Wiedersehen im Düsterwald

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Seit Monaten reitet Isa nun durch die Gegend. Sie war in Erebor und in Thal, im Auenland und in Bree. Heute verschlägt es sie nach Bruchtal, dort war sie nicht mehr seit Gandalf fort ging. Gandalf, Frodo, Elrond und Galadriel, sie alle gingen fort. Isa kann niemals fort.

Glorfindel erwartet Isa bereits, er wusste immer wann sie wieder kommt.

"Le suilon"

"Le suilon", erwidert Isa.

"Warum kommst du her?"

Isa zuckt nur die Schultern. Er seufzt.

"Du läufst davon. Wie immer. Ich dachte du wolltest nicht mehr davon laufen?" sagt er und sie setzen sich zusammen auf eine Bank. So direkt darauf angesprochen zu werden tut weh und Isa packt unwillkürlich nach der Kette um ihren Hals.

"Ich kann nicht bei ihm sein. Eines Tages wird er fortgehen und ich muss bleiben", murmelt Isa.

"Das wird er nicht. Auch ich bin geblieben, wegen dir. Er wird das erst recht tun! Er ist ein Prinz, du eine Prinzessin, schäme dich deiner Herkunft nicht mehr und geh endlich zu ihm, sonst pack ich dich in einen Sack und schleife dich dorthin!"

Noch nie hat Isa Glorfindel wütend erlebt und sie starrt ihn erschrocken an.

"Ghoneno nín" (verzeih mir), murmelt er. Sie nickt nur. Isa weiß ja, dass er Recht hat. Sie ist zu lange davon gelaufen.

Am nächsten Tag bricht sie auf. Es dauert nicht lange, bis Isa die Grenzen Düsterwalds erreicht. Silberstern reitet fort, er folgt Isa nicht in Wälder, das hat er nie getan. Sachte schreitet sie auf den alten Pfaden umher und verursacht kein Geräusch dabei. Schon bald steht sie vor den Toren des Reiches von Thranduil, dem Elbenkönig von Düsterwald. Die Wachen haben Isa im Schatten der Bäume noch nicht erspäht. Isa ist sich nicht so sicher, ob es eine gute Idee ist. Sie weiß noch nicht einmal, ob er noch mit Gimli unterwegs ist, immerhin wollten sie nach Helms Klamm und in den Fangorn, das könnte Zeit kosten...

Nein! Jetzt umzukehren würde heißen wieder davonzulaufen. Die Nacht ist hereingebrochen, noch immer steht sie im Schatten der Bäume. Sie atmet einmal tief durch und tritt aus dem Schatten hervor. Isas Haare sind fest zusammengebunden und unter einem Tuch verborgen, niemand kann ihr Leuchten sehen. Sofort richten die Wachen die Bögen auf Isa, doch sie hebt ihre Hände. Sie kommt nicht um sich zu streiten.

"Verzeiht, ich suche nach Legolas Thranduilion", sagt sie ruhig und sie lassen die Bögen sinken.

"Man wird euch zu ihm geleiten."

Isa bedankt sich höflich und folgt einer der Wachen hinein.

Isa ist fasziniert von der Schönheit des Reiches unter der Erde, welches so hell wirkt, als wäre es darüber. Die wunderschönen Holzkonstruktionen erinnern sie an den Wald, in dem sie geboren wurde. Noch nie hat sie so ein schönes Elbenreich gesehen und sie kennt bei ihrem Alter so einige.

Man weist ihr einen Raum, in dem sie sich umziehen kann. Isa legt das grüne Kleid und das Diadem von Aragorns Krönung wieder an, etwas anderes hat sie nicht dabei. Ihre Haare macht sie wieder auf, das sieht mit dem Diadem einfach besser aus. Sie schaut in den Spiegel und erblickt die Prinzessin von Lothlórien darin. Ihr Vater war der König dieses Waldes, er ist fort, und da Celeborn sich um alles kümmert ist Isa die Prinzessin geblieben. Dann wird sie in einen Saal geführt, in dem sie warten soll. Isa wartet recht lange und allmählich kommen ihr Zweifel, ob die Idee hierher zu kommen so gut war. Was, wenn er Isa gar nicht sehen möchte? Was, wenn er gar nicht da ist? Was, wenn all das nur ihrer Fantasie entsprang und nur sie so empfindet und nicht der kühle Prinz von Düsterwald?

Doch dann öffnet sich die Tür und der Elbenprinz steht vor Isa. Er sieht sie mit seinen blauen Augen an und sie schluckt. Ganz langsam kommt er auf sie zu. Er schweigt, Isa schweigt. Er greift sachte ihren Arm und führt sie die Treppe nach oben. Die Treppe war Isa bisher nicht einmal aufgefallen.

Der nächste Raum öffnet sich nach oben und man kann die Sterne sehen. Isas Haar und die Runen in ihren Augen beginnen zu leuchten.

"Cúran" (Mondsichel) flüstert Legolas, denn genau das steht in Isas Augen. Sie lächelt vorsichtig. Seit ihr Bruder fort ist, hat niemand mehr die Zeichen in ihren Augen gelesen. Er hebt die Hand und streicht einer ihrer leuchtenden Haare hinter ihr Ohr. Isa schließt die Augen. Diese Berührung von ihm ist mehr, als sie sich erhofft hatte.

Plötzlich spürt sie seine Lippen auf den ihren, sachte und doch voller Leidenschaft.

"Le milin" (Ich liebe dich) flüstert Legolas, als er sich von Isa löst. Er ist ihr so nahe, dass sie sich nicht in seinen Augen spiegeln kann. Diese wunderschönen ozeanblauen Augen. Isa erwidert sein Geständnis und sie küssen sich erneut. Nun braucht sie nie wieder davonzulaufen.

Isa zuliebe bleibt Legolas in Düsterwald, der liegt so weit ab vom Meer, dass man den Ruf dort nicht mehr hört. Und er möchte ihn auch gar nicht mehr hören, denn er möchte für immer bei Isa sein!

Isanthané II Legolas LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt