Als Susanne wieder in die Küche trat um ihr neues Rezept nachzukochen, war Falko schon aus der Küche verschwunden. Das war für Susanne jedoch nicht sonderlich überraschend, schließlich hatte Falko keine Minute für sich gehabt, nachdem er zurück am Schloss angekommen war und ihr bei ihren Versicherungsunterlagen geholfen hatte. Sie war zugegeben auch sehr froh darüber ein wenig Ruhe und Platz zu haben, damit beim Kochen des unbekannten Rezeptes nichts schief ging. Das wäre ihr in diesem Moment auch sehr unangenehm. Wo Falko ihr so einen großen Gefallen getan hatte, wollte sie sich wenigstens revanchieren. Nach ein paar Minuten war Susanne schon etwas beruhigter, da sich herausstellte, dass es gar nicht allzu kompliziert war die vegetarischen Maultaschen zu füllen und solange sie die Gewürze nicht durcheinanderbrachte sollte alles glatt laufen. Das Rezept hatte Tina ihr vor einigen Tagen geschickt und Susanne wollte die Gelegenheit nutzen es einmal Probe zu kochen, bevor Tina zurück nach Falkenstein kam. Jetzt musste in ihrem Eifer Falko als Versuchskaninchen herhalten.
In den etwa 90 Minuten, die Susanne für die Zubereitung brauchte konnte sie überraschend gut ihren Kopf freimachen, dadurch dass sie einfach mal an nichts der letzten Tage dachte und so vertieft in den Kochprozess war. So fühlte sie sich um einiges freier als sie wartete, bis das Wasser zu kochen anfing. Nachdem sie die Maultaschen in das heiße Wasser gelegt hatte, beschloss sie Falko Bescheid zu sagen, damit sie zusammen essen konnten. Zuerst schaute sie im Wohnzimmer nach, doch hier wurde sie nur mit Stille und Leere begrüßt. Davon war sie überrascht, schließlich war der Abend mittlerweile schon vorangeschritten. War Falko wohl noch immer im Büro? Ihre Vermutung wurde bestätigt, als sie an der Tür zu seinem Arbeitszimmer klopfte und ein „Herein" von Falko vernahm.
Sie öffnete die Tür und sah Falko hinter seinem Schreibtisch vor seinem Laptop und einem Haufen Papier sitzen. Das Monokel hatte er noch vor seinem Auge geklemmt. Sie sah, dass er noch immer den Anzug und die Krawatte von heute Mittag anhatte jedoch war sein Haar nicht mehr so perfekt gekämmt wie einige Stunden zuvor. An einigen Stellen standen ein paar Strähnen seltsam zur Seite, als wäre Falko sich gelegentlich gedankenversunken durch die Haare gefahren. Das war auch schon das einzige aus der Reihe stechende Anzeichen für die vorangeschrittene Zeit an diesem Tag, denn davon abgesehen strahlte der Mann vor Susanna auch jetzt noch Autorität und Sicherheit aus, sodass man glatt die Müdigkeit in seinen Augen übersehen konnte. Doch Susanne entging dieses kleine Detail aufgrund der langen Zeit der Bekanntschaft und Freundschaft nicht.
Während sie Falko so musterte, wurde sich Susanne bewusst, dass sie den Arbeitsaufwand bisher unterschätzt hatte, welchen Falko durch seine Rolle als Graf erfüllen musste. Falko schaute sie erwartend an und fragte dann nach einigen Sekunden der Stille „Ist etwas passiert? Brauchst du etwas?". Erst da wurde Susanne klar, dass sie soeben etwas zu lange Falko angestarrt haben musste. Sie löste sich aus ihrem Tagtraum doch statt auf seine Frage zu antworten, stellte Susanne gleich darauf eine Gegenfrage. Auf ihre leicht überraschte und zugleich entsetzte Frage, ob er die ganze Zeit gearbeitet hätte, antwortete Falko nur mit einem „Natürlich. Die letzten Tage hat sich einiges angehäuft.", antwortete, verstand sie auch, dass es anscheinend ein ganz normales Ereignis für Falko war, noch später am Abend zu arbeiten. Als Reaktion auf seine Antwort spürte Susanne, wie in ihr Schuldgefühle hochkamen, schließlich musste ihre außergewöhnliche Situation auch ein Stressfaktor für Falko sein, zumal er ihr heute Nachmittag auch noch mit den Versicherungsunterlagen geholfen hatte. Nicht grade eine tolle Beschäftigung zum Abschalten.
Um seine Zeit nicht noch länger zu beanspruchen, kam sie deshalb auch direkt zur Sache und verkündete „das Essen ist fertig. Soll ich dir eine Portion für später zur Seite stellen?" Als Reaktion auf ihre Frage schaute Falko kurz auf seine Armbanduhr und schien dann doch überrascht. „Ach du liebes bisschen! Da habe ich ein wenig die Zeit vergessen. Vielen Dank für das Kochen. Ich habe gehofft, wir könnten zusammen essen?" Den letzten Teil formulierte Falko teils als Frage und teils als zögerliche Aussage. Susanne war selbst überrascht, wie diese Worte sie erleichterten. Natürlich hatte sie geplant, zusammen mit Falko zu essen, allerdings wollte sie seine Zeit auch nicht monopolisieren, da er ja in letzter Zeit schon sehr viel für sie machte. „Sehr gerne! Ich freue mich, wenn ich nicht allein essen muss. Ich wusste nur nicht, ob du noch etwas wichtiges für die Arbeit zu erledigen hast." Diese Antwort von Susanne schien auch dem Grafen etwas Anspannung zu nehmen und ein leichtes Lächeln erschien in seinem Gesicht. „Aber Susanne, ich kann mir nicht vorstellen, dass die Arbeit wichtiger ist, als köstliches Essen mit einer alten Freundin bei einem guten Wein zu genießen." Susanne war erleichtert, dass sie selbst im schwachen Licht stand und Falko so nicht ihre erröteten Wangen sehen konnte. Während Falko sich nach einem Moment der Stille von seinem Bürostuhl erhob, fügte er noch hinzu „Und außerdem sollte man immer genügend Pausen einlegen. Das steigert die Produktivität." In diesen Worten erkannte Susanne sofort den gewohnt ernsten Geschäftsmann wieder und sie musste unwillkürlich grinsen.
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Endlich und für Immer (Bibi und Tina FanFiction)
FanfictionNach einem Feuer auf dem Martinshof ist Susanne Martin gezwungen den Hof vorübergehend zu verlassen. Graf Falko bietet ihr Unterschlupf in seinem Schloss, während alte Gefühle wach werden und Missverständnisse entstehen! ...