Love?

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Die Sonne erschien hinter den Bergkuppen und stieg höher. Sie hatte das Ziel die Höhe des Himmels zu erreichen, um danach wieder in die Tiefen der Erde zu verschwinden. Auf ihren Weg lies sie die Felder und Wiesen unter ihr erstrahlen. Alle Lebewesen und Bewohner des Waldes konnte sich dann an ihrer Wärme laben. Sie war Lichtspender, sowie eine Wärmequelle zu gleich. So war dass schon vor Jahrzehnten. So ist es auch in der heutigen Zeit. Tag ein Tag aus. Das selbe Spiel von aufblühen und Untergang. Man könnte es auch als Lauf der Zeit bezeichnen, aber das wäre nur teilweise richtig. Denn obwohl die Sonne immer den gleichen Wechsel zwischen Tag und Nacht durchmacht, ist jeder Sonnenaufgang, jeder Sonnenuntergang unterschiedlich, wenn nicht sogar gänzlich verschieden. Manchmal wird der Himmel in Rottöne getaucht. Ein anderes mal gewinnen Blautöne die Oberhand. Der Wind formt die Wolken. Die Wolken verändern den Farbverlauf. Ein buntes Treiben aus Formen und Farben, die sich über den Himmel ziehen.

Heute war der Horizont golden. Keine Wolke kreuzte den Weg der Strahlen. Kein Nebel verschleierte die Sicht. Es war ein klarer wunderschöner Morgen gewesen, der jetzt in einen in einem noch schöneren Nachmittag überging. Jedenfalls wär er schön gewesen, wenn ich nicht ich wär und auch nicht in diesem Leben. Die Lage in der wir uns befanden war alles andere als schön. Sie schien aussichtslos. Eine Zusammenfassung würde bestimmt helfen: Fangen wir bei meiner Freundin an. Sie war ein Cop. Sie stand im Dienste der Regierung. Sie hatte den Fall meiner Mutter bearbeitet, ihn aber nie gelöst. Ihn sogar als "Unfall" abgetan. Aber was erwartet man von einer Person die vor ein paar Minuten einen Menschen umgebracht hatte. Sie selbst, war zur Mörderin geworden. Egal ob dieser Mann grausam oder "böse" gewesen war. Sie hatte ihm einfach das Leben genommen. Vielleicht hatte er noch eine Familie. Frau und Kinder, die jetzt vergeblich auf ihren Vater und Ehemann warteten. Ohne zu wissen dass sie ihn nie mehr lebend zu Gesicht bekommen würden. Dass seine Seele jetzt im Himmel war, oder Hölle, falls es sie wirklich geben sollte. Daran glauben tue ich trotzdem nicht. Kurz gesagt Clara, meine geliebte Clara, war eine der Person die man eigentlich hassen sollte, die ich eigentlich hassen sollte. Aber ich tat es nicht. jedenfalls nicht ganz. Wieder eine unbegreifbare Entscheidung von mir. Die ich nicht mal selbst verstand. Was bringt es eigentlich darüber nach zu denken. Es ändert doch sowieso nichts. Es ist geschehen und niemand kann das Geschehene rückgängig machen. Selbst wenn ich die Möglichkeit dazu hätte, würde ich es nicht tun. Alles passiert aus einem Grund und diesen Grund sollte man akzeptieren. Auch wenn es schwer fällt und ein innerlich zerfetzt. Ich habe selber gelernt wie man mit geschehenden umgeht. Doch das was ich erlebt habe werd ich nie akzeptieren können. Ich weiß was ich gerade gesagt habe, aber ich will es nicht. Denn akzeptieren heißt vergessen und vergessen will ich nicht. Vielleicht all die schlechten Momente, doch die vergisst man als letztes. Erst verschwinden die Augenblicke an die man sich gern erinnert, dann erst die schlechteren. Doch traumatische Ereignisse wie zum Beispiel ein Flugzeugabsturz wird man sein Leben nie vergessen. Auch nicht wenn man die Ereignisse akzeptiert. Ich denke hier über Sachen nach die mir damals noch nicht ganz bewusst waren. ich wollte sie auch gar nicht wahrhaben. Entgingen mir deshalb die Anzeichen? Obwohl in so einer Situation denkt man ganz sicher nicht über eben besprochene Sachen nach, sondern handelt ohne zu überlegen. Und dies ist ein grober Fehler. Wie ich später bemerken sollte.

Mein Kopf dröhnte. Es fühlte sich an als würde er gleich in tausend Teile zerspringen. Ich fühlte leichte Kälte durch meine Kleidung an meine Haut dringen. Blinzelnd öffnete ich meine viel zu schweren Augenlieder. Sofort wurde ich von den hellen Licht der Sonne geblendet, die jetzt genau über uns stand. Die Tautropfen waren verschwunden und meine Kleidung trotz der Kälte trocken. Nach kurzer Besinnung wie ich denn überhaupt hier her gekommen war, setzte ich mich vorsichtig auf. Sofort jagte ein Pochen durch mein Schädel. Stöhnend rieb ich mir den Kopf. Was wie erwartet den Schmerz keinesfalls minderte. Viel mehr kam jetzt das Ziehen an meinem Oberschenkel zurück. Fluchend rollte ich mich zur Seite um mir die Wunde genauer anzusehen. Ein glatter Schnitt, der nicht sonderlich tief zu sein schien. Zu meinen Glück hatte es aufgehört zu bluten. Durch den Tau war es auch einigermaßen gereinigt worden. Das letzte was ich jetzt gebrauchen könnte war, dass es sich entzündete. Eine Blutvergiftung wär auch nicht gerade Wunschdenken doch dazu war es vermutlich schon zu spät. So wie ich mich gerade fühlte hätte ich sie schon längst bekommen. Bevor ich alle Anzeichen einer Blutvergiftung aufzählen konnte, fiel mir etwas ins Auge. Lilly lag immer noch unverändert im Gras. Sie sah friedlich aus. Man könnte denken, sie schliefe nur. Das dem nicht so ist, brauch ich ja wohl keinem erklären. Das schlechte Gewissen nagte wieder an meiner Selbstsicherheit und verbündete sich mit den Zweifel von heut morgen. Um dieses schreckliche Gefühl los zu werden, schüttelte ich kurz meinen Kopf und stand ganz auf. Die Kopfschmerzen verminterten sich durch die stärkere Durchblutung. Ich konnte mich nun voll und ganz den wundervollen Geschöpf vor meinen Füßen widmen. Hatte ich eigentlich schon mal erwähnt wie perfekt sie aussah? Wie wunderschön ihrer Haare in diesem Licht glänzten. Wie es ihr makelloses Gesicht umrahmte und den perfekten Kontrast zu ihrer leicht angebräunten Haut bildete. F*ck was machte ich da?! Ich schwärmte von einer anderen Frau obwohl ich mit meiner festen Freundin zufrieden sein sollte! Aber das ist es ja. Clara mag ja beinahe perfekt sein aber halt nur beinahe. Ich weiß zwar jeder Mensch hat seine Fehler. Es ist ja auch ganz normal und ich verurteile sie deswegen auch nicht. Doch manchmal... da ist sie.... In einem Moment ist sie glücklich und es scheint das es sowas wie Pech nich gäbe und im nächsten Moment wirkt sie zerstreut und melancholisch. Sie ist einfach wahnsinnig kompliziert. Lilly nicht.
Es hört sich zwar gerade klischeehaft an und einige von euch denken jetzt bestimmt: "Das sind Männer. Sobald etwas kompliziert wird, hauen sie ab und suchen sich eine einfachere Lösung".
Doch ihr liegt falsch. Ich haue weder wegen der Kompliziertheit ab, noch such ich mir was einfacheres. Denn bei aller Liebe zu meinen Sunshine. Einfach ist sie nicht. In dieser Hinsicht waren sich die Zwillinge immer ähnlich. Der Unterschied ist, dass sich Lilly nicht verschloss sondern meist offen und barmherzig blieb.
Ich könnte jetzt den ganzen Tag Unterschiede suchen. Wenn es nicht pure Zeitverschwendung wäre. Ich hatte weiß Gott besseres zu tun als Fehler an meiner Freundin zu suchen um diese dann mit Lillys Perfektion zu vergleichen. Doch die Gedanken ließen mich nicht los. Weiter und weiter sponnen sie das Chaos in meinen Herzen. Sie schalteten mein Gehirn aus und ließen mein Herz entscheiden. Mit Bedacht kniete ich mich neben Lilly. Vorsichtig nahm ich ihren Kopf und drehte ihn zu mir. Ich hob ihren Oberkörper etwas an und beugte mich schließlich zu ihr herunter. Ich hielt inne. War das hier wirklich richtig... Das Gefühls Chaos bloggte jegliche Zweifel und ich versank wieder in den Moment. Ich überbrückte die letzten Zentimeter und schon lagen meine Lippen auf ihren.

the little brotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt