ihre Körperhaltung war eine eindeutige Unklarheit für mich. Man konnte nicht erkennen ob sie nun wütend war, oder sich freute mich zu sehen.
Es war wohl eher eine Mischung aus beidem.   Wie versteinert stand ich  da und schaute in ihre Augen.
Ich war in einer Art Trance, in meinen eigenen Gedanken gefangen.
Zum Glück holte mich Maxi auf den Boden der Tatsachen zurück, in dem er an meiner Jacke zupfte. Ich schloß für einige Sekunden meinen Augen, um wieder einen klaren Kopf zu fassen.
Ich ging in die Knie, damit ich und Maxi auf einer Höhe waren.
"Können wir jetzt wieder spielen", fragte er mit unsicherer Stimme.
Ich antwortete nur: " Vielleicht, das hängt ganz von dein Schwester ab", und strubelte dabei sein Haar durch.
Mit dieser Geste richtete ich mich wieder auf und schritt zu Lilly.  Die mich immer noch mit ihren undefinierbaren Blick anstarrte. Wir standen einfach nur rum und ich beobachtete ihre Augen.  Nein ich verlor mich in ihnen.
Wie lange wir so da standen, kann ich nicht genau sagen.
10 - 20 min. oder vielleicht doch nur 5.
Als ich wieder aufblickte war mir komisch zu Mute. Kam es nur mir so vor oder war es kälter geworden. Die Sonnenstrahlen waren verschwunden, ebenso wie Maxi.
Auch Lilly guckte sich jetzt beunruhigt um.
Wir schauten verwirrt den ganzen Spielplatz ab. Bis ich den Kleinen ganz oben auf der Rutsche entdeckte. Ich war zu nächst erleichtert und wollte zu ihm.
Doch was dann geschah hätten wir nie im Leben ahnen können...

the little brotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt