Kapitel 6

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Es war mitten in der Nacht, als Niamh von wirren Träumen geplagt aufwachte. Sie brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass sie mit dem Kopf auf Quartichs Brust ruhe d an seiner Seite lag, ein Bein über die seinen gelegt. Ihre linke Hand lag auf seiner Brust, während die seinen auf ihrem Kopf und Arm lagen. Sie konnte sich nicht daran erinnern sich zu ihm gelegt zu haben - oder er zu ihr. Er musste sich irgendwann in der Nacht so zu ihr gelegt haben, während sie geschlafen hatte. Aber warum?

Verwirrt hob sie den Kopf und schaute zu Quaritch auf. Er schlief. Seine Brust hob und senkte sich in gleichmäßigem Rhythmus. Einen Moment lang zerbrach sie sich darüber den Kopf, warum er sich so an sie gekuschelt hatte, kam aber auf keinen grünen Zweig und schob die Gedanken schließlich beiseite. Es hatte keinen Sinn. Es war seltsam ihm so nah zu sein, seinen Herzschlag unter sich zu spüren.

Ihr Blick fiel auf das Messer an seiner Weste, die er ausgezogen und neben sich gelegt hatte. Kur zögerte sie, dann versuchte sie sich vom Boden zu stemmen und nach dem Messer zu greifen. Doch der stechende Schmerz in ihrem Rücken machte ihr einen Strich durch die Rechnung und so sackte sie auf Quartichs Oberkörper zusammen. Sie wagte es nicht zu atmen oder den Kopf zu heben, um zu schauen, ob er wach geworden war. Aber das musste sie auch gar nicht.

„Lass das." Er schob sie sanft aber bestimmt wieder zurück an den Platz an seiner Seite. „Du tust dir nur selbst weh."

Überrascht, dass er sie nicht einfach von sich stieß, hob sie den Kopf und sah ihn fragend an. Sie musste die Frage gar nicht aussprechen, er hatte sie erraten.

„Als ich zurückkam warst du eiskalt und hast gezittert. Die Verletzung zehrt dir sämtliche Kräfte aus dem Körper. Du bist zu geschwächt, um dich selbst warm zu halten, deswegen hab ich mich zu dir gelegt. Das war die einzige Möglichkeit dich warm zu halten." Er sagte das mit einer so ruhigen Stimme, dass sie seine Worte einfach akzeptierte, ohne sie zu hinterfragen. „Schlaf weiter, dein Körper braucht das." Während er ihr mit einer Hand über den Kopf strich, legte er die andere wieder auf ihren Arm.

Sie schaute ihm noch einmal prüfend in die Augen, dann legte sie sich wieder auf seine Brust und schloss die Augen. Schlafen konnte sie aber noch lange nicht. Noch immer war sie verwirrt und aufgekratzt. Fragen über Fragen stellten sich ihr über das Geschehene und wie es nun wohl weitergehen würde, während sie Quaritchs Herzschlag lauschte. Bald ging dieser, genau wie seine Atmung so regelmäßig, dass sie sicher war, dass er wieder eingeschlafen war.

Doch plötzlich hob er seine Hand und begann zärtlich mit den Fingerspitzen über ihren Arm und Handrücken zu streicheln. Sie erstarrte unter seiner Berührung, zwang sich aber gleichmäßig weiter zu atmen. Sie wollte nicht herausfinden, was passierte, wenn er erkannte, dass sie wach war. Aber als er plötzlich seine Finger mit den ihren verschränkte, schnappte sie unwillkürlich nach Luft, sodass auch er sich unter ihr versteifte.

„Niamh? Bist du wach?", hauchte er und sie konnte seinen warmen Atem an ihrer Stirn spüren.

Sie hielt den Atem an, wagte es nicht sich zu bewegen.

„Ja." Es war ausgesprochen, bevor sie darüber nachgedacht hatte.

Kaum war ihre Stimme verklungen, setzte Quaritch dazu an, seine Hand von ihrer zu lösen, aber sie war schneller und hielt sie fest umschlossen. Sie wusste nicht warum sie das tat, aber seine Nähe fühlte sich auf einmal so gut an - so beruhigend und irgendwie geborgen, und sie wollte nicht, dass es aufhörte. Sie hörte wie sein Herz schneller zu schlug und auch ihres pochte wie wild in ihrer Brust.

Sie wusste, dass er sich ohne große Mühe aus ihrem Griff hätte befreien können, aber er entschied sich bewusst dazu, es nicht zu tun. Und so blieben sie ineinander verschlungen liegen, bis sie sich wieder beruhigt hatten und schließlich einschliefen.

Verlorene Seelen PandorasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt