Die Tribute von Panem - Glimmer

Kapitel 16

War Gestern schon ein schlechter Tag gewesen, dieser fing nicht besser an. Am Morgen weckte ich die anderen, doch beim Frühstück war die Stimmung bedrückt: keiner konnte Fuchsgesichts Entkommen vergessen.

"Dieses Biest!"

"Verdammter Fuchs!"

"Wenn ich die erwische!"

Doch ich wusste, das Fuchsgesicht schlau war. Und deshalb war ich mir sicher, dass sie sich kein zweites Mal erwischen lassen würde. Doch das sagte ich nicht laut! Stattdessen erinnerte ich sie nur daran, dass wir los sollten.

Kurz darauf stapften wir wieder durch den Wald. Allen voran Clove, stinksauer und mordlustig. Hinter ihr Cato, ebenfalls mordlustig, doch eher müde...

Danach ich, Tara und Marvel. Wir diskutierten wer denn eigentlich die meisten Tribute umgebracht hatte. Okay, das klingt jetzt villeicht merkwürdig, doch wir waren in der Arena. In den 74. Hungerspielen. Und da war so etwas dann doch interessant.

"Ich hab garantiert die meisten Tribute kaltgemacht!" prahlte Marvel.

"Gar nicht wahr! Ich hab am Füllhorn zwei mehr erwischt als du!" Wollte ich mich nicht geschlagen geben.

"Ich fürchte, ich habe da keine Chance," grinste Tara. "ich hab, glaub' ich, erst zwei Tribute umgebracht..."

"Was!" mir blieb glatt die Luft weg. Auch das war wieder so lustig: sonst ist man entsetzt wenn jemand viele Menschen getötet hatte, hier war es anders herum. Doch auch das waren die Spiele.

Wir marschierten schon etwa eine Stunde durch den Wald als Tara endlich nach einer Pause fragte. Und obwohl Clove dagegen war, machten wir auch eine.

Im Schatten der Bäume packten wir unser Vesper aus: Trockenfrüchte und dazu ein bisschen Wasser. Doch nach einer knappen viertel Stunde (viel zu wenig! Tara und ich wollte gerade anfangen über die anderen Tribute zu lästern...) drängte Clove zum Aufbruch.

Also ging es wieder los, doch ich hatte keine Lust.

"Hier ist doch eh niemand! Jagen wir lieber Tiere!" zum Beweis schoss ich einen Pfeil auf einen Hasen ab der gerade den Weg gekreuzt hatte. Tödlich getroffen fiel er um. "Schaut! Dann haben wir mal etwas anders zu essen, als getrocknetes Rindfleisch und Cracker!"

"Ja kommt! Wir können ja immer noch nach anderen Tributen suchen. Aber eben auch nach Tieren!" auch Tara hatte keine Lust mehr erfolglos durch den Wald zu stapfen.

"Keine Ahnung." Clove wechselte eine Blick mit Cato.

"Okay, aber Tribute haben oberste Priorität!"

Das ganze artete in einen Wettstreit aus, wer am meisten erjagt hatte. Das Ergebniss lautete folgendermaßen:

Auf Platz eins Marvel mit dem Speer: drei Hasen, zwei Eichhörnchen.

Platz zwei ich, Glimmer, mit dem Bogen: zwei Kaninchen, ein Eichhörnchen und ein Vogel, und Clove mit dem Wurfesser: zwei Hasen und zwei Eichhörnchen.

Tara und Cato, beide Schwert, hatten keine Erfolge vorzuweisen da sich ein Schwert nicht wirklich zum Jagen (von Tieren...) eignete. Unsere Mittagspause nutzten Clove und ich um herauszufinden wer besser eine Zielscheibe aus circa zwanzig Metern Entfernung traf. Leider gingg das für Clove gut aus: sie hatte bei jedem Wurf ins Schwarze getroffen. Bei wiklich jedem! Ich hatte zweimal nicht so ganz in die Mitte geschossen.

Doch jetzt waren wir wieder unterwegs. Catos Anspannung konnte man förmlich greifen. Er war genervt weil wir keine Tribute fanden, er war sauer weil er nichts erjagt hatte, er war wütend weil er bisher noch nichts geleistet hatte. Und er hoffte auf eine Möglichkeit etwas zu Leisten. Einen Tribut zu töten, irgendetwas anders cooles zu tun.

Auf einmal flog ein Messer an mir vorbei und blieb zitternd im nächsten Baum stecken.

"Clove! Musst du mich so erschrecken?" schrie ich, bevor ich realisierte, dass Clove vor mir lief. Reflexartig spannte ich den Pfeil in die Sehne, mir war klar das ich gleich erneut töten würde. Doch ich hatte keine Angst davor, keine Panik. Ich wusste das ich dafür trainiert worden war und wusste das ich es konnte. Aber ich wusste auch, das da jemand anderes starb. Doch ich war in der Arena, ich konnte auf so etwas leider keine Rücksicht nehmen.

Aber niemand zeigte sich. Ich drehte mich um als ich den Jungen sah. Es war derselbe junge, der Cato gestern entkommen war. Und deshalb war es Catos Tribut

Cato stürmte auf den Jungen zu und ehe dieser verstanden hatte das Cato hinter ihm war, hatte Cato ihm sein schwert bereits von hinten in die Brust gerammt. Jedoch so, dass es noch nicht tödlich war. Der Junge kippte vornüber und Cato zog das Schwert mit einem schmatzenden Geräusch heraus. Tropfen spritzen auf den Boden, leuchtend rot auf dem grünen Moos.

Ein weiteres mal hob Cato den Arm, das Schwert blitzte auf. Aber der Junge sollte langsam sterben. Deshalb durchbohrte ihn das Schwert nur am Oberschenkel.

Cato trat zurück. "Clove? Willst du weiter machen?" bot er ihr an. Ein fieses Grinsen huschte über ihr Gesicht. "Gerne. Nur zu gerne." schnurrte sie wie ein Kätzchen.

Sie drehte den Jungen auf den Rücken und wählte ein Messer aus ihrer Jacke aus. Es winzig und doch unglaublich scharf. Beinahe sanft strich sie ihm die Haare aus dem Gesicht und nagelte ihn mit den Beinen auf dem Boden fest.

"Na, womit fangen wir an, Kleiner?" fast schon irr lächelte sie ihn an und fuhr mit dem Messer über seine Haut. Das Messer durchschnitt die Haut sebst unter dem geringen Druck wie Butter. Blut trat aus dem Schnitt aus und der Junge wimmerte nur noch.

"Wir wollen doch wohl nicht weinen, oder?" flüsterte sie zuckersüß und hielt ihm das Messer an die Kehle. Mit schwachem Druck führte sie es über die Kehle und der Junge bäumte sich auf. Direkt in das Messer.

"Hey!" kreischte Clove, doch der Junge sackte zurück, Blut hustent. Die Kanone erklang und Clove sprang wütend auf. Während sie das Messer mit einem Tuch abwischte murmelte sie vor sich hin.

"Für heute genug Tribute erlegt?" fragte ich, das es schon bald anfangen würde zu dämmern.

Schlecht gelaunt stimmte Clove zu und so gingen wir zum Füllhorn zurück.

"Wer hällt Wache?" Cloves Stimme lies ihre Enttäuschung nicht heraus klingen.

Ich meldete mich, Tara auch, und so standen die Wachen fest. Mit Tara würde es sicher lustig werden. Und sie machte mir nicht dauernd Vorwürfe!