Sie wusste nicht, wie lang sie dort schon lag, als sich die Tür mit einem Zischen öffnete. Erst als sie hörte, dass es nicht Quaritchs Schritte waren, hob sie den Kopf und sah nach. Mit müdem Blick beobachtete sie, wie zwei Avatare durch die Tür traten. Und bevor sie begriff, was da geschah, schleiften sie sie aus dem Raum. Im Vorbeigehen erkannte sie Quaritch, wie er sie mit vor der Brust verschränkten Armen beobachtete, konnte seine Miene aber nicht deuten.
Schließlich zwang man sie draußen auf dem Deck vor der Frau von vorhin in die Knie. Die starrte sie mit kaltem Blick und mit hinter dem Rücken verschränkten Händen an. Ein Avatar stand hinter der Gefangenen und hielt sie fest, der andere verschwand aus ihrem Sichtfeld.
„Da die humane Methode bei dir nicht zu funktionieren scheint, müssen wir zu einer Sprache greifen, die du verstehst. Mir wäre es auch lieber gewesen, wir hätten uns schon vorhin verstanden, aber du wolltest ja nicht." Sie gab jemandem hinter ihr einen Wink.
Als sie sich umdrehte, soweit es ihr eben möglich war, sah sie zwei Avatare auf sie zukommen. Beide hatten eiserne Fesseln mit Seilen daran in der Hand. Entsetzt schaute sie zu Quaritch, der nun neben die Frau getreten war. Er hatte doch-.
Widerwillig schaute sie dabei zu, wie ihre Hände mit den Seilen an zwei Stahlträgern, rechts und links von ihr befestigt wurden. Ein Rütteln daran sagte ihr, dass sie keine Chance hatte, aus diesen Fesseln entkommen. Noch einmal schaute sie zu Quaritch, der wiederum wie gebannt auf einen Punkt hinter ihr starrte. In panischer Erwartung drehte sie sich um, konnte aber nichts erkennen. Fragend sah sie wieder zu Quaritch. Der verschränkte nur die Arme vor der Brust und verzog das Gesicht zu einer missbilligenden Grimasse.
„Ich gebe dir ein letztes Mal die Chance mir zu sagen, wo Jake Sully sich versteckt. Wenn du es mir jetzt erzählst, ersparst du dir eine Menge Unannehmlichkeiten." Die Frau war einen Schritt vorgetreten und fixierte sie mit beschwörendem Blick.
Aber damit erzielte sie nicht die gewünschte Reaktion. Schweigen.
„Gut." Die Frau gab einen Wink, woraufhin sich irgendwo hinter ihr schwere Schritte in Bewegung setzten.
Plötzlich fuhr ein schneidender Schmerz durch ihren Rücken und noch während sie entsetzt aufschrie, fuhr die Peitsche ein zweites Mal über ihren Rücken. Keuchend und wimmernd bäumte sie sich auf, sackte in sich zusammen, zitterte und stöhnte, bis die Frau das Wort ergriff.
„Wo versteckt sich Jake Sully?" Sie betonte jedes einzelne Wort, als hätte sie ein bockiges Kind vor sich, das nicht hören will.
Wieder erntete sie nur ein Fauchen. Und auf einen erneuten Wink zischten die Schmerzen erneut über ihren Rücken - ein, zwei, drei Mal - Blut sickerte aus den Wunden über ihren Rücken und tropfte auf ihre Waden.
„Wo ist Jake Sully? Sag mir wo er sich versteckt!", schrie die Frau gegen ihre Schmerzensschreie an, bekam aber keine Antwort.
Bevor die Peitsche ein drittes Mal auf sie niedersauste, konnte sie einen kurzen Blick auf Quaritch erhaschen. Dieser hatte sich von der Szenerie leicht abgewandt, konnte den Blick aber doch nicht ganz abwenden, starrte wie gebannt auf das Geschehen und verzog dabei das Gesicht in mitfühlendem Schmerz. Sie dachte noch, dass er der letzte war, von dem sie Mitgefühl erwartet hatte, wurde aber von neuem Schmerz unterbrochen. Wieder schnitt die Peitsche quer über ihren Rücken in das Fleisch, hinterließ tiefe Risse und triefendes Blut und trieb sie dabei fast in den Wahnsinn. Jeder Schnitt fühlte sich wie brennendes Feuer an, das sich durch ihren Rücken in sie hineinfraß, bis sie nur noch schrie und schrie und schrie. Und jeder weitere Peitschenhieb entfachte das Feuer aufs Neue. Immer und immer wieder sauste die Peitsche nieder, bis einzelne Hautfetzen von ihrem Rücken herabhingen und sie eine einzige brennende Fläche, statt einzelner Risse in ihrer Haut spürte. Bald dröhnte ihr Kopf von ihren eigenen Schreien, machte sie fast taub gegen Lärm, Geschrei und Schmerz.
Dann wurde der Rand ihres Sichtfelds schwarz, verschlang mehr und mehr ihrer Sicht, bis sie schließlich gar nichts mehr sah und nur noch gedämpfte Schreie zu ihrem Bewusstsein vordrangen. Irgendjemand schrie „Es reicht!" und jemand anderes erwiderte „Sie wird es uns noch sagen." Doch was diese Worte bedeuteten und wer sie ausgesprochen hatte, realisierte sie erst, als sie schon fast das Bewusstsein verloren hatte. Dann wurde sie auch ihrer letzten Sinne beraubt und fiel in unendliche, betäubende Schwärze.

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Verlorene Seelen Pandoras
FanfictionVon Neugier und Kampfeslust geleitet, kommt eine junge Na'vi der RDA-Basis zu nahe und wird von ihren Feinden verschleppt. Ein altbekannter Feind ist unter ihnen: Colonel Miles Quaritch. Er gibt ihr die unerwartete Möglichkeit den grausamen Fängen d...