Wahrheit

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Das konnte er einfach nicht ernst meinen. Ich wartete darauf, dass er anfing zu lachen und mir sagen würde, dass das alles ein schlechter Scherz war. Aber dies passierte nicht.
Tim lag unter mir und sah mich schuldbewusst an.
Langsam realisierte ich, was hier gerade passierte.
,,Du verarschst mich doch."
,,Nein..."
,,Das ist jetzt nicht dein Ernst. Das kannst du nicht ernst meinen."
Er nickte nur.
,,Du erzählst mir, dass du mich liebst, knutscht mit mir rum, jetzt sitze ich halbnackt auf dir und du erzählst mir plötzlich, dass du eine Freundin hast?!", schrie ich ihn an.
,,Es tut mir ja leid, aber..."
,,Nichts aber! Du betrügst gerade deine Freundin! Und kurz davor sagst du noch, dass du nur mich liebst. Tim, was hast du dir dabei eigentlich gedacht?"
Die Wut auf Tim war verschwunden. Stattdessen machte sich Enttäuschung und Trauer breit.
Ich ließ seine Hand los und schubste die andere ebenfalls von mir weg. Dann ließ ich mich vorsichtig zur Seite fallen.
Jetzt lagen Tim und ich Schulter an Schulter, halbnackt und nass, auf seinem Wohnzimmerboden und schwiegen uns an.

,,Es tut mir so leid, Stegi.", durchbrach Tim die Stille. Es war nicht mehr als ein Hauch, trotzdem verstand ich jedes Wort.
Er schaute zu mir herüber, aber mein Blick blieb stur an die Decke gerichtet.
,,Ich liebe sie schon lange nicht mehr. Ich glaube sogar, dass ich sie nie wirklich geliebt habe. Sie war nur eine Ablenkung für mich."
,,Ablenkung wofür?"
,,Weil ich mir sicher war, dass ich dich nie 'meins' nennen könnte. Weil ich immer gedacht hatte, du wärst nicht schwul. Weil ich mich nicht getraut habe, mich dir zu zeigen, aus Angst, du könntest mich hässlich finden.
Außerdem wollte ich dich ein bisschen eifersüchtig machen ... nur leider hat sie an diesem einen Tag die ganze Zeit gelacht und du hast sie zu früh gehört. Als du dann gefragt hast, wer das bei mir ist, war ich einfach überfordert. Ich war nicht auf dich wütend, sondern auf sie. Es tut mir so leid."
,,Seit wann bist du mit ihr zusammen?", fragte ich nach einiger Zeit.
Tim überlegte kurz.
,,Das müssten jetzt knapp fünf Monate sein."
,,Und du hast es in diesen fünf Monaten nicht für nötig gehalten, deinem besten Freund was davon zu erzählen?"
,,Ich hatte Angst vor deiner Reaktion."

Wieder schwiegen wir.
,,Und was jetzt?", fragte er mich.
Ich drehte meinen Kopf zu ihm.
,,Ich geh jetzt erstmal duschen. Dann sehen wir weiter."
Mit diesen Worten stand ich auf und ging ins Bad.
Von Tim hörte ich nur noch ein Seufzen.

Während dem Duschen machte ich mir Gedanken über den heutigen Tag.
Es war zwar erst 16 Uhr, aber es war doch schon viel passiert.
Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass Tim seine Freundin mit mir betrogen hatte. Geschweige denn, dass er mir nie etwas von ihr erzählt hatte. Auch wenn sie nur zur Ablenkung gedient hatte.

Nun lag es an mir, wie es weiter gehen sollte. Aber was war das Beste für mich? Für uns?

Selbst als ich bereits wieder im Wohnzimmer saß und Tim duschte, dachte ich noch darüber nach.
Nach langem hin und her hatte ich mich endlich entschieden.

Unruhig wartete ich darauf, dass Tim endlich fertig war.
Als dieser den Raum betrat, sprang ich sofort auf und lief auf ihn zu.
Vor ihm blieb ich stehen. Er schaute mich überrascht an.
,,Tim? Ich verzeihe dir."
Er war überglücklich.
,,Aber..."
Sein Lächeln verschwand etwas und wich einem ängstlichen Blick.
,,...du musst hier und jetzt mit deiner Freundin schluss machen."
Bestimmend sah ich ihn an.
Dabei hielt ich ihm sein Handy vor die Nase.
Er schaute mich an, dann auf sein Handy und schließlich wieder zu mir.
Entschlossen nahm er mir das Gerät aus der Hand und tippte darauf herum.
Er stellte auf Lautsprecher.
Dann hörte man ein paar mal diesen Ton, wenn man wartete, dass jemand abnahm.
Das Geräusch hörte auf, sie nahm also ab.

☆☆☆☆☆
Hier noch ein Teil.
Das war's dann wieder für heute.
Wenn ich ehrlich bin, gefallen mir die letzten zwei Kapitel nicht wirklich, aber yollo kapollo.
☆☆☆☆☆

Stexpert - Das erste TreffenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt