1. Feuer

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Alles brennt! Alles brennt! Alles brennt! Feuer! Feuer!
Mit Entsetzen sah Susanne Martin auf das, was vom Martinshof übrig geblieben ist: eine qualmende Ruine bedeckt mit einer dicken Schicht Asche.
Völlig fertig und verzweifelt lässt sie sich auf den Boden fallen. Sie konnte zwar von Glück reden, dass Tina und Holger sich zu dem Zeitpunkt in anderen Städten aufhalten, und so vom Feuer verschont blieben, jedoch war der Trost nur gering, da ihre Existenzgrundlage zerstört wurde. Und das kurz vor den Sommerferien, wo doch viele Eltern ihre Kinder zur Ferienfreizeit auf dem Reiterhof schicken.
Nun wusste sie nicht, wie sie die Pacht der nächsten Monate aufbringen sollte, wo doch ihre Haupteinnahmequelle zunichte gemacht wurde... Geschweige denn, wo die Pferde für die Monate der Sanierung untergebracht werden sollten.
"So junge Frau... es sieht so aus, als sei das Feuer gelöscht, unsere Arbeit ist also getan. Wir werden in den nächsten Tagen die Brandursache ermitteln. Sie können allerdings vorerst nicht hier wohnen und müssen sich für die kommende Zeit eine Unterkunft suchen, aber das klären Sie am besten mit ihrer Versicherung da kann ich Ihnen nicht helfen." Susanne hörte gar nicht richtig, was der Feuerwehrmann zu ihr sagte, zu groß waren ihre Niedergeschlagenheit und ihr Unglück.
"Jo bis denne... wir melden uns die Tage bei Ihnen" war das letzte, was sie noch von dem Feuerwehrmann hörte, ehe sie alleine auf dem Martinshof zurückgelassen wurde.
Viel zu perplex, um die nächsten logischen Handlungsschritte vorzunehmen ging sie zu einer alten Futterstiege, auf welcher sie sich niederließ.
Susanne wandte sich zu den Pferden auf der Koppel, die sich mittlerweile ein wenig beruhigt hatten, und sprach mehr zu sich selber, als zu den schnaubenden Tieren:„ Ja was soll ich nur mit euch machen? Hier kann ich euch nicht lassen, wenn ich wohl in die Stadt muss um dort zu wohnen..."
Plötzlich nahm sie das brummen eines Motorrads hinter sich wahr und sah, nachdem sie sich umgedreht hatte, eine dichte Staubwolke.
Der Junge stieg von seinem Motorrad, setzte seinen Helm ab, und wischte sich die Haare aus dem verschwitzten Gesicht.
„Hey Freddie", grüßt Susanne ihn mit einem gezwungenen Lächeln.
Mit verschmitztem Grinsen und zusammengekniffenen Augen, aufgrund der blendenden Sonne, antwortet er freundlich:„ Hallo Frau Martin, wie gehts?", verstummte dann aber plötzlich. Mit überraschtem Gesichtsausdruck fährt er schließlich fort:„Was ist denn hier passiert?"
Unweigerlich muss Susanne darauf Lächeln, sie mochte Freddie, denn auch wenn er oft ziemlich ahnungslos war, was seine Umgebung anging, so war es doch seine planlose Art, welche ihn so sympathisch machte.
Also erzählte sie von dem Brand, aber dass sie selber noch nichts genaueres wüsste, da sie auch sehr überrascht gewesen sei den Martinshof, nach ihrem Einkauf, in Flammen zu sehen.
„Dann geh ich wohl mal lieber, sie haben jetzt bestimmt genug zu tun" mit diesen Worten verabschiedete sich Freddie, sodass Susanne erneut allein war. Nachdem ihr klar wurde, dass es ihr wohl nicht nützen würde die Sache weiter aufzuschieben, rief sie bei ihrer Versicherung an.
„Guten Tag, hier spricht Susanne Martin, ich möchte einen Brand auf meinem Reiterhof melden"
„Haben sie eine Versichertennummer?" entgegnete die Stimme am anderen Ende der Leitung. Schwer bemüht nicht die Fassung zu verlieren erzählte Susanne, dass die meisten ihrer wichtigen Unterlagen im Feuer zerstört wurden und sie nun keine Möglichkeit hatte die Versichertennummer zu nennen, aber trotzdem vorübergehend eine neue Bleibe suche. Nachdem sie also ihren Namen, Geburtstag, Geburtsort sowie aktuellen Wohnort durchgegeben hatte, antwortete die Stimme am anderen Ende der Leitung, dass sie sich selber um eine Unterkunft kümmern müsse, und die Versicherung nach Klärung der Brandursache die Kosten übernehmen würde.
Dankend beendete Susanne das Telefonat und machte sich daran die Sachen einzusammeln, die halbwegs vom Feuer verschont wurden.
Dann klingelte ihr Telefon, ihr Display verriet ihr, dass Holger sie anrief.
„Hallo Holger! Na was gibts ?"
Holger erwiderte nur:„ Stimmt es, was Freddie mir erzählt hat? Ist der Martinshof wirklich abgebrannt?"
Nicht mehr in der Lage länger ihre Traurigkeit und Erschöpfung zu verbergen erzählte sie, wie sie nicht mehr weiter wüsste, eine Unterkunft noch für diese Nacht finden müsse und dass sie keine Idee habe, wo sie die Pferde unterbringen soll, begleitet von einem Schluchzen.
„Hör zu Mama, beruhig dich erstmal! Die Pferde können doch bestimmt auf Schloss Falkenstein untergebracht werden. Graf Falko hat sicherlich Verständnis dafür. Und das mit der Unterkunft sollte wohl auch kein Problem sein, in der Stadt ist immer ein Zimmer frei." Verzweifelt versuchte Holger seine Mutter zu beruhigen, die noch nie so aufgelöst war. „Und vielleicht kannst du auch mit ihm wegen der Pacht reden, ihr kennt euch schließlich schon länger" schob er hinterher.
„Ich weiß nicht Holger...Wahrscheinlich werde ich mit Graf Falko einen Kompromiss wegen der Pferde eingehen können, aber heute Nacht müssen die Pferde wohl auf der Koppel stehen bleiben, so spät kann ich Falko nicht mehr anrufen. So ich muss jetzt auflegen, mein Akku ist fast alle und ich brauche noch ein Taxi in die Stadt. Machs Gut!"
Susanne wusste natürlich, dass ihr Sohn recht hatte, aber wenn sie ehrlich war, hat er genau das ausgesprochen, wovor sie seit Jahren, genauer genommen seit ihrer Jugend, Angst hatte: Sie war auf Falkos Hilfe angewiesen.

Endlich und für Immer (Bibi und Tina FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt