wahres Lächeln?

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Lilly überforderte diese Situation, denn sie rannte schon wieder weg.
"Lilly! Bleib hier" rief ich ihr halb verzweifelt nach.
Doch nichts.
"Lass sie, ich wäre auch weggelaufen." sagte Clara hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um. Ich hatte nicht mit bekommen das sie zu mir rüber gefahren war.
Aus der Nähe betrachtet sah sie noch kränklicher aus.
Auf ihren Gesicht, dass jetzt der Farbe von Schnee glich, waren leichte Schürfwunden an Wange und Stirn erkennbar. Ihr Hände waren auf ihren Schoß gelegt und zitterten merklich. Sie sah noch dünner und gebrechlicher aus als je zu vor. Und doch schaffte sie ein Lächeln, welches sogar glücklich schien. Ich wusste zwar dass sie ihre Gefühle verstecken konnte doch das sie darin so gut war, verwunderte mich. Konnte man wirklich nach einen Unfall so lächeln. Nein bestimmt nicht und jetzt erkannte ich auch, dass sie zwar ein Lächeln hin bekam, aber es nicht ihr ganzes Gesicht beleuchtete. Ihre schwarzen Augen guckten traurig und hatten nun jeglichen Glanz verloren, den ich von ihnen gewohnt war. Mir fiel ein Spruch ein, welchen ich mal irgendwo gelesen hatte.
'Du kannst noch so glücklich aussehen, und dein bezaubernstens Lächeln zeigen. Deine Augen werden dich verraten'

"Könn wir in den Park gehen" fragte Clara mit sanfter Stimme.
"Na mit dem "gehen" wird's in nächster Zeit nichts" witzelte ich, hörte aber sofort auf als ich sah das Clara dadurch noch traurig wurde. "Tut mir leid, ich wollte nur..."
"Bring mich einfach nur zum Park" unterbrach sie mich leise.
Schweigend schob ich sie dort hin. Auf dem Weg versuchte ich in ihr Gesicht zu gucken, doch immer wenn ich mich vorbeugte, wandte sie ihren Kopf ab. Auch wenn ich es dadurch nicht sehen konnte, spürte ich, dass sich eine kleine Träne nach der anderen ein Weg über ihre Wangen zum Boden bahnte. Am Park angekommen lotzte mich Clara ein schmalen Weg entlang, der sich durch den Wald schlängelte. Er war ein bisschen zu gewuchert, was mich daraus schließen ließ, dass nur Wenige wussten wo er lag. Der Weg endete an einer kleinen Lichtung. Dort stand eine einzige riesige Trauerweide, unter der eine kleine Bank stand. Das allein sah schon wunderschön aus, doch als ich mit ihr bei der Bank angelangt war, entdeckte ich was diesen Ort so besonders machte.
Wir standen an einer Art Klippe. Unten erstreckte sich ein weites Tal, welches von einem kristallblauen Fluss durchwandert wurde. Überall standen Bäume und Vögel zwitscherten gegen die leichte Brise, die Claras Haare umspielten. Ich sah zu ihr und es fühlte sich so an, als ob ich erst jetzt ihre wahre Schönheit zu sehen bekam.
Ihre sanften Gesichtszüge, die so wundervoll von ihren braunen, welligen Haar umrammt wurden, ihre schlanke Figur, bei der man beim anheben Angst hatte sie würde durchbrechen. Ich setzte mich zur ihr und sah ihr in die Augen. Diesmal drehte sie ihren Kopf nicht weg, sondern schaute einfach nur auf die Landschaft die sich vor uns erstreckte. Ihre Augen glänzten wieder und hatten nun ein sattes Kristallschwarz angenommen. Wie sehr ich mich doch in ihnen verlor, ich drohte gar in ihnen zu ertrinken...

the little brotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt