Prolog

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Der Abend dämmerte und sie stand in der Küche und bereitete sich ihr Essen zu. Dieses bestand aus wenigen Kohlenhydraten, sie musste schließlich schön schlank bleiben, also ein Ei und ein wenig Obst. Sie hörte Musik aus dem Radio und summte ihr Lieblingslied mit, das gerade lief. Plötzlich rumpelte es. Es hörte sich an, als würde es von draußen kommen. Sofort erstarrte sie und stellte das Radio aus. Angestrengt lauschend wartete sie, dass irgendwas passierte. Vorsichtig schlich sie zur Haustüre und drückte ihr Ohr dagegen. Dann spähte sie durch den Spicker. Mrs. Shapiro, ihre Nachbarin, stand im Flur, die Einkaufstüten auf dem Boden verteilt, während die alte Dame ihren Hausschlüssel suchte. Gott, war sie heute wieder schreckhaft. Trotzdem verspürte sie jetzt keinen Hunger mehr. Um sich abzulenken und um sich keine unnötigen Gedanken zu machen schaltete sie den Fernseher und eine Reality-Show ein. Trotzallem fand sie keine Ruhe und so machte sie sich auf einen Rundgang durch das zweistöckige Appartement. Sie schaute in alle 13 Zimmer und achtete darauf, dass alle Türen und Fenster verschlossen waren

Zum Schluss ging sie zur Haustür, schloss diese ab und schaltete die Alarmanlage an. So, die Festung war gesichert. Sie kam sich schon ein wenig albern vor. Ihr Essen stand noch immer unberührt auf der Küchentheke, also nahm sie es mit, sie musste schließlich bei Kräften bleiben, wenn sie morgen bei ihrem Fotoshooting nicht umkippen wollte. Das Essen und Fernsehen lenkte sie ein wenig ab.

Trotzdem fühlte sie sich beobachtet, sie war nicht alleine. Sie nahm den Teller von ihrem Schoß und brachte ihn in die Küche. Warum hatte sie eigentlich eine solche Angst? Sie konnte sich doch selbst verteidigen, nach dem Kurs, in den ihre Mutter sie mit zehn Jahren gesteckt hatte. War vielleicht alles schon ein bisschen verstaubt, aber ein paar Kniffe würde sie noch drauf haben. Um sich noch sicherer zu fühlen, ging sie zum Abstellraum und holte ihren Baseballschläger heraus. Der konnte nie schaden.

Um elf Uhr konnte sie kaum noch ihre Augen offen halten, also ging sie, ihre neuen Paranoia zum Trotz ins Bett.

Zitternd und schwitzend wachte sie auf. Sie hatte schlecht geträumt. Trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, von etwas anderem geweckt worden sein. Von einem Geräusch. Verschreckt lauschte sie in die Dunkelheit. Nichts rührte sich. Sie schlug die verhedderte Decke zurück und stand auf. Im Flur spähte sie über das Treppengeländer nach unten. Unter der Wohnzimmertüre schimmerte Licht hindurch. Waren ihre Eltern etwa schon wieder daheim? Sie war alleine zu Hause, ihre Eltern waren auf Geschäftsreise. Sie fröstelte in ihrem dünnen Nachthemd, ein kalter Luftzug streifte ihre nackten Beine.

Langsam stieg sie die Treppe hinunter, sorgsam auf die knirschenden Treppenstufen achtend. Plötzlich hörte sie wieder Geräusche. Sie hielt inne. Stille. Sie ging weiter. Als sie an der unteren Stufe angekommen war, ging plötzlich die Türe auf. Sie erkannte im Bruchteil einer Sekunde, wen sie vor sich hatte, bevor er sich ihr näherte. In seiner Hand hielt er einen Schuh. Einen High-Heel. Sie sah wie er grinste und sie überlief eine Gänsehaut. Langsam bewegte er sich Schritt für Schritt auf sie zu.
„ Schön dich zu sehen", sagte er mit seiner rauen Stimme. Er flüsterte fast. „ Erinnerst du dich an mich?"
Sie konnte sich nicht bewegen. Ihn nur anstarren, während Bilder durch ihren Kopf spukten. Sie wusste, warum er hier war. Er würde sich rächen. Mit einem schnellen Sprung war er plötzlich bei ihr, packte sie an der Kehle, sodass sie kam mehr Luft bekam. Sie strampelte und versuchte sich zu befreien. Er ließ nicht los. Sie sah noch den erhobenen Schuh, der auf sie zu kam, bevor, sie von einem tiefen Schwarz verschluckt wurde.

The death comes on High-HeelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt