Kapitel 6

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Mit hysterischer Stimme fragte Sirius: „Was suchst du denn hier?" auch die Anderen sahen mich verständnislos an.

„Eigentlich wollte ich nur fragen, in welchem Zimmer Lily wohnt. Ich brauche etwas Makeup von ihr." langsam nickte Sirius: „Oh ja, das sieht man. Was ist passiert?" Etwas beschämt blickte ich auf den Boden: „Ich hatte einen Albtraum." Offenbar merkte Remus, dass ich nicht darüber reden wollte und lenkte das Gespräch in eine andere Richtung: „Lily ist im dritten Zimmer links. James erzählt das zumindest immer."

James der Stalker. Würde sich bestimmt auch gut auf einer Postkarte machen.

Leicht lächelte ich alle an: „Ok, danke. Wir sehen uns um 11 am See. Ich will vorher noch joggen gehen." Um mich mal wieder abzureagieren.

Ohne meinen letzten Gedanken laut auszusprechen verlies ich das Zimmer wieder und machte mich auf den Weg zu Lily. Sie war nicht meine beste Freundin oder so aber, wenn ich sie mal brauchte, dann war sie da. Wir hatten nicht so etwas wie eine freundschaftliche Beziehung, es war eher wie „Eine Hand wäscht die andere" und so gefiel es mir auch. Bevor ich anklopfen konnte, wurde die Tür geöffnet und meine Retterin trat heraus. Ich musste gar nichts sagen und doch wusste sie sofort was ich wollte. Sie zog mich in ihr Bad und fünf Minuten später hatte sie mich auch schon gerichtet. Dankend verlies ich sie wieder um frühstücken zu gehen.

Mmhh, Spiegeleier und Speck. Genau was ich an einem Morgen wie diesem brauchte. Etwas entfernt von den anderen Schülern, welche so früh wach waren genoss ich mein Essen. Nicht lange würde es dauern, bis wieder jemand meine geliebte Stille zerstörte. Das wusste ich ganz genau. Umso schneller aß ich auf um am See zu sein, bevor alle erwachten.

In meinem Zimmer zog ich mir schnell ein Sportoutfit an und rannte los. Es war angenehm kühl draußen und ich war froh eine Jacke mitgenommen zu haben.

So schnell ich konnte, jagte ich über die Wiesen runter zum schwarzen See. Jeden zweiten morgen umrundete ich ihn. Es half allen Frust, welcher sich in mir angestaut hatte, raus zu lassen.

Der frische Wind blies mir ins Gesicht und lies meine Haare in alle Richtungen peitschen. Das war ein perfekter Morgen. In einem fast unnatürlichen Tempo rannte ich über den harten doch elastischen Waldboden. Im See spiegelte sich die Sonne und lies das Wasser auf eine magische Weise glitzern. Unwillkürlich musste ich an mein Zuhause denken. Meine Eltern, Tierfreunde und meinen Wald in dem ich fast den ganzen Sommer verbrachte. Die Natur lies mich all meine Sorgen vergessen und auch heute ergab ich mich ihr. Inmitten lauter Gedanken kam ich dort zum Stehen, wo ich gestartet war.

„Manchmal ist es an der Zeit, sich Zeit zu nehmen." meine Mutter liebte diesen Spruch. Und ich verfluchte ihn. Ich hatte nun mal fast keine Zeit mehr. In den letzten Wochen zogen immer wieder die besten Momente meines Lebens an mir vorbei. Nennt mich verrückt, aber ich habe das Gefühl, meine Zeit sei bald vorbei.

Und genau wie ich erwartet hatte, raste die Zeit an mir vorbei. Bald fielen die Blätter der Bäume und es wurde kälter. Der Winter brachte Weihnachten mit sich und bald darauf schüttelte sich die peitschende Weide den Schnee von den Ästen. Die kleinen Blumen sprossen aus der Erde und es wurde Frühling. Mit dem Beginn dieser Jahreszeit wurde es immer wärmer und der Sommer kam. Ehe man sich versah, standen die Sommerferien an.

Heute war Abfahrt nach Hause. Schon seit heute Morgen packte ich meinen Koffer. Bei dem Gedanken daran nicht hier zu sein, wurde mir etwas übel.

Heute Nacht hatte ich wieder so eine Vorahnung bekommen, wie ich sie jetzt schon seit dem Halbjahr hatte. Sie traten in unregelmäßigen Abständen in meinen Träumen auf und ich sah immer etwas, was in den nächsten Tagen auch wirklich eintrat.

Bis jetzt wussten es nur Sirius und Regulus, denn ihnen konnte ich am meisten Vertrauen schenken. James mochte ich zwar auch und Remus hatten mir von seinem haarigen Problem erzählt, aber irgendwie weigerte sich mein Verstand auch nur ein Wort darüber zu verlieren, sobald die beiden mit im Raum waren.

Ich schloss meinen Koffer, packte meine Tasche und ging nach unten in die Halle. Dort sammelten traf ich die Rumtreiber um gemeinsam zum Gleiß zu laufen. Am Zug verabschiedete ich mich von ihnen, da ich Regulus fest versprochen hatte noch etwas Zeit zu verbringen, bevor er zu seinen Eltern nach Hause muss.

Die Schüler neben mir prügelten sich gerade mitten im Gang um ein Abteil, in welches wir einfach hineingingen. Die Streithähne hielten inne und wir wurden wütend angesehen. Mit einem: „Wir können nichts dafür, wenn ihr nicht aufpasst." schloss Regulus die Abteiltür. Der Geruch welchen die Bänke im Zug besaßen, stieg mir in die Nase während ich mich direkt in den warmen Stoff warf. Regulus saß am Fenster und ich lehnte mich an ihm an während ich versuchte zu schlafen. Mein bester Freund hatte „nur für mich" darauf verzichtet bei seinen anderen Freunden zu sitzen. Das sagte er diesen zumindest. Ich wusste, dass er nicht wirklich auf der dunklen Seite stehen wollte, doch seine Familie, sein Familienname und vor allem seine Freunde (mich ausgeschlossen) drängten ihn schon fast. Wenn er nicht wie Sirius als Verräter gelten wollte, musste er so sein.

Angestrengt atmete ich aus. Das Leben ist so kompliziert. Wäre diese ganze Sache von Gut und Böse nicht, dann würden Kriege nicht existieren und Frieden wäre Alltag.

„Bedrückt dich etwas?" Regulus musste meinen angestrengten Gesichtsausdruck bemerkt haben. „Naja, ich denke über die normalsten Sachen nach. Zum Beispiel, wieso ich Zukunftsvisionen habe, warum es Gut und Böse gibt, zu was das Leben gut ist und wieso die Zeit so schnell vergeht." einen Augenblick blieb es mucksmäuschenstill.

„Oh wow, das ist... viel. Ich dachte da kommt jetzt so was wie Noten, oder so." langsam schüttelte ich den Kopf: „Nein. Ich habe super Noten. Der Hut hat zehn Minuten überlegt, ob ich besser nach Slytherin oder Ravenclaw passe. Schlussendlich durfte ich die Entscheidung fällen."

Wieso erzählte ich das jetzt? Gleich würde er frag...: „Und wieso hast du dich für Slytherin entschieden?" ich atmete hörbar aus und zögerte kurz, bevor ich anfing zu sprechen: „Weil ich wusste in welchem Haus du bist." Um nicht in sein Gesicht sehen zu müssen, (ich war mir zu 100% sicher, dass er grinste) starrte ich Löcher in meine Schuhe.

Bald fing er an zu lachen und legte einen Arm um meine Schultern. Lachend versteckte ich mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Als ich mich kurze Zeit später von ihm lösen wollte, verlief die Zeit plötzlich wie in Zeitlupe. Er drehte seinen Kopf in meine Richtung und sah mir direkt in die Augen. In ihnen tobte ein grauer Sturm, welcher immer stärker zu werden scheint. Unsere Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Regulus schielte mir auf die Lippen und blickte mir sofort wieder in die Augen. Einen Moment schien keiner von uns zu atmen. Er beugte sich gerade zu mir nach unten, als plötzlich unsere Abteiltür aufgerissen wurde.

Sofort schreckten wie auseinander und ich sah dem Störenfried unweigerlich in die Augen. In ihnen tobte der gleiche Sturm wie in Regulus fünf Sekunden zuvor nur, dass diese Augen etwas wütend aussahen.

Sirius sah mich wütend und enttäuschten zugleich an. „Äh, Lu? Du wolltest die zweite Hälfte der Fahrt zu uns kommen." Oh, hatte ich vollkommen vergessen. Ich nahm meine Tasche und Sirius ging schon mal voraus. „Das tut mir jetzt echt leid. Wir treffen uns am Bahnhof unter der großen Uhr. Da können wir uns noch mal in Ruhe unterhalten." Das letzte was ich sah, war sein nicken als ich das Abteil hinter mir lies um Sirius zu Folgen.

Die Tür zum Abteil der Rumtreiber ging von selbst auf und alle außer Sirius starrten mich mit weit aufgerissenen Augen an.

„SIE HAT WAS GEMACHT?" James.

Oh, Merlin. Das konnte was werden.

Two Blacks and One GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt