...Weil du es soweit erst hast kommen lassen!

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Starke Hände ziehen mich nach vorne, Menschen schreien auf, Getränke landen auf meinen Klamotten und meinem Körper.
Als ich mich umdrehen sehe ich entsetzt dabei zu, wie Bucky einen blonden Typen am Kragen gepackt hat und auf ihn einredet. Es dauert nur wenige Sekunden und ein Kreis hat sich um uns gebildet.
Endlich schalte ich und versuche mich vor Bucky zu quetschen.
"Es ist alles gut! Lass es, Bucky!", schreie ich ihn an.
Ohne mich anzusehen, antwortet er mir: "Er hat dich angefasst!"
Der Typ, der erfolglos versucht, Buckys Griff zu lösen, entschuldigt sich mehrmals, bei ihm und bei mir.
"Es ist nichts passiert, Bucky! Lass ihn verdammt nochmal los!"
Endlich lockert er seinen Griff. Wahrscheinlich hat er gehört, dass ich sauer bin. Der Grabscher fällt auf den Rücken, richtet sich schnell wieder auf und verschwindet in der Menschenmenge.
"Was zur Hölle sollte das? Ich kann selbst auf mich aufpassen!", schreie ich den schwer atmenden Bucky an.
"Achja? Lässt dich aber schön von diesem Typen begrabschen! Darauf hab ich echt keinen Bock, (D/N)!"
Damit verschwindet auch er in der Menschenmenge, Richtung Ausgang.
Ohne groß nachzudenken renne ich ihm hinterher.
Auf der Straße vor dem Club erreiche ich ihn endlich, greife nach seiner Schulter. Sofort dreht er sich zu mir um.
Er will gerade ansetzen, aber ich werfe mich einfach in seine Arme.
Einen Arm um meine Hüfte, den anderen an meinem Kopf, erwidert er die Umarmung.
"Ich weiß, dass du mich nur beschützen wolltest, aber ich hätte das auch allein hinbekommen, okay? Bitte sei nicht sauer auf mich. Ich habe etwas getrunken und nicht direkt gemerkt, was hinter mir abgegangen ist. Es tut mir leid."
Sein Griff wird fester. Das werde ich jetzt immer so machen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es bei uns zu Kommunikationsproblemen kommt, wenn wir nicht alle Karten auf den Tisch legen.
Ich löse mich von ihm und sehe ihm in die Augen.
"Es tut mir leid, (D/N)."
An seinem Blick kann ich sehen, dass es ihm wirklich leid tut.
Als Antwort lege ich ihm meine Lippen auf seine.
Zufrieden lösen wir uns voneinander. Plötzlich erstarrt sein Lächeln und sein Griff lockert sich. Fragend sehe ich ihn an. Er schaut an mir vorbei, also drehe ich, meine Arme weiterhin um seinen Hals geschwungen, um.
Und da steht Kate. Auch ihre Kleidung hat einige Getränke bei dem Gewusel abbekommen. Sie sieht uns mit zusammengekniffenen Augenbrauen an.
"Wie lange geht das schon?", fragt sie ernst.
Ich könnte lügen und sagen, dass es unser zweiter Kuss ist. Aber lügen bringt hier gar nichts. Vor allem, weil sie sichtlich merkt, dass da bereits was zwischen uns läuft.
Ich löse mich komplett aus Buckys Armen und stelle mich vor ihn.
"Circa eine Woche denke ich. Nachdem wir den Filmabend mit Yelena hatten."
Kate wendet ihren Blick ab. Mit ihren Händen in den Hosentaschen und dem Blick auf den Boden gerichtet, will sie gerade an uns vorbei laufen, als ich nach ihrem Oberarm greife.
Diesen schüttelt sie ab und dreht sich zu mir um.
"Nein, (D/N), ich brauche einfach gerade mal Zeit für mich, okay?"
Damit dreht sie sich wieder um und läuft allein mit hängendem Kopf die Straße hinunter.
Verletzt schlinge ich meine Arme um meinen Oberkörper. Tränen laufen wie auf Kommando über meine Wangen und lassen mich schluchzen.
Ich spüre, wie Bucky mir seine Lederjacke über die Schultern legt und mich in seine Arme zieht.
So stehen wir lange da, bis er sich langsam von mir löst.
Wortlos sehe ich ihm dabei zu, wie er ein Taxi ruft und mir die Tür aufhält.
Auf der Rückbank des Taxis schnalle ich mich nicht an, sondern schmiege mich an Buckys Körper.
Nachdem er den Fahrer bezahlt hat, laufen wir zusammen zum Eingang der Avengerzentrale. Wir scannen unsere Finger und treten ein.
Als wir auf den Aufzug warten streicht er mir eine Strähne aus dem Gesicht und sagt: "Auf die Gefahr hin, dass ich arschig klinge, aber du solltest mir besser die Jacke zurückgeben, wenn jemand dich so sieht, werden es noch mehr wissen."
Müde blicke ich ihn an und ziehe die Jacke enger um mich.
"Das ist mir egal."
Damit will ich gerade seine Hand nehmen, aber er macht einen Schritt von mir weg.
"(D/N), das ist unklug. Und morgen wirst du es bereuen, wenn uns jemand sieht."
Ich merke ihm an, dass er seine Worte weise wählt. Er will mir nichts böses, im Gegenteil. Also ziehe ich seine Jacke wortlos aus und halte sie ihm hin.
Er nimmt sie an sich und wir steigen in den Aufzug.
Der Flur ist leer als wir oben ankommen. Sofort stelle ich mich vor Kates Zimmer und klopfe. Als keine Antwort kommt, klopfe ich nochmal. Auch dieses Mal kommt nichts von der anderen Seite, also öffne ich vorsichtig die Tür und spähe in das leere Zimmer hinein.
Niedergeschlagen drehe ich mich zu Bucky um, der mit verschränkten Armen an meiner Zimmertür lehnt.
Ich schüttele den Kopf und hole mein Handy aus der Tasche. Keine Nachricht oder verpasste Anrufe von ihr.
Ohne groß darüber nachzudenken, wähle ich ihre Nummer und warte. Es dauert nicht lange und ich werde weggedrückt.
Okay, immerhin ein Lebenszeichen.
"Sie will wohl immer noch nicht mit mir reden.", flüstere ich Bucky zu.
"Das wird sich legen, bestimmt.", gibt er leise zurück.
Traurig nicke ich.
"Kannst du heute bei mir schlafen? Ich will nicht allein sein."
Jetzt ist er es, der nickt.
Wir verschwinden beide in mein Zimmer. Ohne auf ihn zu achten, ziehe ich alles bis auf meinen Slip aus und schlüpfe in ein weites, ausgewaschenes Shirt. Bucky liegt bereits in meinem Bett und hebt gerade die Decke an, damit ich einfach hineinschlüpfen kann.
Ich blocke aber ab und erkläre ihm, dass ich mich noch abschminken muss. Damit verschwinde ich aus meinem Zimmer in das Bad und binde meine Haare zu einem hohen Zopf zusammen.
Langsam gehe ich meine komplette Routine durch. Als ich gerade dabei bin, mein Gesicht abzuwaschen, höre ich Stimmen-Wirr-Warr aus dem Flur.
Ich greife mit ein Handtuch und tupfe mir mein Gesicht trocken, während ich nach draußen trete.
Kate geht rückwärts wieder aus meinem Zimmer heraus, dreht sich um und sieht mich vor der Badezimmertür stehen.
"Hätte ja denken können, dass ihr zusammen schlaft.", ihre Stimme klingt nicht wütend oder vorwurfsvoll, sondern einzig und allein traurig.
"Kate, können wir reden?"
Mit zusammengezogenen Schultern sieht sie mich an.
"Sicher, dass du lieber mit mir reden willst? Immerhin liegt Bucky in deinem Bett."
Ohne eine Antwort abzuwarten, geht sie in Richtung ihres Zimmers.
"Ja, bin ich."
Schnell werfe ich mein Handtuch in den Wäschekorb und lösche das Licht im Bad.
Kate ist bereits in ihrem Zimmer, aber ihre Türe steht weiterhin offen. Ich nehme das mal als Einladung und trete ein. Nachdem ich die Tür geschlossen habe, setze ich mich im schneidersitz auf ihre Couch.
Sie zieht sich erst etwas bequemeres an und setzt sich dann neben mich.
Als keine von uns etwas sagt, räuspere ich mich.
"Es tut mir wirklich leid, dass du es so erfahren musstest. Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst.", ich sage das so ruhig wie möglich, auch wenn ich am liebsten wieder losheulen würde.
"Achja? Kannst du das? Weil du es soweit erst hast kommen lassen!", wirft sie mir an den Kopf.

Flashing Girl (Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt