Was hast du in Sams Zimmer gemacht?

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"Was meinst du?", frage ich Sam monoton.
Ich muss es von ihm hören. Nicht nur, dass ich nicht will, dass wir über verschiedenes sprechen, ich weiß nicht, wie viel Bucky ihm erzählt hat.
Er leichtes Lächeln umspielt seine Lippen.
"Komm schon, (D/N). Die Sache zwischen dir und Bucky?"
Als ich weiterhin nichts sage und ihn nur anschaue, räuspert er sich und stützt seine Arme auf seinen Oberschenkeln ab.
"Okay, dann eben anders. Ich weiß, dass du ihm deine Brüste wegen eines dummen Spiels gezeigt hast. Und dass es dann komisch zwischen euch war und dass ihr dann angefangen habt zu flirten. Ich weiß, dass ihr euch gestritten habt und das während einer Mission geklärt habt, worüber ich übrigens nicht erfreut bin. Ich weiß, dass ihr miteinander geschlafen habt, ehrlicherweise hab ich euch gehört, die Wände hier sind echt dünn...", er will weiter fortfahren, aber ich hebe eine Hand und stoppe ihn.
"Okay, ich verstehe. Du weißt alles."
Ich hätte nicht gedacht, dass Bucky es jemanden erzählt. Und warum tut er vor mir so, als würde es niemand wissen?
"Sei nicht sauer auf ihn, ich habe ihn darauf angesprochen. Er hat sich echt komisch verhalten und schon ein paar Bier intus gehabt.", entschuldigt er sich sachlich.
Ich fahre mir mit den Händen über mein aufgequollenes Gesicht.
Ich atme tief ein und aus, um mich ein wenig zu sammeln.
"Wie siehst du das Ganze?", frage ich ihn, den Blick auf den Boden geheftet. Mittlerweile sitze ich im Schneidersitz vor ihm.
"Ich bin ehrlich, am Anfang war ich dagegen. Und das hab ich Bucky auch gesagt. Immerhin seid ihr Kollegen und man hat ja gesehen, wie sich das auf eine Mission auswirkt."
"Sorry.", sage ich leise und blicke ihn wieder an.
"Aber ich dachte mir, wenn ihr das geklärt habt, ist das vielleicht etwas Gutes. Vorhin, als Bucky in die Küche gekommen ist, um beim Kochen zu helfen, hat er richtig gestrahlt. Er war richtig ausgelassen. So habe ich ihn noch nie erlebt."
Bei diesen Worten muss ich unwillkürlich lächeln. Es ist nochmal etwas anderes, das von einem Freund von Bucky zu hören.
"Und jetzt streitet ihr euch wieder? Weswegen diesmal?"
Das gute Gefühl, was sich gerade in meiner Brust breitmachen wollte, verflüchtigt sich wieder.
Ich richte mich auf und sehe Sam in die Augen.
"Er findet es nicht gut, wie ich mich präsentiere.", sage ich sachlich.
Sam sieht mich fragend an, also zeige ich überschwänglich auf meine Oberweite. Jetzt hellt sich sein Gesicht auf.
"Ich habe ihm gesagt, dass es meine Sache ist, wie ich mich anziehe und dass es ihn nichts angeht."
Sam sieht mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an, bleibt aber still.
Oh nein. Denkt er etwa auch, ich sei im Unrecht?
"Was?", frage ich leicht angegriffen.
Wieder räuspert er sich, bevor er ansetzt.
"Du musst Bucky in der Hinsicht verstehen.", als er meinen entsetzten Gesichtsausdruck sieht, fügt er hinzu: "(D/N), du musst daran denken, in welcher Zeit er aufgewachsen ist.  Natürlich ist es deine Sache, was du anziehst. Aber du musst auch etwas Verständnis für Bucky zeigen."
Ich will gerade etwas feministisches sagen, aber ich halte mich zurück.
Verdammt.
Sam hat recht.
Bucky hat es bestimmt nicht böse gemeint. Trotzdem haben mich seine Worte verletzt.
"Deinem Schweigen nach zu urteilen, denke ich mal, du siehst das jetzt ähnlich?", Sams Stimme klingt vorsichtig.
Stumm nicke ich knapp, um mich gleichdarauf aufzurichten und aufzustehen.
"Danke, Sam." Ich lächele ihn an und verlasse sein Zimmer.
Ich schließe seine Tür und drehe mich mit einem zufriedenen Ausdruck auf meinen Lippen um und blicke direkt in Kates Gesicht.
"Heyyy.", sage ich ausgedehnt.
"Was hast du in Sams Zimmer gemacht?" Sie zeigt mit dem Zeigefinger auf Sams Tür.
"Ich... ähm... Es ging um den Missions-Report von gestern."
Es klingt nicht mal ansatzweise glaubhaft.
Warum kann ich Kate nicht einfach wie jeden anderen auch anlügen? Was ist los mit mir?
"Aber in Sams Zimmer? Normalerweise passiert das doch in seinem Büro?"
In ihrer Stimme ist pures Misstrauen herauszuhören.
Ich lache verhalten und antworte: "Ich war auch verwirrt."
Als sie mich weiterhin einfach anstarrt, füge ich hinzu: "Ich muss dann auch..."
Mit einem komischen Gefühl gehe ich an ihr vorbei und verschwinde in meinem Zimmer.
Warum musste ich es so komisch machen? Immerhin könnte ich es ihr doch einfach erzählen. Es hat ja auch gut getan, mit Sam darüber zu reden.
Ich entscheide mich dafür, mit Kate zu sprechen, sobald ich das mit Bucky geregelt habe.

*

Es vergehen einige Stunden, bis Bucky wieder vom Joggen zurück ist.
Immer wieder, wenn ich das hohe Ping des Aufzugs gehört habe, habe ich das, was ich gerade gemacht habe unterbrochen und bin zum Aufzug gesprintet.
Einmal war es Peter, der das Appartement verlassen wollte und einmal Scott, der es betreten hat.
Aber beim dritten Mal war es wirklich Bucky. Vorsichtig schaue ich aus einem Spalt meiner Zimmertür auf den Flur hinaus. Buckys breiter Oberkörper schiebt sich an meinem Blickfeld vorbei in die Küche.
Verdammt.
Ich hatte gehofft, dass er direkt in seinem Zimmer verschwindet und ich mich zu ihm schleichen kann.
Also warte ich. Als einige Minuten nichts passiert, schließe ich leise die Tür und lasse mich gegen das Holz fallen. Es ist so bescheuert, wie das ganze abläuft. Warum kann es nicht einmal einfach sein?
Ich erschrecke mich zu Tode, als es hinter mir klopft.
Schnell fange ich mich, streiche meine schweißnassen Hände an meinen Seiten ab und öffne die Tür.
Ein traurig blinkenden Bucky steht vor mir.
Als ich ihn einfach nur ansehe, schiebt er sich einfach in mein Zimmer und schließt die Tür hinter mir.
"Muss ja nicht jeder mitbekommen, oder?" Komischerweise klingt seine Stimme nicht sauer oder gereizt, sondern vorsichtig.
Ich habe nicht damit gerechnet, dass er auf mich zukommt, also sehe ich ihn einfach weiterhin stumm an.
"Hör zu, (D/N), ich will mich bei dir entschuldigen. Ich habe überreagiert."
Er entschuldigt sich bei mir für sein Verhalten? Dabei wollte ich mich doch bei ihm entschuldigen ...
Ich könnte ihm das sagen, oder ...
Ich stelle mich aufrecht hin und verschränke die Arme vor der Brust.
"Ich bin anders aufgewachsen. Damals war das anders. Das soll aber keineswegs mein Verhalten entschuldigen. Ich respektiere dich und ich will, dass du das weißt.", er klingt sachlich und ruhig.
Okay, damit habe ich absolut nicht gerechnet.
Er ist doch sicherlich nicht selbst auf diese Worte gekommen. Klar, er wird in den letzten Stunden sein Verhalten reflektiert haben, das habe ich auch. Aber so?
Plötzlich fällt mir auf, dass er nicht verschwitzt ist. Nicht seine Haare, auch nicht seine Kleidung.
"Du warst nicht Joggen, oder?", frage ich mit hochgezogenen Augenbrauen.
Eigentlich sollte ich ihn von seinem Leid erlösen, ich bin aber neugierig.
Er kratzt sich verlegen am Hinterkopf.
"Nicht direkt."

Flashing Girl (Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt