Kapitel 8

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Niamh wachte von dem Geräusch leiser Schritte auf. Alarmiert wollte sie sich aufrichten, stöhnte aber gedämpft, als stechender Schmerz durch ihren Rücken schoss. Resigniert sank sie zu Boden und stellte überrascht fest, dass etwas Weiches unter ihrem Kopf lag. Es war Quaritchs zusammengerolltes Tanktop, das nach Schweiß roch. Verwirrt schaute sie sich um und entdeckte ihn neben dem Feuer kniend.  Tiefe, rote Kratzer glänzten im Feuerschein auf seinen schweißnassen Armen. Die schweren Stiefel hatte er ausgezogen und die Hosenbeine über den Knien abgetrennt, sodass er nun eine kurze Hose trug. Beides glänzte nass und lag neben dem Feuer zum Trocknen ausgebreitet. Sie wollte schon fragen, was passiert war, da entdeckte sie neben einem Stapel Holz und einigen Tahe-Früchten den schlaffen Körper eines Natterwolfs. Ihre Blicke trafen sich, während er einen Holzscheit ins Feuer legte. Es dämmerte bereits, sie hatte den ganzen Tag geschlafen.

„Gut geschlafen?"

Sie nickte und deutete auf den Natterwolf. „War das wirklich nötig?"

Er verzog das Gesicht zu einem abschätzigen Grinsen und begutachtete seine Wunden. „Die wollten mich zerfleischen." Er zuckte mit den Schultern. „Sind die Dinger genießbar?"

Seufzend setzte Niamh sich auf. Während sie über den noch warmen Körper des Tieres strich, schüttelte sie den Kopf.

„Er hätte nicht sterben müssen."

Er hat mich angegriffen, nicht ich ihn."

„Das machen sie nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Und das tun sie nur, wenn du ihrem Nest zu nahe kommst. Jeder Na'vi hätte ein solches Nest rechtzeitig erkannt." Sie warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.

„Du bist wie ein Baby, verstehst die Welt nicht und machst alles kaputt. Du gehörst nicht hierher." Sie war nicht wütend, ihre Stimme war voller Trauer. Trauer um den Natterwolf und darüber, dass Quaritch ihre Heimat zerstörte, und das obwohl er mit seinem Na'vi-Körper mit Eywa und damit mit allem den wundervollen Geschöpfen um sie herum verbunden war. Eigentlich gehörte sein Körper hierher. Aber sein Geist tat es nicht. Und er konnte nicht einmal etwas dafür. Und schon wieder verspürte sie Mitleid, obwohl ihr Kopf klar und deutlich sagte, dass das nicht sein sollte. Er war der Feind. Er wollte Jake töten und ihre Heimat zerstören. Indirekt oder vielleicht auch direkt, war er für den Tod ihrer Eltern verantwortlich.

Er legte den Kopf schief. „Was ist?"

Schnell schüttelte sie die Trauer aus ihrem Gesicht.

„Wir sollten zum Fluss, unsere Wunden versorgen."

Er nickte und half ihr auf die Beine. Schon wollte er sie wie gewohnt tragen, da hielt sie ihn davon ab. „Warte. Ich glaube ich kann selbst laufen." Der lange Schlaf hatte ihr gut getan, sodass sie nun neue Energie verspürte.

Von ihm unter den Armen gestützt, tat sie erst einen, dann den zweiten zögerlichen Schritt und war erleichtert, als sie realisierte, dass sie wieder gehen konnte. Jedenfalls mit ein wenig Hilfe.

Endlich am Fluss angekommen, ließ sie sich erschöpft und schwer atmend auf den Stein sinken. Die Wirkung der Laheyti-Paste hatte deutlich nachgelassen, es war dringend Zeit sie zu wechseln. Einen Moment lang nahm sie sich noch, um zu Atem zu kommen, dann rutschte sie vom Stein, um aus dem Fluss zu trinken. Erst als das Wasser ihre ausgetrocknete Kehle hinabrann wurde ihr klar, wie durstig sie eigentlich war. Kein Wunder, schließlich hatte sie seit Stunden nichts getrunken. Quaritch tat es ihr gleich, trank jedoch aus seiner Hand, die er zum Mund führte und behielt dabei die Umgebung im Auge. Der Kampf mit den Natterwölfen hatte ihn wohl gelehrt, dass er im Wald nicht so sicher war, wie er bisher geglaubt hatte. Ohne das Wissen der Na'vi konnte der Wald einen in wenigen Stunden töten. Wieder einmal wurde ihr bewusst, dass er nicht hierher gehörte. Er hatte recht gehabt, als er gesagt hatte, dass er sie brauchte.

Verlorene Seelen PandorasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt