9. Papierkram

401 11 3
                                    

Sie zog sich ihre Jacke über und machte sich dann selbst auf den Weg.
Nach dem Gespräch mit einem Versicherungsvertreter wusste sie jetzt, dass es ihr möglich sein sollte den Martinshof innerhalb von zwei Wochen zu sanieren.
Allerdings mussten zuvor einige bürokratische Schritte vorgenommen werden, was - wie ihr versichert wurde- jedoch nur Formsache war.
Also verbrachte sie ihren Nachmittag damit die ganzen Papiere auszufüllen. Als Selbstständige kam sie durch ihre Arbeit auf dem Martinshof zwar auch zwangsläufig in Kontakt mit viel Papierkram aber schon bald musste Susanne feststellen, dass dieses bürokratische Labyrinth eine ganz andere Hausnummer war. Die Fragen, welche sie beantworten sollte, waren so kompliziert und irreführend gestellt, dass sie nach knapp 3 Stunden noch immer am Küchentisch vor den ausgebreiteten Unterlagen saß und mittlerweile ihren vierten Kaffe trank. Während sie die Unterlagen für eine der vielen Fragen aus ihrer Tasche kramte, hörte sie wie ein Schlüssel im Türschloss umgedreht wurde. Ein panischer Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es Falko sein müsste und erstmals nahm sie die Unordnung war, die sie Unterbewusst geschaffen hatte. Schnell versuchte sie noch die Kaffeemaschine zu säubern, das Geschirr wegzuräumen und ein paar der verstreuten Unterlage in ihre Tasche zu verfrachten. Als sie Falkos Schritte im Flur hörte blickte sie auf die Küche, die nun etwas ordentlicher aussah. Dennoch gaben die vielen Unterlagen, die auf dem Tisch übrig geblieben waren, preis, dass Susanne hier offensichtlich an der Bürokratie der Versicherung verzweifelt war. Was sollte Falko nur von ihr denken?
Susannes Überlegungen wurden unterbrochen, als Falko in die Küche trat. „Guten Tag Susanne". „Oh Hallo Falko. Es tut mir wirklich Leid, dass ich so eine Unordnung veranstaltet habe. Ich verspreche dir in 2 Minuten sieht hier alles aus wie zuvor...", fing Susanne an zu reden, doch dann wurde sie vom Grafen unterbrochen: „Ach papperlapapp, das stört doch keinen. Woran arbeitest du denn?"
„Ach ich muss für die Versicherung etliche Formulare ausfüllen. Und als ob die ganzen Informationen, die ich angeben muss, nicht genug sind, ist hier jeder Absatz so formuliert, dass man studiert haben muss, um ihn zu verstehen!", antwortete Susanne und klang dabei aufgebrachter, als sie selbst es erwartet hat. Davon ließ Falko sich aber offensichtlich nicht einschüchtern. „Da hast du ja Glück, dass mein Vater mich damals zum BWL-Studium gedrängt hat. Ich kann bestimmt helfen." Sofort fühlte Susanne sich schlecht, denn Falko dazu zu drängen ihr zu helfen war keinesfalls ihr Ziel. Obwohl Sie zugeben musste, dass es wahrscheinlich um einiges schneller erledigt wäre, schließlich hatte Falko andauernd mit solchem Papierkram zu tun. Dennoch wäre es in ihren Augen zu viel verlangt gewesen ihn jetzt noch mit weiteren Problemen zu belasten. Also entgegnete sie schnell: „Oh nein! Das ist zwar ein sehr freundliches Angebot, aber ich werde bestimmt mit diesen restlichen Dokumenten fertig und du hast schon mehr als genug für mich getan!" „Susanne jetzt sei bitte nicht so stur. Lass mich mal einen Blick auf die Dokumente werfen...", anscheinend störte Falko sich nicht an ihrer Aussage. Stattdessen zog er den Stuhl von der anderen Tischseite neben den von Susanne und setzte sich. Aus ihrem Augenwinkel sah Susanne, wie er sich konzentriert sein Monokel aufsetzte und sie musste sich zurückhalten, um nicht breit zu grinsen. Warum Falko nicht einfach eine Brille trug war ihr ein Rätsel, aber solche Klischees machten ihn wohl einfach aus. Mit Falkos Hilfe waren die Blätter tatsächlich sehr schnell ausgefüllt und Susanne war positiv überrascht, wie er ihr die Sachen erklärte ohne dabei überheblich und überlegen zu klingen. Früher wäre das wohl ganz anders abgelaufen. „Hast du heute schon etwas gegessen? Ich habe ein neues Rezept gefunden, dass ich gerne mal kochen würde." Susanne hoffte sich mit dem Angebot etwas zu kochen etwas revanchieren zu können. „Ich werde wirklich langsam hungrig und wer könnte zu deinen Koch- und Backkünsten schon Nein sagen?" entgegnete Falko. Susanne wollte ihn nicht sehen lassen, wie sehr sie sich über dieses Kompliment freute, deshalb wandte sie sich den Küchenschränken zu, um alle Utensilien zurechtzulegen. „Du hast deinen Stift vergessen einzupacken", hörte sie Falkos Stimme hinter sich. Sie drehte sich um und als sie den Stift entgegen nahm berührten ihre Finger kurz die von Falko. Wobei es sich für sie viel länger anfühlte. Um der Situation zu entkommen eilte sie schnell mit hochrotem Kopf in ihr Zimmer, wo sie den Stift wegräumte. Bevor sie zurück in die Küche ging holte sie noch einmal tief Luft. Sie konnte ihr Verhalten selbst nicht erklären. „Vermutlich ist es gar keine so schlechte Idee sich auf einem Treffen mit Aaron ein wenig abzulenken" dachte sie ehe sie zurück in die Küche trat um weiter zu kochen.

Endlich und für Immer (Bibi und Tina FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt