Kapitel 2: Das Licht

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„Wieso ist es plötzlich so hell, obwohl der Himmel grau ist?" 

Als ich die Hand auf meiner Schulter bemerkte, drehte ich mich um. Ich schaute Hänger mir und sah, wie Jungkook vor mir stand und seine Hand wieder von meiner Schulter nahm. Er hielt mit seiner rechten Hand einen Regenschirm. Er schaute mir direkt in die Augen.  Er lächelte mich an. Plötzlich sah der ganze Ort um uns gar nicht mehr so dunkel aus wie am Anfang. Er strahlte auf irgendeiner Art und Weise. 

„Hast du denn keinen Regenschirm mitgenommen?", fragte er mich. 

Ich starrte ihn aber nur an. 

„Sumi?" 

„Äh... Nein, habe ich nicht.", antwortete ich ihm währenddessen ich mich dafür schämte. 

„Na so was, was machen wir bloß jetzt?" 

Ich blieb einfach dort stehen, er hielt dabei den Regenschirm über uns beide. 

„Ich hab's! Du kannst den Regenschirm mit mir zusammen teilen. Ich kann dich nachhause begleiten. Ich hatte sowieso vor ab heute mehr zu laufen.", sagte Jungkook. 

Ich schaute schockiert. Noch nie hat jemand so etwas für mich getan. Allgemein, noch nie wollte jemand mir helfen. Er war so nett. 

„Das-das kann ich nicht machen.", antwortete ich ihm. Das wäre viel zu unhöflich. Ich kann ihm doch nicht einfach seinen Regenschirm weg nehmen. Er müsste dafür extra länger laufen. Das kann ich einfach nicht tun. 

„Oh, vllt. ist es ja unangebracht mit dir einen Regenschirm zu teilen und dir nachhause zu folgen, direkt am ersten Tag auch noch. Das wäre sicherlich mega unangenehm für dich.", antwortete Junkook. 

Er hatte mich völlig falsch verstanden. Ich wollte es ihm erklären, doch dann tauchte Irene auf. 

„Jungkook, was machst du denn da drüben? Hast du etwa keinen Regenschirm heute mitgenommen?", fragte Irene Jungkook von hinten. 

Er schaute mich an. 

„Ja, ich habe es heute völlig vergessen. Dumm gelaufen würd ich mal sagen.", antwortete Jungkook Irene und lachte dabei. 

Er sagte das extra, um mich nicht bloßzustellen. Das erwärmte mir irgendwie das Herz. 

„Dann komm rüber, du kannst gerne unter meinen. Hier ist noch genug Platz.", rief Irene Jungkook zu. 

Jungkook schaute mich an. 

„Es ist schon in Ordnung, behalte ihn einfach.", sagte er zu mir und ging zu Irene rüber. 

Dann stand ich da. 

Mit seinem Regenschirm in der Hand. 

Allein. 

Wieder. 

Hinten. 

Da standen Jungkook und Irene. 

Gemeinsam. 

Nicht allein. 

Unter einem Regenschirm. 

Den sie sich teilten. 

Sie schauten sich gegenseitig an und lachten. 

Sie lachten und waren glücklich. 

Ich lachte nicht. 

Aber ich war einerseits etwas glücklich, da Jungkook nett zu mir war. Der erste, der nett zu mir war. 

Doch dann sah ich die beiden zusammen nachhause laufen. 

Das wollte ich auch. 

Allein. 

So ging ich wieder nachhause. 

Zuhause angekommen legte ich meine Tasche ab und den Regenschirm in den Regenschirmständer. Er war völlig nass. Ich ging in die Küche und wollte mir etwas zu essen machen. 

Doch da war nichts mehr. 

„Nein! Ich hab's vergessen! Ich wollte doch heute noch einkaufen gehen. Was soll ich denn jetzt essen?" 

Aber es war schon zu spät, um noch mal extra sich auf dem Weg zum Supermarkt zu machen. Also blieb ich zuhause. Ich ging in mein Zimmer und wollte einfach nur noch schnell schlafen. Mein Magen knurrte wie verrückt. Aber es gab nun mal nichts. Das passiert häufiger. Ich komme nach der Schule nachhause und habe vergessen einkaufen zu gehen. Das ist dann eben mein Problem. 

Ich starrte die Decke an. 

„Wieso fühlt sich mein Herz immer so komisch an, wenn ich an Jungkook denke? Daran denke, wie er heute mit mir umgegangen ist? Aber dann kommt immer Irene dazu... Ich werde immer wütend. Es fühlt sich so an, als ob sie mir die Freude immer wieder weg nimmt. Sie kommt immer in den ungünstigsten Momenten." 

Das ging mir in dem Moment durch den Kopf. 

Ich legte mich auf die Seite und setzte mir Kopfhörer auf. Ich machte meine Playlist an. Es lief „Reflections" von The Neighbourhood. Das Lied passte irgendwie in diesem Moment. 

Ich höre gerne Musik. So oft ich nur kann. In der Schule ist es schwierig, wegen manchen Lehrern, die das verbieten. 

Aber nach der Schule setze ich meist sofort meine Kopfhörer auf und hörte meine Playlist. Außer wenn es regnete und ich gerade nicht meinen Regenschirm dabei hatte, da meine Kopfhörer leider nicht wasserfest sind. 

Ich dachte in dem Moment nach. Was wenn Jungkook ein Freund von mir werden würde? Das wäre die erste Person, die mit mir befreundet wäre. 

... 

Was rede ich da für einen Unsinn? 

Mich hat noch nie jemand gemocht. 

Aber bei Jungkook ist es irgendwie anders. Ich habe ein anderes Gefühl bei ihm. Er ist die einzige Person, bei der ich dieses Gefühl hatte. Es war seltsam. 

Dann wurden meine Augen langsam schwerer, meinen Bauch ignorierte ich schon längst. 

Und dann schlief ich ein. 

𝔻𝕒𝕤 𝕍𝕖𝕣𝕤𝕡𝕣𝕖𝕔𝕙𝕖𝕟 || 𝕁𝕁𝕂 ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt