Er wird in seinem Leben schon viele Brüsten gesehen haben

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Ein Rascheln neben meinem Kopf weckt mich unsanft aus meinem Schlaf.
"Sorry!", flüstert Cassie, die neben mir auf eine leere Chipstüte getreten ist.
Ich lächele sie sachte an, um ihr stumm zu verstehen zu geben, dass alles in Ordnung ist. Sie lächelt zurück und verschwindet in Jeans und Jacke und einem Rucksack auf dem Rücken aus dem Zimmer. Sie hat uns gestern schon gesagt, dass sie früh los muss.
Verschlafen setze ich mich auf und schaue mich im Zimmer um. Kate und Yelena liegen in ihren Schlafsäcken eingemurmelt da und schlafen. 
Da meine Kehle so trocken wie die Sahara ist, suche ich halbherzig eine Flasche Wasser. Als ich keine finden kann, stehe ich so leise wie möglich auf und schleiche aus dem Zimmer.
Barfuß tappse ich in Richtung Küche und fahre mir mit der flachen Hand über mein Gesicht.
"Hey, Hey! Happy Birthday!", Scott kommt mit einem strahlenden Lächeln auf mich zugelaufen und nimmt mich ohne eine Antwort abzuwarten in seine Arme.
"Dankeschön.", gebe ich zurück und laufe danach direkt zum Kühlschrank, um mir eine gekühlte Flasche Wasser zu nehmen.
"Guten Morgen.", höre ich eine tiefe Stimme sagen, als ich mit dem Rücken zur Tür stehe.
Sofort fällt mir wieder alles ein, was gestern passiert ist.
Ich habe mich wirklich vor Bucky entblößt. Oh mein Gott, ist mir das peinlich!
Schnell sehe ich mich im Kühlschrank um und muss feststellen, dass nichts zu trinken zu finden ist. Also schließe ich zügig die Tür des Kühlschranks, um mir daraufhin ein Glas aus dem Hängeschrank daneben zu nehmen. 
"Schläft Cassie noch?", fragt Scott ruhig.
"Sie ist schon gegangen.", sage ich leise und mache den Fehler mich dabei umzudrehen. 
Anstatt Scott zu sehen, sehe ich nur Buckys Oberkörper, da er hinter mir steht. Meine Augen wandern von seiner muskulösen Brust zu seinem Gesicht.
"Sorry." entgegnet er leise und bringt sofort ein paar Schritte Abstand zwischen uns.
Ich hingegen schaue direkt auf den Boden und wispere Schon gut, bevor ich mir endlich ein leeres Glas schnappe und damit aus der Küche verschwinde.
Bevor ich wieder in Kates Zimmer gehe, mache ich einen Abstecher in das Bad und fülle dort mein Glas mit Wasser. Hoffentlich habe ich mit dieser dummen Aktion gestern nicht mein bis jetzt gutes Verhältnis mit Bucky kaputt gemacht!
Als ich wieder im Zimmer bin, sind Kate und Yelena bereits wach. Während Kate leere Snacktüten einsammelt, sitzt Yelena verschlafen auf ihrem Schlafsack und fährt sich mit den Fingern durch die blonden Haare.
"Guten Morgen!", strahlt Kate mich an, als ich die Tür hinter mir geschlossen habe.
Ich lächele schwach zurück und leere mein Glas.
"Hast du einen Kater?", fragt Kate daraufhin mitfühlend.
Da ich keine Lust habe, Ihnen meine Gefühle offen darzulegen, nicke ich Verhalten und setze mich auf Kates Bettkante.
"Ich hätte nicht gedacht, dass so ein bisschen Alkohol dich zerstören würde."
Yelena hört sich schon fast eingeschnappt an.
Ich zucke nur mit den Schultern und würde mich am liebsten ohrfeigen.
Es war Bucky sichtlich unangenehm, mich zu sehen. Was wenn sich das im Laufe der Zeit nicht ändert? Was wenn ich mit einem blöden Partyspielchen mein neues Leben zerstört habe?
Es war gestern vielleicht lustig, heute ist es aber ganz und gar nicht mehr spaßig.
Bucky ist ein Profi in unserem Job, er wird sich auch so verhalten.
Es ist eben noch nicht lange genug her.
Außerdem ist er 106 Jahre alt. Er wird in seinem Leben schon viele Brüsten gesehen haben, da werden meine nichts besonderes sein.
Ich verwische alle meine Sorgen, stehe auf und helfe schließlich Kate, ihr Zimmer wieder aufzuräumen.

***

Das Trainig lasse ich getrost entfallen. Nicht nur, dass ich heute Geburtstag habe, die anderen denken sowieso, dass ich einen Kater habe. Ich kann gut und gerne einen Tag auf Yelenas Folter verzichten.
"Hey, ist alles gut bei dir?", fragt mich Sam am Nachmittag, als ich aus meinem Zimmer in den Flur trete.
"Ja, ich habe gestern nur ein bisschen zu viel getrunken."
Eigentlich ist das nicht gelogen.
Er läuft an mir vorbei und verschwindet in seinem Zimmer. Ich hingegen lege meine Hand auf die Klinke der Badezimmertür. Als ich sie herunterdrücken will, öffnet sich die Tür ruckartig. Da ich die Klinke fest in der Hand halte, werde ich plötzlich ins Bad gezogen. Es geht alles so schnell, dass ich erst bemerke, dass ich in Buckys Armen liege, als es passiert ist.
Wie in Zeitlupe schaue ich nach oben in sein erschrockenes Gesicht, eine Hand auf der Türklinke, die andere auf seiner Brust.
Wie vom Blitz getroffen, finde ich mein Gleichgewicht wieder und stelle mich auf. Erst jetzt bemerke ich, dass seine Hand meine Hüfte umschlungen hat. Ich lasse die Klinke los und mache einen Schritt nach hinten, damit löst sich sein Griff.
"Sorry!", seine Stimme klingt erschrocken.
"Nein, es war meine Schuld. Ich...", beginne ich, aber es kommen einfach keine Worte mehr.
Peinlich berührt drehe ich mich auf Zehenspitzen um und renne schon fast auf meine Zimmertüre zu.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen oder von Bucky zu hören, schließe ich die Tür hinter mir und lasse mich dagegen fallen.
Oh mein Gott.
Warum war das so unangenehm?
Ich stoße mich an der Tür ab und lasse mich auf mein Bett fallen.
Ich hoffe wirklich, dass das kein Problem sein wird. Vor allem, weil er einer meiner Trainingspartner ist. Was ist, wenn wir zusammen auf eine Mission geschickt werden?
Ich wollte eigentlich ins Badezimmer, um zu duschen und damit alle verbliebenen Gedanken über die Sache aus meinem Kopf zu waschen. Stattdessen sind sie noch schlimmer geworden.
Ich werde die nächsten Tage wohl oder übel Bucky aus dem Weg gehen müssen.

Flashing Girl (Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt