2. Erschöpfung

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Damals war Susanne 16 Jahre alt, Falko war Ihre erste große Liebe und sie auch seine, zumindest hat sie das geglaubt, bis Falko begann selber die Überzeugungen seiner Eltern zu übernehmen. Diese haben Susanne nie etwas abgewinnen können:
Zu arm waren die Verhältnisse, aus welchen sie stammte und zu einfach ihr Benehmen und die Geschichte ihrer Familie.
Es wäre nicht "standesgemäß" für einen von Falkenstein die Müllerstochter zu heiraten. Wobei sowohl Susanne, als auch Falko in diesem Alter noch gar nicht daran dachten zu heiraten, nicht im entferntesten.
Es ist schließlich so geendet, dass Falko sich von seinen Eltern überzeugen ließ die Beziehung zu beenden, da diese ihm ständig einredeten Susanne würde es später nicht schaffen selbstständig zu sein und ihre Rechnungen zu begleichen, wie ihre Eltern, welche oft nur Verspätet die Pacht zahlen konnten.
Falko glaubte zwar nie, dass Susanne nur an das Erbe der Familie wollte, jedoch war er nie selbstbewusst genug sich gegen seine Eltern zu stellen.
Nun schien es, als würden sich die Geschichten von Herrn und Frau Falkenstein doch bewahrheiten, zumindest teilweise, wenn auch lange nach deren Tod.
Sie hoffte bis morgen eine akzeptable Lösung zu finden.
Als sie gedankenverloren eines der Pferde tätschelte, piepste ihr Handy. Sie fragte sich, wer sich um diese Uhrzeit noch bei ihr melden würde und sah dann auf dem dunklen Display, dass ihr nur noch 10% Akku blieben. Sie entschied sich also, dass es höchste Zeit sei ein Taxi zu bestellen, bevor ihr nichts anderes übrig blieb, als unter freiem Himmel zu übernachten.
„Guten Tag, Martin mein Name! Ich bräuchte ein Taxi am Martinshof für eine Fahrt in die Stadt. Wann kann ich das Taxi erwarten?"
Da es Samstag Abend war und viele ein Taxi bestellten, um etwas trinken zu gehen, musste sie eine Stunde auf das Taxi warten.
Susanne machte sich also daran die Pferde für die Nacht anzubinden und überprüfte noch einmal, ob es allen Pferden gut ging. Als sie damit fertig war hatte sie endlich Zeit den Tag Revue passieren zu lassen.
Beim Gespräch mit Holger angelangt, packte sie das schlechte Gewissen: sie fühlte sich schlecht die Fassung vor ihrem Sohn verloren zu haben, weil sie immer der Meinung war Eltern müssten für ihre Kinder stark sein.
Auch nach dem Tod von ihrem Mann und dem Vater von Tina und Holger war sie immer sehr bemüht ihre Gefühle in Schach zu halten, denn es war schließlich schlimm genug für Tina und besonders Holger, der damals bereits sechs Jahre alt war.
Natürlich trauerte sie selbst damals auch, jedoch meist alleine in ihrem Zimmer.
Die Zeit nach dem Tod von ihrem Mann war sehr kritisch für sie und den Hof. Es gelang ihr aber die Krise letzten Endes zu meistern und nach wenigen Jahren war auch Holger alt genug, um mit anzupacken. Daher war es für Susanne eine große Erleichterung, als ihr Sohn seine Entscheidung mitteilte, den Hof später übernehmen zu wollen.
Von all den Emotionen überwältigt fing sie erneut an zu weinen. Sie ließ all ihre Trauer raus, bis sie die Lichter eines Autos sah, die dem Hof immer näher kamen.
Als das Auto nach einer langen Bremsspur vor ihr anhielt sah sie, dass es gar nicht das Taxi war, welches sie erwartete.
Schnell drehte sie sich um und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Warum mussten immer die unpassenden Leute in noch unpassenderen Augenblicken auftauchen? Sie wandte sich wieder zu der Person die gerade angekommen ist. "Hallo Falko"
Wie erwartet zeigte sein Gesicht Entsetzen. „Guten Tag Susanne. Wärst du vielleicht so freundlich zu erzählen was du mit meinem Grundstück angestellt hast?", erwiderte Falko, natürlich ohne vorher seine Worte abzuwägen und vollkommen unwissend, dass Susanne offensichtlich sowieso schon genug Probleme hatte. „Es tut mir natürlich unglaublich Leid Falko aber ich hab im Moment größere Sorgen, als mich hier zu rechtfertigen. Die Versicherung meldet sich bald bei mir dann werde ich dir die Informationen weitergeben. Ich habe ein Taxi bestellt, welches jeden Moment hier eintreffen sollte... Ich werde dich also in Anbetracht der Umstände nicht hereinbitten. Wieso bist du überhaupt hier?" „Susanne ich denke wirklich nicht, dass die aktuelle Situation zu Späßen Anlass gibt. Holger hat mich informiert. Warum sind deine Augen überhaupt so rot?"
Susanne wusste nicht ob sie Lachen oder weinen sollte, Graf Falko konnte Leute schnell auf die Palme bringen. Eine Antwort ihrerseits erübrigte sich auch, denn gleich plapperte Falko schon weiter: „Im übrigen würde ich es begrüßen, wenn du nicht sofort mit deinem Taxi verschwindest und die Pferde mir überlässt. Ich bin bereit sie auf Schloss Falkenstein unterzubringen, aber die Pflege der Tiere solltest du auch weiterhin übernehmen" überrascht und völlig unvorbereitet nahm Susanne das Angebot auf. Anscheinend hatte Holger bereits einiges mit Falko abgesprochen.
„Falko ich muss zugeben, dass ich ein wenig überrascht von deinem Angebot bin, um ehrlich zu sein habe ich geplant morgen mit dir über eine mögliche Lösung für die Pferde zu sprechen. Natürlich wäre es für die Tiere besser wenn sie noch heute nach Schloss Falkenstein gebracht werden, allerdings muss ich gleich mit dem Taxi weg damit ich heute Nacht nicht unter freiem Himmel schlafen muss" aufgebracht fuhr sie sich durch die Haare: kaum war ein Problem gelöst, tat sich das nächste auf.
„Was hat das nun wieder zu bedeuten?" Falkos Gesichtsausdruck war mittlerweile ein riesiges Fragezeichen.
Susanne versuchte noch vergeblich die Tränen zu unterdrücken, die sich erneut anbahnten. "Ich weiß es doch selber nicht" brachte sie hervor, während sie mit ihren Armen gestikulierte.
Völlig überfordert ging Falko einen Schritt auf sie zu und umarmte sie etwas umständlich, während er ihr zögerlich auf den Rücken klopfte.
In dem Moment kam das Taxi an.
Susanne wich einen Schritt zurück.
„Ich denke es wäre besser wenn wir uns morgen um die Pferde kümmern, ich weiß nicht wie schnell ich Eine freie Unterkunft finden werde" „Ach Papperlapapp ... ich dachte es sei selbstverständlich, dass du auf Schloss Falkenstein unterkommst! Alles andere wäre unnötiger Stress für alle beteiligten" total überrascht legte sich Susanne die nächsten Worte zu Recht. Falko hatte Recht es wäre weniger Stress, vor allem für sie. Sie hatte allerdings auch bedenken, denn obwohl sie sich gut verstanden war es doch etwas anderes über mehrere Wochen bei Falko zu wohnen. Außerdem wusste sie, dass sie so nur noch mehr auf ihn angewiesen wäre.
„Ich möchte dir nicht noch weiter zur Last fallen" Doch ihr wurde die Entscheidung angenommen, als Falko zum Taxifahrer ging, ihm einen 10 Euro Schein in die Hand drückte und sagte, dass seine Hilfe nicht mehr von Nöten sei.
„Ich habe gar kein Bargeld bei mir" Falko winkte nur ab. „Sieh es als ein Geschenk unter Freunden und überleg dir besser wie wir am besten alle Pferde so schnell wie möglich nach Schloss Falkenstein verfrachten"
Da sie keine Ideale Lösung finden konnten schafften sie jeder 3 Pferde auf einmal nach Schloss Falkenstein bis schließlich nur noch zwei Pferde auf dem Martinshof waren.
„Die letzten zwei Pferde werde ich dann holen, ich bin dir sehr dankbar für deine Hilfe" Susanne setzte sich bereits den Reiterhelm auf als Falko rief: „Aber das Auto!"
„Das werde ich nicht mitbekommen... dann müssen wir nochmal los, vier Pferde auf einmal kann ich nicht hierher bringen" „Dann nehmen wir zusammen Cleopatra, so sind wir schneller. Du bist sicher erschöpft" Susanne wollte grade protestieren, als sich Falko schon auf den Weg zu Cleopatra gemacht hatte. Zugegeben hatte Falko Recht so wären sie viel schneller fertig. Also schwang sie sich hinter Falko auf das Pferd.
Sie war nur froh, dass Cleopatra ein sehr diszipliniertes Pferd war und sie so nicht gezwungen war sich an Falko zu krallen. Zurück auf Schloss Falkenstein zeigte Falko Susanne ihr Zimmer, als ihm auffiel, dass das Bett noch gar nicht bezogen war.
„DAGOBEEERT!"
„Ist er nicht im Urlaub? Ich meine ich hätte vor 2 Tagen eine Postkarte vom Bodensee erhalten"
„Ach immer dieser Urlaub, seitdem er diese ... Kantinenköchin... kennengelernt hat nimmt er sich jedes Jahr zwei Wochen Urlaub. Das ist jetzt schon das dritte Jahr hintereinander!", regt sich Falko leicht aufgebracht auf.
„Also Falko es wird doch wohl nicht so schwer sein mir das Bettzeug zu geben! Rein zufällig besitze ich die Fähigkeit Betten zu beziehen" „Das kommt gar nicht in Frage. Du kannst dich jetzt erstmal frisch machen" entgegnete er, während er Susanne in das Badezimmer lotste. „In der Zeit werde ich mich deinem Zimmer annehmen"
Nachdem Susanne sich geduscht hatte zog sie ihr altes T-Shirt über und wickelte sich das Handtuch um die Hüfte. Sie müsste sich morgen unbedingt neue Klamotten besorgen. Vor ihrem Zimmer angekommen sah sie, wie Falko noch fluchend mit der letzten Ecke des Bettlakens kämpfte, ehe er sich umdrehte und Susanne erblickte.
„Vielen Dank Falko" sagte Susanne mit einem lächeln.
„Ja... ähm ich lass dich dann mal alleine" hörte Susanne noch, bevor er aus dem Zimmer flüchtete. Kopfschüttelnd aber mit einem Grinsen legte sie sich in das Bett, nachdem sie das Handtuch über den Stuhl gelegt hatte, und schlief entgegen ihrer Erwartungen sofort ein.

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Hallo ihr lieben! Das zweite Kapitel... ich bin froh, dass ich es heute noch geschafft habe...
ich hoffe es gefällt euch ... Lasst doch mal einen Kommentar oder ein like da, wenn es euch gefällt.
Danke und Shout out an :
sturmlicht und Tinalinchen die super nette Kommentare im ersten Kapitel gelassen haben <3

Endlich und für Immer (Bibi und Tina FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt