Kapitel 5

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Die nächsten Wochen zogen wie Filme an meinen Augen vorbei. Der Unterricht war spannend und die Lehrer einigermaßen sympathisch, doch mein Interesse am Geschichtsunterricht hatte sehr abgenommen.

Meinen Aufenthalt im Slytherin Gemeinschaftsraum versuchte ich immer sehr kurz zu halten um den Schülern aus dem Weg zu gehen. Der Einzige aus meinem Haus vor welchem ich nicht flüchtete war Regulus. Zusammen hatten wir sehr viel Spaß, auch wenn er gegen meine Freundschaft zu den Rumtreibern war. Verurteilen tat er mich aber nicht. Ich glaubte, dass er einfach einen Groll gegen seinen Bruder hegte, weil dieser ihn zu Hause im Stich gelassen hatte. Seit einer gewissen Zeit hatte ich schon vor sie wieder zu vereinen, doch das könnte richtig schwierig werden, was sich diesen Nachmittag zeigte.

Ich saß auf dem Steg welcher in den schwarzen See führte und las ein Buch. Keine lauten Schüler oder andere Ablenkungen. Nur ich und mein Buch.

Doch wenig später löste sich dieses Gefühl auf, als ich Schritte auf mich zu bewegten. Aus Reflex spannte sich mein ganzer Körper an und hörte fast auf zu atmen.

Diese Person ließ sich hinter mir fallen und massierte kurz darauf meinen Nacken, welchen ich sehr verkrampft hatte. Ohne mich umdrehen zu müssen wusste ich, dass es Regulus war, der mir seine wöchentliche Massage verpasste.

Jedoch wurde die angenehme Stille nach wenigen Minuten erneut unterbrochen, als wieder jemand über den Steg auf mich zu lief. Was wollten die heute alle von mir.

Schnell hämmerten die Schuhe des Störenfriedes über die dunklen Bretter. Wenige Sekunden später stand Sirius vor uns und sah seinen Bruder finster an. Dann, als ob all der Groll auf seinen Bruder verschwand, ignorierte er Regulus und sah mich fröhlich lächelnd an: „Hey Lu, da wir das Projekt in Verwandlung noch nicht fertig haben und deine Ideen gescheitert sind, denke ich wir sollten noch mal in die Bibliothek."

Bevor ich ihm etwas antworten konnte, meinte Regulus kratzbürstig: „Siehst du nicht, dass sie gerade hier bei mir ist und du völlig unwillkommen bist?!" Ich sah Regulus mit einem bösen Blick an, und ohne auf das Gesagte einzugehen wandte ich mich an Sirius und antwortete: „Ich bin nicht gescheitert. Ich habe Wege entdeckt, die nicht funktioniert haben." mein Partner verdrehte die Augen

„Seit wann interessierst du dich eigentlich für die Schule oder gar für deine Noten?" Regulus mischte sich wieder ein: „Er will dich nur flachlegen. Was sonst? Er hat ja nichts Anderes im Kopf."

Nun lieferten sich die Geschwister ein Duell der Blicke und bevor sie aufeinander losgingen, nahm ich Sirius Hand und ging mit ihm zurück zur Schule. Aber nicht ohne Regulus über meine Schulter einen „Tut mir echt leid" Blick zuzuwerfen.

In der Bibliothek angekommen lief ich in eine abgelegene Ecke in der wir nicht so viel Aufmerksamkeit auf uns zogen und stauchte den Rumtreiber einmal gründlich zusammen: „Wir haben doch abgemacht, dass ich heute mal Zeit alleine verbringen möchte." Mein Körper zitterte fast vor Wut: „Dein Bruder kam nur zufällig vorbei. Kein Grund gleich auf ihn losgehen zu wollen. Nächstes Mal arbeite ich lieber mit Remus zusammen. Er weiß meine Privatsphäre wenigstens zu schätzen."

Ohne abzuwarten ob er noch etwas zu sagen hatte, drehte ich mich um und ging mit schnellen Schritten davon. In dieser Nacht wiederholte sich mein mich verfolgender Albtraum zum ersten Mal seit Schulbeginn.

Ich schrie so laut ich konnte und rannte auf die beiden zu. Doch ich kam wenige Sekunden zu spät. Noah schrie, seinen Zauberstab auf Ethan gerichtet: „Avada Kedavera." Ein grünes Licht breitete sich aus und ich viel, wie von einer Druckwelle erfasst zu Boden. Im nächsten Moment realisierte ich, was gerade passiert ist. Genau so ging es wohl auch Noah, denn er stolperte, wahrscheinlich erschrocken vor sich selbst, einige Schritte zurück. Tränen bildeten sich in meinen Augen sodass ich eine Sekunde später nur noch verschwommen sehen konnte. Irgendwie schaffte ich es dann aufzustehen und zu meinem besten Freund zu rennen. Ich stieß Noah zur Seite und blieb vor Ethans totem Körper stehen.

Geschockt starrte er in meine Richtung.

Dort wo Noah noch vor wenigen Augenblicken stand.

Noah ist schuldig.

Noah hatte ihn getötet.

Schnell wandelte sich meine Trauer in eine unglaublich starke Wut um.

Mit einem Ruck stand ich auf, machte drei große Schritte in Noahs Richtung und schrie diesen an: „Wie konntest du nur!? Er war dein bester Freund. Dein Bruder und du bringst ihn kaltherzig um. Wie kann man nur so ein schlimmer, verdorbener und falsch geratener Mensch sein?! Ich hoffe du verbringst den Rest deines verschwendeten Lebens in Askaban oder verreckst an deiner erdrückenden Schuld. Ich will dich nie wiedersehen. Verschwinde aus meinem Leben." Bei den letzten zwei Sätzen fing meine Unterlippe an zu zittern und mir liefen die Tränen wie Wasserfälle aus den Augen. Ich viel vor dem toten Körper meines besten Freundes auf die Knie.

Schreiend erwachte ich aus meinem Traum. Ich spürte die nassen Tränen auf meinen Wangen und ohne, dass es mir jemand berichtete wusste ich, dass ich fürchterlich geschrienen hatte.

Meine Eltern hatten mich schon oft mitten ich der Nacht aufwecken müssen. Daher wusste ich es einfach. Mit diesem Gedanken stand ich auf und schlurfte in mein Bad. Mein Kopf tat weh und als ich in den Spiegel sah, wurde meine Laune nicht gerade besser. Meine Augen waren geschwollen und ziemlich rot. Leider kannte ich keinen Zauberspruch, welcher das rückgängig machte. Nachdem ich meine Zähne geputzt hatte, versucht ich es zu überschminken, doch ich hatte nicht wirklich die passenden Mittel dabei.

Zu meiner Verteidigung, ich hatte nicht gedacht überhaupt irgendwelche Produkte welche in Richtung Schminke gingen, zu brauchen. So schlimm sah ich bis jetzt nach keinem Traum aus. Nachdem ich also aufgegeben hatte zog ich mich um.

Heute war zum Glück Samstag, also konnte ich anziehen was ich wollte, wenn ich das nicht sowieso immer tat. Nach kurzem kramen in meinem vollgestopften Schrank fand ich auch schon was ich gesucht hatte. Als ich dann fertig war mit umziehen betrachtete ich mich noch mal im Spiegel.

Der AC/DC Pullover, die schwarze zerrissene Jeans, meine Lederjacke und die matt schwarzen Stiefel mit höherem Absatz. Eindeutig eines meiner Lieblingsoutfits. In der Hoffnung, dass es von meinem Gesicht ablenken würde.

Da schoss mir plötzlich eine erstaunlich gute Idee durch den Kopf. Schnell schnappte ich mir meine Tasche und stiefelte so schnell es ging durch den Gemeinschaftsraum. Natürlich nicht ohne zu versuchen mit den Haaren mein Gesicht zu verdecken, wenn mich nicht sowieso alle schreien gehört hatten.

Auf dem Flur gelang mir das allerdings nicht so gut, weil ich mich beeilen wollte. Am Eingang der Gryffindors angekommen nannte ich das Passwort (ich hatte es schon oft gehört als ich mit den Rumtreibern hinter dem Porträt chillte) und trat ein. Vor ein paar Wochen wurde ich noch böse angeschaut, doch nachdem ich mehr als einmal signalisierte, dass ich keine Gefahr war, akzeptierte man mich hier.

So rannte ich die rechte Treppe nach oben und nach hinten zu dem Zimmer meiner Freunde. Wegen dem Streit mit Sirius zögerte ich kurz, doch dann warf ich das einfach über den Hauben und trat ohne zu klopfen einfach ein. Mir bot sich ein Bild wie ich es sicher nie wiedersehen würde.

Peter lag samt Decke neben seinem Bett auf dem Boden, James lag falsch herum in seinem Bett, Remus hatte sein Kissen in einer so starken Umarmung, dass man Angst haben müsste, dass es erstickt und Sirius... nun ja, er war eben Sirius. Ich musste grinsen als ich mich langsam näherte. Vorsichtig setzte ich mich neben ihn auf sein Bett und musste mich zusammenreißen um keinen Lachanfall zu bekommen.

Der unverbesserliche Sirius Black hatte sich nachts auf den Rücken gedreht und allem Anschein nach in einen Hund verwandelt. Wenn ich das nächste Mal komme, hoffte ich einen Hirsch in James Bett liegen zu sehen. Als Weihnachtskarte war das einfach genial. Kurz beobachtete ich noch den wolfsähnlichen Hund, welcher seine Zunge zur Seite heraushängen lies, bevor ich aufstand und mich vor das Hundegesicht auf den Boden setzte.

Soweit ich konnte beugte ich mein Gesicht nach vorne sodass Sirius mir kopfüber in die Augen sehen würde, wäre er wach. Nun war mein Gesicht nur noch wenige Zentimeter über seinem. Mein Plan war gewesen ihm „AUFWACHEN" ins Gesicht zu schreien, doch dann passierte es. Ich öffnete gerade den Mund, da wurde ich kurz abgelenkt, weil ich ihm in die nicht offenen Augen starrte, als diese sich plötzlich öffneten. Da ich auf diesen Schreck nicht vorbereitet war, fing ich an zu schreien. Sirius welcher viel zu überfordert war, jaulte, verwandelte sich und schrie dann mit mir weiter. Die Rumtreiber welche noch nicht auf dem Boden lagen, taten das spätestens jetzt. Mit hysterischer Stimme fragte Sirius: „...

Two Blacks and One GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt